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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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»Gibt es Neuigkeiten, Geoffrey?«
    »Die Halle ist hergerichtet, und das Festmahl ist vorbereitet, My Lord. Wie Ihr seht, sind die Männer des Dorfes eingetroffen, und Vater Theobald erwartet Euch in der Kapelle.«
    »Und Lady Alaida?«, fragte Ivo in möglichst beiläufigem Ton, wobei er es vermied, Brand anzusehen.
    »Sie ist oben in ihrem Gemach mit ihren Frauen, My Lord, um sich fertig zu machen.«
    Ivo fiel ein Stein vom Herzen. »Gut. Ich werde bald nach ihr schicken lassen. Richtet Oswald aus, seine Männer sollen sich bereithalten.«
    »Jawohl, My Lord.« Geoffrey empfahl sich und verschwand in Richtung Küche. Ivo und Brand betraten die Halle und bahnten sich ihren Weg durch Tische und geschäftig umhereilende Dienstboten, um sich am Feuer aufzuwärmen.
    Aris Nachricht war kurz und bündig. Doch sie war schwer zu entziffern, da er sie mit einem Messer in die Baumrinde hineingeritzt hatte.
    Hat ihr ganzes Geld den Armen gegeben. Dachte, du würdest es nehmen. Fast zehn Silbermünzen. Hör auf, Angst zu machen.
    Ivo las die Runen abermals, und dann ein drittes Mal. Er versuchte, sich einen Reim darauf zu machen. Dann reichte er Brand die Baumrinde und warf dem Raben auf dessen Schulter einen finsteren Blick zu. »Man sollte meinen, ein Hofdichter könnte sich besser ausdrücken.«
    »Sieht so aus, als hätte er nicht genügend Licht gehabt«, stellte Brand fest. »›Dachte, du würdest es nehmen‹? Was hast du dem Mädchen angetan?«
    »Keine Ahnung. Nichts. Ich habe sie nur davor gewarnt, in ein Kloster zu flüchten. Wir haben kaum ein Dutzend Worte miteinander gewechselt.« Ivo zerrieb das Stück Rinde zwischen den Fingern und warf es ins Feuer. »Verflucht! Ich habe zu lange in den Wäldern gelebt. Früher wusste ich, wie man mit Frauen umgeht.«
    »Allerdings«, stimmte Brand ihm zu und schnalzte angesichts der Erinnerung an vergangene Zeiten mit der Zunge. »Kannst du dich noch an die Tochter dieses Segelmachers in Kaupang erinnern?«
    Beim Gedanken an den wohlgeformten Körper des Mädchens, huschte ein Lächeln über Ivos Gesicht. »Ingigerd.«
    »Anfangs mochte sie dich nicht mehr als deine Alaida heute. Aber wenn ich mich richtig entsinne, hat es dich ein Fass gesalzenen Fisch und ein ganzes Pfund Silber gekostet, als ihr Vater dich mit ihr auf dem Dachboden seiner Werkstatt erwischte.«
    »Das war sie wert«, sagte Ivo anerkennend. Doch selbst die Erinnerung an die leidenschaftliche Ingigerd konnte den Gedanken an Alaida und die Vorstellung, wie es sich anfühlen würde, mit ihr in dem großen Bett in ihrem Gemach zu liegen, nicht vertreiben. Er änderte seine Sitzhaltung, um seine Erektion zu lösen. »Das ist lange her. Sehr lange. Und im Gegensatz zu heute hatte ich damals Zeit, um Ingigerd zu werben.«
    »Du kannst auch um Alaida werben.«
    Einen ganzen Sommer lang hatte es gedauert, Ingigerd für sich zu gewinnen. Ivo konnte sich glücklich schätzen, wenn ihm mit Alaida ein Monat blieb. Davon wollte er keine einzige Nacht versäumen. Und dann war da noch der König. »William liegt so viel an dieser Burg, dass er auf die Erbgebühr verzichtete und mir sogar hundert Pfund zugesagt hat, um den Bau voranzutreiben. Aber er wartet auf die Nachricht, dass Alnwick und seine Herrin in festen Händen sind. Ich muss sie heute Nacht ins Bett bekommen, damit sie nicht doch in einem Kloster Zuflucht sucht und die Ehe annullieren lässt.«
    »Mmm. Dir bleibt Zeit bis nach dem Essen«, sagte Brand, als ob das seiner Ansicht nach genug wäre. »Sie ist recht heißblütig. Da sollte es dir nicht allzu schwerfallen, einen Funken zu entfachen. Ein wenig Wein, ein paar nette Worte … Aber wenn du der Meinung bist, du wärest ihr nicht gewachsen, können wir auch sofort wegreiten. Dann muss der König eben einen anderen Edelmann finden, der ihr Land und sie nimmt. Und wir könnten die Jagd auf Cwen wieder aufnehmen.«
    Ivo ging nicht darauf ein. »Du!«, sagte er und wies mit dem Finger auf eine der Mägde. »Bring mir heißes Wasser und ein sauberes Gewand! Und schick Geoffrey zu mir!«
    »Aus meinem Plan wird wohl nichts«, sagte Brand zu dem Raben auf seiner Schulter und fügte an Ivo gerichtet hinzu: »Na ja, immerhin ist sie nicht davongelaufen. Vielleicht ist sie dir ja mehr zugetan, als du annimmst.«
    »Vielleicht«, räumte Ivo ein, obwohl Zweifel an ihm nagten.
    Brand schien recht zu haben, denn als Ivo Alaida rufen ließ, erschien sie sogleich am Kopf der Treppe mit ihren Frauen. Sie war blass und

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