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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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kam auch ihr ein ganz anderer Gedanke. »Denkt Ihr diesbezüglich etwa an die Schotten?«
    »Die sollte man nie außer Acht lassen, My Lady.«
    »Aye. Aber derzeit ist mir nichts von Aufständen bekannt. Und ehrlich gesagt, bezweifle ich, dass unsere Freunde aus dem Norden etwas damit zu tun haben.«
    Wie auch immer, in der Vergangenheit hatten sich Oswalds Vorsichtsmaßnahmen bereits des Öfteren als sinnvoll erwiesen.
    »Also gut. Schickt, wen immer Ihr für geeignet haltet. Dennoch wage ich zu behaupten, dass My Lord und seine Männer es sich in irgendeiner Halle gutgehen lassen, mit einem Krug Bier für jeden und ohne einen Schotten in Sicht.«
Mit einem Krug Bier und einer Frau für jeden. Oder würden sie eine Frau etwa miteinander teilen?
Schon der Gedanke macht Alaida krank.
    »Das will ich hoffen«, sagte Oswald und verabschiedete sich mit einer Verbeugung.
    »Bestimmt geht es ihnen gut, My Lady«, sagte Hadwisa.
    »Ganz bestimmt!«, bekräftigte Alaida und konnte sich kaum noch beherrschen. »Sicher sind sie auf der Jagd. Ich bin gespannt, welche Beute sie mitbringen«, fügte sie hinzu und widmete sich wieder ihrer Näharbeit.
     
    Als Ivo am Abend kam, um Brand abzuholen, trug dieser die Kleidung, die Merewyn ihm gegeben hatte. Und er hatte wieder ein wenig Farbe im Gesicht.
    »Du siehst ja schon besser aus«, sagte Ivo und stieg vom Pferd. »Aber du riechst noch genauso schlecht«, fügte er hinzu und rümpfte die Nase.
    »Du riechst auch nicht viel besser«, gab Brand zurück und wies auf Ivos Brust. »Was ist dir passiert?«
    Ivo sah an sich hinunter und erklärte: »Ari war der Meinung, für zwei Männer, die ein Wildschwein erlegt haben, sähen wir viel zu sauber aus.« Er reichte Brand seine Kleidung, die er hinter Krakens Sattel festgeschnürt hatte, und sagte: »Sieh dir an, was er mit deinen Sachen gemacht hat.«
    »Donnerwetter!«, sagte Brand und hielt sein Gewand und seine Hose hoch. Nicht damit genug, dass Ari beide Kleidungsstücke mit dem Blut des Wildschweins getränkt hatte, er hatte auch noch Löcher hineingeschnitten, die sich in etwa an den Stellen befanden, die zu Brands Verletzungen passten, und sie mit einer besonders dicken Schicht Blut versehen. »Das war einmal ein schönes, wärmendes Gewand! Das beste, das ich seit Jahren hatte. Wenn ich diesen Vogel in die Finger kriege, dann reiße ich ihm jede Feder einzeln von seinem mickrigen Hintern!«
    Ivo lachte, als der Rabe davonflatterte, um sich aus Brands Reichweite zu entfernen. »Nun reg dich nicht so auf! Er hat doch recht. Wie hätte es denn sonst ausgesehen: Wir schleppen ein totes Wildschwein an, du bist völlig ramponiert, und auf unserer Kleidung ist nicht ein einziger Spritzer Blut?«
    »Jedenfalls werde ich diese stinkenden Klamotten nicht anziehen«, sagte Brand. »Lieber behalte ich das an, was die Frau mir gegeben hat.«
    »Wenn wir zurück auf Alnwick sind, werden wir schon etwas finden, was dir besser passt. Aber du solltest zumindest deine Schuhe anziehen. Ari hat sie weitgehend verschont.«
    »Na ja. Nun sieh dir das einmal an!« Brand zeigte auf einen dicken Fleck an der Seite des einen Schuhs. »Das bekomme ich doch nie wieder raus!«
    »Er hat auch ein paar seiner eigenen Sachen beschmiert. Falls dich das tröstet.«
    »Aber ganz bestimmt nicht seine Schuhe.«
    »Nein, die nicht. Aber dafür kann er sich auch nicht damit rühmen, ein Wildschwein mit bloßen Händen und einem abgebrochenen Ast erlegt zu haben.«
    »Stimmt. Das kann er nicht«, sagte Brand und schien sichtlich aufgeheitert. Er setzte sich auf einen Baumstumpf und zog sich die blutbefleckten Schuhe an. Noch immer stöhnte er bei jeder Bewegung vor Schmerz.
    Ivo sah ihm einen Moment lang zu und war froh, dass nicht er dem Wildschwein begegnet war. Dann hob er Brands ruinierte Kleidung auf, schnürte sie wieder zu einem Bündel zusammen und verstaute sie hinter Krakens Sattel.
    »Führ Kraken hierher«, bat Brand und kletterte unbeholfen auf den Baumstumpf. Er brauchte beinahe ebenso lange, um auf sein Pferd zu steigen, wie in der Nacht zuvor. Und seinem Stöhnen nach zu urteilen, war es nicht minder schmerzhaft.
    »Meinst du, du schafft es bis nach Alnwick?«, fragte Ivo.
    »Natürlich«, sagte Brand und klopfte sich so fest auf die Brust, als spüre er nichts von den Schmerzen, die Ivo ihm kurz zuvor noch deutlich angesehen hatte. »Ich habe doch ein Wildschwein mit bloßen Händen und einem abgebrochenen Ast erlegt!«
    »Allerdings, mein Freund!

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