Nachtkrieger
Gelegenheit de Jeune mit ihr zu beobachten. Schon bei dem Gedanken daran erigierte er.
»Habt vielen Dank, fitz Hubert«, sagte Lord Robert und streifte seine Handschuhe über.
»Stets zu Diensten, My Lord«, antwortete Neville und verbeugte sich.
Lord Robert stieg auf sein Pferd und ritt an Alaidas Seite durch das Tor. Er lehnte sich zu ihr hinüber und sagte etwas, woraufhin sie lächelte.
Ein vielversprechender Beginn,
dachte Neville und sah ihnen hinterher. Dann suchte er sich ein dunkles Eckchen in der Scheune. Nach ein paar heftigen Handbewegungen ergoss er sich ins Heu, während er sich vorstellte, wie Seine Lordschaft sie auf die Knie zwang und wie angekündigt von hinten nahm, diese läufige Hündin.
Nachdem sie durch das Tor geritten waren, wandte de Jeune sich nach Nordwesten in Richtung der Aln-Wälder. Sogleich fing Ari Alaidas Blick auf und sagte: »Verzeiht, My Lady, sagtet Ihr nicht, Ihr wolltet in Kürze nach Swinlees reiten? Heute wäre eine gute Gelegenheit.«
Alaida hatte nichts dergleichen verlauten lassen, doch Aris Worte klangen so eindringlich, dass sich ihr die Haare sträubten. Offenbar wollte er nicht, dass sie mit Lord Robert und seinen Männern durch den Wald ritt. Und wenn Ari es nicht wollte, war das Grund genug.
»Gut, dass Ihr mich daran erinnert,
Messire.
My Lord, würde es Euch etwas ausmachen, wenn wir nach Süden reiten?«
Ohne de Jeunes Antwort abzuwarten, dirigierte sie Lark in Richtung Swinlees, und Ari und ihre Männer folgten ihr geschlossen. Lord Robert sah Ari irritiert an, doch nach einem Moment schlossen seine Ritter und er sich Alaida ebenfalls an. »Wie könnte ich etwas dagegen haben, My Lady? Ihr bestimmt den Weg.«
Nun jedoch stellte sich das Problem, sich einen plausiblen Grund einfallen zu lassen, warum man ausgerechnet nach Swinlees wolle, denn dort gab es nichts als Weideland. Alaida ließ sich von Ari die Grenzen zeigen. Er tat dies mit beeindruckender Genauigkeit, was angesichts der wenigen Wochen, die er erst auf Alnwick verbracht hatte, umso erstaunlicher war. Anschließend sprachen sie über die Anzahl der Schafe, die eine Weide verkraften konnte. Als Alaida fieberhaft überlegte, welch triftigen Grund sie als Nächstes zum Thema machen konnte, wies Edric auf eine Gruppe Rehe, die ein Stück weiter südlich grasten.
»Wollen wir sie jagen?«, fragte Lord Robert.
»Noch ist Fastenzeit, My Lord«, sagte Alaida. »Es wäre Verschwendung, Wild zu jagen, das wir nicht auf den Tisch bringen.«
»Aber wir werden sie doch nicht töten, My Lady. Wir wollen sie nur ein wenig jagen«, antwortete Lord Robert und tätschelte ihre Hand. »Rein zum Vergnügen.«
Alaida hatte nichts dagegen einzuwenden. Sie nickte, und schon galoppierten sie den Rehen hinterher, bis diese in einem Dickicht aus Stechginster verschwanden. Alaida zügelte ihre Stute, denn sie hatte nicht die Absicht, sich ihr Gewand an den dornigen Büschen zu zerreißen.
»Gut gemacht, My Lady«, sagte Lord Robert und ritt neben ihr her. »Ihr seid eine furchtlose Reiterin und sitzt fest im Sattel.« Er wies nach Süden und fragte: »Wollen wir weiterreiten?«
»Weiter südlich beginnt das Sumpfgebiet.«
»Dann weist Ihr uns den Weg. Wir reiten, wohin Ihr wollt.«
Alaida wandte sich zurück in Richtung Alnwick, und erst in dem Moment fiel ihr auf, wie sehr sie sich verspannt hatte. Dabei war es doch nichts weiter als ein Ausritt mit einem Edelmann, der sich offenbar zu benehmen wusste – auch wenn er ihr gelegentlich ein wenig zu nahe kam, beispielsweise als er zum zweiten Mal ihr Bein streifte. Lord Robert setzte ein gewinnendes Lächeln auf und sagte: »Verzeiht, My Lady.«
»Natürlich. Hattet Ihr überhaupt schon Gelegenheit, auf die Burg hinabzuschauen?«
»Bei dem Wetter? Leider nicht.«
»Ich kenne eine Stelle, von der aus man eine sehr gute Aussicht hat.«
Alaida ritt voraus zu einer Lichtung auf dem Hügelrücken. Von dort aus konnte man das Dorf und die bereits halb gepflügten Felder überblicken. Noch überragte das Herrenhaus mit seinen Nebengebäuden die Cottages und Hütten. Doch von hier oben aus war bereits zu erkennen, dass Wohn- und Festungsturm und Motte bald alles andere in den Schatten stellen würden.
»Ich halte es nach wie vor für einen Fehler, dem Feind die strategisch günstigere Position auf der Anhöhe zu überlassen«, sagte Lord Robert. Er wies auf die Ruine einer ehemaligen Hügelburg und fügte hinzu: »Das war schon in alten Zeiten
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