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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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vor, Ihr liegt unter mir und unsere Körper verschmelzen miteinander«, flüsterte er. »Schickt Eure Frauen heute Abend fort. Ich werde Euer einsames Lager mit Euch teilen und Euren Körper zum Erklingen bringen.«
    »Ich bin meinem Gemahl treu ergeben, und daran wird sich auch nichts ändern,
Monseigneur
«, sagte Alaida mit Bestimmtheit und wappnete sich, um gegebenenfalls zu einem Verteidigungsschlag auszuholen. »Lasst mich los!«
    »Nur ein Kuss, damit Ihr wisst, was Euch erwartet.«
    Rücksichtslos presste er seinen Mund auf ihre Lippen und versuchte, sie zu öffnen. Alaida holte mit der Peitsche aus, um Lord Robert damit ins Gesicht zu schlagen – Abgesandter des Königs hin oder her.
    Doch das war gar nicht mehr nötig, denn plötzlich stürzte etwas vom Himmel herab. Ein kreischender, flügelschlagender Blitz mit scharfen Krallen schoss wenige Zentimeter über ihre Köpfe hinweg. Fluchend zuckte Lord Robert zusammen, als sein Pferd scheute und sich wiehernd aufbäumte. Lark, nun wieder frei, tänzelte nervös zurück. Alaida klammerte sich an ihren Sattel, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Der Adler flog in einem Bogen um sie herum und schoss wie ein Pfeil auf Lord Robert zu. Dieser heulte auf vor Schmerz, denn der Vogel hatte ihm nicht nur die Kopfbedeckung geraubt, sondern gleichermaßen ein Stück seiner Kopfhaut. Blut rann ihm über das Gesicht.
    Bevor er Zeit hatte, zur Besinnung zu kommen, überließ Alaida ihn sich selbst. Sie drückte Lark ihre Hacken in die Weichen und preschte den Abhang hinunter. Unterhalb des Hügels hatte Edric sie bereits erspäht. Sogleich ritten ihre Leute ihr entgegen, dicht gefolgt von de Jeunes Männern. Ari war als Erster bei ihr.
    »Lord Robert ist verletzt. Kümmert Euch um ihn«, rief Alaida und galoppierte an den Männern vorbei. Ari schrie seinen Leuten ein paar knappe Anweisungen zu, und schon gruppierten sie sich um Alaida. Trieben ihre Pferde an, jagten durch das Dorf, vorbei an verblüfften Bewohnern, ohne ein einziges Mal anzuhalten, bis Alaida in den Mauern von Alnwick in Sicherheit war.
     
    »Sieht böse aus, die Verletzung«, sagte Bôte, als sie mit einem Kästchen voller Salben und Kräuter in das herrschaftliche Gemach zurückkam. »Wir haben die Wunde gesäubert, sie wird also gut verheilen. Aber die Haare werden nicht nachwachsen.«
    »Wie bedauerlich«, sagte Alaida und dachte genau das Gegenteil. Sie hatte niemandem von Lord Roberts Annäherungsversuch erzählt, nicht einmal Bôte, sondern alle im Glauben gelassen, sie sei vor dem Adler geflohen. Und vorausgesetzt Lord Robert war kein völliger Dummkopf, war er gut beraten, sich dieser Version anzuschließen – in Gegenwart der anderen zumindest. Und die würde es von nun an stets geben. Das hatte Alaida sich geschworen, selbst wenn sie das ganze Dorf dafür hätte ins Haus holen müssen. So war sie von nicht weniger als zehn Frauen umgeben.
    »Ich frage mich, welcher Dämon in diesen Adler gefahren ist und ihn dazu gebracht hat, sich auf Lord Robert zu stürzen«, sagte Bôte und machte sich daran, die Kerzen zu entzünden.
    »Kein Dämon. Lediglich der Pelz der Mütze Seiner Lordschaft«, sagte Alaida und beschloss, die Mütze, den Pelz und den Adler in ihr Abendgebet einzuschließen. »Sicher hielt das arme Tier sie für eine leichte Beute.«
    »Das arme Tier?«, fragte Hadwisa ungläubig.
    »Was würdest du denn davon halten, wenn du mit einem Eichhörnchen zum Abendessen gerechnet hättest und nichts weiter bekämst als gekochte Wolle und Haare?«
    Die Frauen brachen in Gelächter aus. Dann sagte Bôte: »Der Vogel sollte froh sein, dass er heute überhaupt noch eine Mahlzeit erhält. Lord Robert hat nämlich geschworen, ihn gleich morgen mit einem Pfeil zu durchbohren.«
    »Das darf er nicht! Er hat kein Recht dazu, auf Alnwick zu jagen, jedenfalls nicht ohne triftigen Grund.«
    »Der Vogel hat ihn angegriffen, My Lady.«
    »Der Vogel hat seine Kopfbedeckung angegriffen. Ich werde nicht zulassen, dass er dafür getötet wird.«
    »Ich dachte, Ihr würdet Euch vor ihm fürchten, My Lady«, sagte Rohesia, die an ihrem Spinnrad saß. »Edric sagte, Ihr wärt davongeritten, als sei der Satan hinter Euch her.«
    »Der plötzliche Angriff hat mich erschreckt. Und das viele Blut.«
    Letzteres ließ Bôte stutzig werden, denn Alaida hatte der Anblick von Blut noch nie etwas ausgemacht, nicht einmal als Kind. Das wusste Bôte genau. Nachdenklich sah sie Alaida an und wandte sich dann an Tom,

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