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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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sagte: »Aber ich verstehe nicht, warum sie die Wunde auch hier genäht hat, wo sie gar nicht so tief ist.«
    »Die Verletzung hat stark geblutet, und außerdem war es dunkel«, sagte Brand und zog sich das Hemd herunter. »Wahrscheinlich war nicht genau zu sehen, wie lang die Wunde ist.«
    »Trotzdem ist es merkwürdig, dass Merewyn Euch keinen Verband angelegt hat«, sagte Alaida.
    »Oh, das hat sie. Aber er ist abgegangen.«
    Alaida schob einen von Brands Ärmeln hoch. Die Verletzung am Arm war ebenfalls nicht verbunden. »Hier auch?«, fragte sie.
    »Brand hat sich die Verbände abgerissen«, sagte Ivo. »Weil sie ihn juckten. Er ist nun einmal ein Dickkopf.«
    »Aye«, sagte Alaida verständnisvoll. »Ihr habt wirklich Glück gehabt,
Messire.
Die Wunde am Arm heilt ebenso gut wie die an der Hüfte. Ich weiß ja nicht, welche Kräuter Merewyn Euch aufgelegt hat. Aber wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, die Verletzungen wären schon eine Woche alt. Wir werden die beiden Wunden verbinden und uns dann Euer Bein ansehen.«
    »Aber zuvor braucht er ein heißes Bad«, sagte Ivo. »Er stinkt nach diesem elenden Wildschwein.«
    Alaida schüttelte den Kopf. »Wenn man krank ist, sollte man lieber nicht baden.«
    »Ich bin nicht krank«, wandte Brand ein.
    »Wenn Ihr ein Bad nehmt, werdet Ihr es bald sein«, sagte Bôte. »Ihr werdet Euch nämlich erkälten.«
    »Ach was! Selbst wenn es schneit, bade ich noch im Fluss«, gab Brand zurück. »Bringt mir Wasser und Seife! Wenn es nicht anders geht, werde ich mir den Gestank eben selbst abwaschen.«
    »Und Euch die Wunden wieder aufreißen? Nein,
Messire
«, sagte Alaida kopfschüttelnd. »Wenn Ihr schon unbedingt gewaschen werden müsst, dann von Händen, die zarter sind als Eure. Anschließend werden Eure Wunden verbunden, und Ihr legt Euch ins Bett. Das verfüge ich in meiner Eigenschaft als Lady von Alnwick.«
    »Aber …«, begann Brand und schwieg sogleich, als Ivo sich vernehmlich räusperte. »Wie Ihr wünscht, My Lady.«
    »Wascht ihm auch das Haar. Und wenn Ihr schon dabei seid, könnt Ihr ihm auch gleich den Bart stutzen. Am besten, rasiert Ihr ihn ab – falls Brand Euch lässt«, sagte Alaida zu Bôte, als die Mägde Seife und Handtücher holten, »und sorgt dafür, dass er nicht friert.«
    »Das werden wir, My Lady.«
    »Er braucht frische Kleidung«, sagte Ivo. »Seine Sachen lassen sich nicht mehr stopfen. Was er trägt, hat Merewyn ihm geliehen.«
    »Wir werden dafür sorgen, dass sie alles zurückbekommt, und …«
    »Ich bringe ihr die Sachen selbst zurück«, rief Brand dazwischen. »Ich muss mich noch richtig bei ihr bedanken.«
    »Wie Ihr wollt,
Messire.
Jedenfalls werden wir Euch etwas zum Anziehen besorgen«, sagte Alaida. »Euch beiden«, fügte sie hinzu, als sie sah, dass auch die Cotte ihres Mannes mit Blut befleckt war. »Hadwisa und Eadgyth, ihr geht Bôte zur Hand. Unterdessen werde ich etwas Passendes für unsere beiden Jäger heraussuchen.«
    Alaida nahm sich eine Kerze und machte sich auf den Weg zur Kleiderkammer, während Bôte und die beiden Mägde begannen, Brand aus den zu engen Sachen herauszuschälen. Kaum jemand im gesamten Haushalt hatte derart breite Schultern, und so dauerte es eine Weile, bis Alaida ein Leibhemd und ein Wintergewand fand, das passen konnte. Dann stellte sich die Frage nach der passenden Hose. Rasch hatte sie einen Stapel geflickter Leinenhosen gefunden, die für die Knechte gedacht waren, wenn sie, so wie jedes Jahr, neu eingekleidet wurden. Sie stöberte weiter, um etwas von besserer Qualität zu finden – etwas, was eher für einen edlen Ritter geeignet schien. Geoffrey hätte ihr sicher sofort weiterhelfen können, doch er war noch nicht mit seinem Suchtrupp zurückgekehrt. Möglicherweise lagen die besseren Leinenhosen ja in der Truhe, wo auch die Wäsche der Frauen aufbewahrt wurde. Alaida schlug den Deckel zurück und stöberte in den Tiefen der Truhe.
    »Wurde deine Mutter von einem Dachs erschreckt, als sie dich unter dem Herzen trug?«, fragte Ivo plötzlich hinter ihr, in genau dem Moment, als Alaida die passende Hose gefunden hatte. Sie richtete sich auf, drehte sich um und sah ihn im Türrahmen stehen. Er hatte sich seiner blutverschmierten Cotte entledigt und trug nur noch Hemd und Hose und ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen. »Das ist nun schon das zweite Mal, dass ich dich graben sehe.«
    Doch Alaida war nicht zum Scherzen aufgelegt. »Demnach wurde deine Mutter wohl von

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