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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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einem Esel erschreckt. Wie kann man nur auf die Idee kommen, mit nur zwei Mann Jagd auf ein Wildschwein zu machen!«
    »Offenbar war es ein Frechdachs«, gab Ivo zurück, und sein Lächeln verschwand. »Wir hatten nicht vor, das Wildschwein zu jagen. Ganz im Gegenteil, es machte Jagd auf uns – besser gesagt auf Brand, denn ich war gar nicht dabei. Mach nicht so ein Gesicht, Frau!«
    »Was für ein Gesicht?«
    »Dieses hier«, sagte er und schob sein Kinn vor. »Das Gesicht, das besagt, dass du mir nicht glaubst, und falls doch, dass du mich am liebsten auspeitschen lassen würdest. Ja, genau das.«
    Alaida schnaubte verächtlich und legte ein paar Stapel Wäsche in die Truhe zurück. »Nun denn. Sprecht weiter, My Lord. Ich werde mir Mühe geben, meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten.«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich war ein Stück weit von Brand entfernt und hörte den Kampf nur, aber als ich ankam, war das Wildschwein bereits tot, und Brand war blutend davongehumpelt, und ich habe fast die ganze Nacht über in der Dunkelheit nach ihm gesucht.«
    »Und dann habt Ihr beschlossen, das Wildschwein auszunehmen, anstatt Brand nach Hause zu bringen«, sagte Alaida und gab sich keine Mühe, ihr Missfallen zu verhehlen.
    »Ah. Da ist es wieder, dieses Gesicht«, sagte Ivo. »Ari hat sich darum gekümmert, während Brand sich ausruhte, was er ja auch dringend nötig hatte.«
    »Einer von euch hätte Hilfe holen können. Wir hätten euch ein Fuhrwerk geschickt, damit Brand …«
    »Brand hätte sich niemals von mir auf ein Fuhrwerk packen lassen«, sagte Ivo mit Bestimmtheit.
    »Wahrscheinlich nicht«, musste Alaida einräumen, denn sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie Brand auf eine solche Maßnahme reagiert hätte. »Aber hättet Ihr nicht Sir Ari schicken können, um uns zu berichten, was geschehen war?«
    »Das war nicht möglich.«
    Alaida wartete auf eine Erklärung, aber Ivo machte keine Anstalten zu erläutern, warum er Ari nicht hatte schicken können. Er hatte eine verschlossene Miene aufgesetzt, wie so oft, wenn die Sprache darauf kam, warum er und seine beiden Gefährten nicht zugegen waren. Nun denn. Sollte er ihr doch den Buckel herunterrutschen! Alaida erhob sich und ließ den Deckel der Truhe mit lautem Gepolter zufallen. Dann schnappte sie sich die Kleidung, die sie für Brand herausgesucht hatte, und wollte sich um Ivo herummanövrieren. Doch dieser versperrte ihr den Weg.
    Sie ging zwei Schritte zurück und fragte in gereiztem Ton: »Kann ich noch etwas für Euch tun,
Monseigneur?
«
    Abermals lächelte Ivo amüsiert. »Meine Neugier befriedigen.«
    Schon wieder! Offenbar wollte er sich einmal mehr über sie lustig machen. Sie wusste, dass sie sich die Frage lieber hätte verkneifen sollen, und stellte sie dennoch: »Neugier, inwiefern?«
    »In Bezug auf dich. Als wir durch das Tor ritten, schienst du mir … besorgt.«
    »Tom sagte, jemand sei verletzt.«
    »Und da dachtest du, ich wäre es?«
    »Wer auch immer. Wir haben ohnehin nicht genug bewaffnete Reiter. Noch einen zu verlieren, können wir uns nicht leisten. Selbst wenn es einer ist, der uns nur nachts beehrt.«
    »Dann galt deine Sorge also Alnwick.« Ivo kam einen Schritt näher. »Deshalb wäre es dir lieber gewesen, Ari hätte Bescheid gegeben, wo wir waren.«
    »Wir waren alle beunruhigt. Es war bereits der zweite Abend, an dem wir mit dem Essen warten mussten.«
    Ivo kam noch einen Schritt näher. »Und du hast dir keine Sorgen gemacht.«
    »Nein.«
    »Bist du dir da sicher? Du hast dir keine Sorgen gemacht um …« Er stand nun dicht vor ihr. Nur noch eine Handbreit entfernt türmte er sich vor ihr auf, und seine Augen schimmerten dunkel im flackernden Kerzenlicht. »Du hast dir überhaupt keine Sorgen gemacht?«
    Ja doch!,
hätte Alaida am liebsten geschrien.
Ja, ja, ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht, weil ich dachte, du bist verletzt und ich werde zur Witwe, bevor ich überhaupt richtig deine Frau wurde.
Sie wünschte, er würde sie küssen, sie die Treppe hinauftragen und ihr diese furchtbare Verzweiflung nehmen, die sie jedes Mal überkam, wenn sie in seiner Nähe war. Im selben Moment hätte sie ihm am liebsten mit beiden Fäusten gegen die Brust geschlagen, all ihre Wut an ihm ausgelassen und ihm verboten, sie je wieder anzurühren. Doch als er sich langsam zu ihr hinabbeugte, tat sie weder das eine noch das andere. »Ihr habt recht, My Lord. Ich habe mir Sorgen gemacht. Und zwar um meinen silbernen

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