Nachtkrieger
dass ihm Tränen in die Augen stiegen. Als er sich unbeobachtet fühlte, tauchte er eine Hand in die Schüssel mit Wasser. Er befeuchtete Beatrice die Stirn und flüsterte ihren Namen, um sie nach altem Brauch auf der Welt willkommen zu heißen.
»Na, meine Kleine«, sagte er und küsste sie auf die Stirn. Verwundert stellte er fest, dass ihm ein leicht salziger Geruch in die Nase stieg. »Riechen alle Babys nach Brühe?«
»Nur für kurze Zeit«, antwortete Merewyn lachend. »Dann riechen sie nach etwas anderem.«
»Wonach denn? Oh, ich verstehe.«
»Darum braucht Ihr Euch gottlob nicht zu kümmern, My Lord«, warf Bôte ein.
Ganz im Gegenteil,
dachte er, und abermals stieg Panik in ihm hoch, denn er wusste überhaupt nicht, wie er das machen sollte. Offenbar sah man ihm seine Hilflosigkeit an, denn Merewyn legte ihm beruhigend ihre Hand auf den Arm und sagte: »Wenn Ihr wollt, zeige ich es Euch, My Lord. Es ist gut, wenn auch ein Vater weiß, wie es geht.«
Bôte und Alaida sahen Merewyn erstaunt an, Ivo aber sagte erleichtert: »Ich wäre sehr dankbar, wenn du es mir zeigen würdest, Heilerin. Am besten gleich jetzt.«
»Aber ich habe die Kleine doch gerade erst gewickelt«, wandte Bôte ein.
»Dann wird sie eben noch einmal gewickelt. Schließlich bin ich ihr Vater, und ich wüsste gern, wie man so etwas macht, auch wenn ich nie in die Verlegenheit kommen sollte.« Ivo legte Beatrice in Merewyns Arme. »Zeig mir, wie man sie wickelt.«
Amüsiert sah Alaida zu, wie Merewyn Beatrice ans Fußende des Bettes legte und ihr die Wickeltücher abnahm. »Das hier ist ein Dreieckstuch. Ihr werdet sehen, es geht ganz einfach.« Sie legte das Tuch zurecht und schlang die Enden um den winzigen Babypopo. »Man sollte die Wickeltücher möglichst häufig wechseln, damit die Haut des Babys nicht wund wird. Deshalb muss man sowohl das Baby als auch die Tücher gründlich waschen. Anschließend wickelt man sie in ein weiteres Tuch, damit alles gut hält. Seht Ihr?«
»Zeig es mir noch einmal«, sagte Ivo.
Merewyn tat wie geheißen. Sie wickelte Beatrice wieder aus und führte die Prozedur noch einmal vor, ungeachtet eines missbilligenden Schnaubens von Bôte. »Wenn man keinen sauberen Waschlappen zur Hand hat, nimmt man trockenes Moos oder eine Handvoll Wolle«, erläuterte Merewyn, um Ivos nächster Frage zuvorzukommen. »Und Ihr müsst aufpassen, dass Ihr das Baby nicht verletzt, wenn Ihr die Tücher feststeckt.«
»Natürlich. Hab Dank«, sagte Ivo tonlos.
Ich kann sie nicht einfach mit in den Wald nehmen,
dachte er.
Bitte, Odin, lass es nicht so weit kommen. Befrei mein Kind von dem Fluch, der auf mir lastet. Ich wäre bereit, alles dafür zu tun. Alles.
»Ich danke dir ebenfalls, Merewyn«, sagte Alaida. »Ich wusste auch nicht, wie man ein Kind wickelt. Bôte hat nämlich ein Geheimnis daraus gemacht. Wahrscheinlich wollte sie sich ihren Posten für die nächsten Jahre sichern, denn alle wissen ja, wie gern ich sie loswürde.«
Bôte schnaubte verächtlich und nahm das Baby auf den Arm. »Von wegen Geheimnis! Es bestand keine Notwendigkeit, es Euch zu zeigen, denn Ihr braucht das Baby ja nicht selbst zu wickeln, My Lady.«
»Wenn es nach dir ginge, bräuchte ich ohnehin nichts weiter zu wissen als ihren Namen«, gab Alaida zurück und stieß einen tiefen Seufzer aus, der fast nach einem Gähnen klang.
»Seht Ihr, Ihr seid doch erschöpft«, sagte Bôte. Sie legte Alaida das Baby wieder in die Arme. »Bevor Ihr einschlaft, solltet Ihr sie aber noch ein wenig stillen, damit die Milch einschießt. Das heißt, es ist Zeit für Euch zu gehen, My Lord. Denn das ist nun wirklich keine Männersache.«
»Er wird nichts zu sehen bekommen, das er nicht bereits kennt«, wandte Alaida ein.
»Nein, Bôte hat recht. Ich werde gehen«, sagte Ivo. »Nur noch einen Moment«, fügte er an Bôte und Merewyn gerichtet hinzu, und die beiden zogen sich ein paar Schritte zurück.
Als Ivo Alaida ansah, tat er das in dem schmerzlichen Bewusstsein, dass es möglicherweise das letzte Mal wäre. Sollten Aris Visionen sich bewahrheiten, wäre er beim nächsten Sonnenuntergang bereits mit seinem Kind auf der Flucht und würde Alaida ihrem Schicksal überlassen müssen, für das er verantwortlich war.
Während er vor ihrem Bett stand, schnürte Alaida ihr Gewand auf und legte sich Beatrice an die Brust, die bislang einzig und allein ihm gehört hatte. Beatrice öffnete ihr Mündchen, fand nach kurzer Suche Alaidas Brustwarze und
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