Nachtkrieger
unterzeichnen.
Noch immer lachend, führte Ivo Alaida die Estrade hinunter. »My Lady. Der Priester erwartet uns bereits. Je eher wir unser Ehegelübde ablegen, desto schneller könnt Ihr Euch
meinem
Willen beugen.«
Eine weitere Lachsalve begleitete sie durch die Halle und zur Tür hinaus, an der Ivo Alaida ihren kichernden Frauen übergab, die sie in ihren Umhang hüllten und auf der Stelle in die kleine Hauskapelle geleiteten. Die Männer, die nicht mit derbem Humor sparten, griffen nach den Fackeln und folgten ihnen. Gelächter schallte über den Hof, als sich herumsprach, was Ivo gesagt hatte.
»Du hast eine eigenwillige Art, einer Frau den Hof zu machen«, übertönte Brand, der gemeinsam mit Ivo hinter den anderen herging, den Lärm.
»Sie hat mich herausgefordert.«
»Und nun würde sie dir sicher am liebsten den Hals umdrehen.«
»Das geht vorbei.«
»Und wenn nicht?«
»Lieber eine wütende Frau im Bett als eine verängstigte.«
»Eine lachende wäre noch besser.«
»Aye«, stimmte Ivo zu und sagte mit vielsagendem Grinsen: »Am allerbesten wäre natürlich eine stöhnende.«
Brand wies mit dem Kopf auf Alaida, die vor der Tür der Kapelle wartete. »Ich würde meinen besten Armreif darauf verwetten, dass du diesen Lippen heute Nacht weder das eine noch das andere entlockst.«
Ivo betrachtete seine Braut, die mit zorniger Miene und geballten Fäusten vor der Kapelle stand. Sie schien nicht minder aufgebracht als am Abend zuvor.
Und am Abend zuvor … als ihr für einen Augenblick der Atem stockte, in der Erwartung, er werde sie küssen. Daraus könnte sich durchaus etwas machen lassen.
»Die Wette nehme ich an«, sagte Ivo.
Hurensohn.
Pautonnier de linage felon.
Schweinepriester.
Alaida hatte ihr bisheriges Leben zwischen normannischen Rittern und angelsächsischen Bauern verbracht und somit eine ganze Palette Schimpfwörter in beiden Sprachen parat. Im Geiste ging sie alle durch, aber sie fand nichts, was Lord Ivo de Vassy gerecht wurde.
O Gott! Wenn sie doch ein Mann und ein Ritter wäre, sie kochte, als sie Ivo auf sich zustolzieren sah. In seinem wehenden grauen Umhang sah er aus wie ein riesiger Vogel mit schlagenden Schwingen. Ja, sie würde dafür sorgen, dass ihm das süffisante Grinsen verging, dann würde sie das Schwert gegen ihn und den König führen, der ihn zum neuen Baron von Alnwick gemacht hatte. Aber sie war kein Mann, und de Vassy war nun der Grundherr. Also biss sie sich auf die Zunge, als er auf die Stufen der Kapelle trat und seinen Platz an ihrer rechten Seite einnahm. Angesichts der Kälte zog sie ihren Umhang fester um sich und wappnete sich für das Unvermeidliche.
De Vassy beugte sich zu ihr hinunter, als wolle er sie auf die Wange küssen. »Lächeln!«, raunte er ihr zu, halb scherzend, halb befehlend. »Sonst erschreckt Ihr noch den guten Priester mit Eurer finsteren Miene.«
Kurz darauf erschien Vater Theobald, der vorausgegangen war, um zu beten. Als er Alaidas mürrisches Gesicht sah, musterte er sie erstaunt und zögerte.
»Beeilt Euch, Priester!«, knurrte Brand, der an der Seite seines Freundes stand. »Bevor wir alle Eis pinkeln.«
Johlendes Gelächter ertönte, und Vater Theobald bekreuzigte sich hastig. Dann fragte er mit, wie Alaida zu hören meinte, leisem Zweifel in der Stimme: »Seid ihr aus freien Stücken erschienen, um im Angesicht Gottes und vor Zeugen den heiligen Bund der Ehe zu schließen?«
»Jawohl«, antwortete Ivo, ohne Alaida zu Wort kommen zu lassen. Er zog einen Ring vom kleinen Finger und nahm ihre Hand. »Ich, Ivo, nehme dich, Alaida …«
Ohne Widerstand zu leisten, nahm Alaida den Ring entgegen und sprach mit tonloser Stimme das Ehegelübde. Anschließend besprenkelte Vater Theobald das Brautpaar mit Weihwasser, das mit Ysop versetzt war.
»Ego conjugo vos in matrimonum. In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Amen.«
Als Ivo sich dieses Mal zu Alaida hinunterbeugte, tat er es tatsächlich, um sie zu küssen. Alaida zwang sich, ruhig stehen zu bleiben, als seine Lippen die ihren berührten, um den Bund der Ehe zu besiegeln. Es war nicht mehr als der Kuss am Abend zuvor – aber auch nicht weniger –, und abermals wurden Alaida die Knie weich, als Ivo sich schließlich von ihr löste. Mit bedeutungsvollem Lächeln sah er über ihren Kopf hinweg zu Sir Brand, als ginge es um einen Spaß, den nur die beiden verstanden. Dementsprechend lachte der Hüne noch immer leise in sich hinein, während er dem Brautpaar
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