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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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sicher nicht, dass er mir diese Wunde am Kopf zugefügt hat?«
    »Nein, aber es würde mir noch weniger gefallen, wenn der Adler sterben müsste, weil er seinem natürlichen Instinkt gefolgt ist. Wie ich meinen Frauen bereits erklärte, hielt er Eure Kopfbedeckung möglicherweise für eine … eine Wanderratte.« Nun war es an Alaidas Leuten, in Gelächter auszubrechen. Mit einem zynischen Lächeln fügte sie hinzu: »Wer weiß, vielleicht dachte er auch, er müsse mich beschützen.«
    Sogleich verstummte das Gelächter, und zorniges Gemurmel erfüllte die Halle. Einige von Lord Roberts Rittern erhoben sich voller Unwillen, und Alaida sah, dass Oswalds Hand sich um sein Schwert schloss.
    »Beschützen? Wovor? Ihr wisst sehr gut, dass ich Euch nichts zuleide tun würde, My Lady«, sagte Lord Robert mit schmeichelnder Stimme.
    »Natürlich. Schließlich seid Ihr der Abgesandte des Königs und darüber hinaus ein Gentleman, der niemals gegen den Willen einer Dame handeln würde.« Alaida setzte ein Lächeln auf. »Und da ich das weiß, sage ich Euch noch einmal: Dem Adler wird kein Schaden zugefügt.«
    »Bedaure, das kann ich Euch nicht versprechen, My Lady.«
    »Aber mir vielleicht«, meldete sich eine Stimme aus dem Hintergrund.

Kapitel 17
    M it einem spöttischen Lächeln auf den Lippen löste sich Ivo aus einer Gruppe Männer. »Oder wollt Ihr es Euch zur Gewohnheit machen, auf fremdem Territorium zu jagen, Robert?«
    Die Tatsache, dass er de Jeune nicht mit seinem Titel ansprach, war ein Zeichen der Vertrautheit oder der Missbilligung – de Jeunes zornrotem Gesicht nach zu urteilen wohl eher Letzteres.
    »Nur wenn es um ein Tier geht, das gefährlich werden kann«, antwortete de Jeune mit gepresster Stimme. »Das wollte ich My Lady gerade erklären.«
    »Tatsächlich? Fahrt ruhig fort!« Ivo ging zur Treppe und lächelte nicht mehr. »Ich bin ganz Ohr.«
    Er wusste es. Alaida hatte nicht die leiseste Ahnung, woher. Aber er wusste es. Sie sah es am Funkeln seiner Augen und an seinem versteinerten Gesichtsausdruck, als er an Oswald und Penda vorbei die Treppe hinaufging. Einerseits fühlte sie sich nun sicherer, andererseits alles andere als das.
    Sie ging ihm ein paar Stufen entgegen, um ihn zu begrüßen. »Willkommen zu Hause, mein Gemahl. Ich bin
überaus
froh, Euch wohlbehalten wiederzusehen.«
    Er streckte einen Arm aus, und seine Miene entspannte sich. »Du hast mir auch gefehlt, Herzblatt.«
    Sein Kuss sollte in erster Linie demonstrieren, dass sie ihm gehörte, und weniger, wie sehr er sie vermisst hatte. Alaida wusste das. Aber sie hatte sich so lange danach gesehnt, und er schmeckte so wunderbar, dass sie für einen Augenblick alles um sich herum vergaß. Leider war dieser Moment nur von kurzer Dauer, denn schon ertönten Lord Roberts Schritte am Fuß der Treppe. Mit finsterer Miene führte Ivo Alaida ins herrschaftliche Gemach.
    Stirnrunzelnd nahm er die Frauen zur Kenntnis, die sich zahlreich hinter der Tür versammelt hatten, um zu lauschen. »Hinaus!«, befahl er.
    Sogleich hasteten die Frauen die Treppe hinunter, was Lord Roberts Aufstieg ein wenig verzögerte. Alaida nutzte die Gelegenheit, um ihrem Mann zu versichern: »Ich habe nichts getan, um ihn zu …«
    »Ich weiß. Halt dich in sicherem Abstand«, sagte Ivo und führte sie zum Kamin.
    Er füllte ein Trinkhorn mit Bier, als Lord Robert erschien. Ivo trank einen Schluck und sah ihn schweigend an, ohne ihm etwas anzubieten – ein weiteres Zeichen der Missbilligung.
    Lord Roberts flackernder Blick schweifte von Ivo zum Trinkhorn und dann zu Alaida. Schließlich richtete er ihn wieder auf Ivo. »Ihr seid zeitig aus Durham zurück, Lord Ivo«, sagte er mit gekünstelter Höflichkeit. »Verliefen Eure Geschäfte zu Eurer Zufriedenheit?«
    »Ja.«
    Ivo ließ keinen Zweifel daran, dass er sich nicht durch höfliches Geplauder würde ablenken lassen. Nervös kratzte sich Lord Robert den Bart und machte einen zweiten Versuch. »Gut, dass Ihr bereits heimgekehrt seid.«
    »Tatsächlich?«
    Lord Robert kam ins Schwitzen. »Äh, aber natürlich. Ich fürchtete bereits, ich bekäme Euch vor meiner Abreise gar nicht mehr zu sehen.«
    Ivo sah ihn über den Rand des Trinkhorns hinweg forschend an und nahm einen weiteren Schluck. »Berechtigterweise.«
    Er spielte mit de Jeune wie mit einem Gegner bei einer Partie Schach, was Alaida nur allzu bekannt vorkam: einen Zug zurück, abwarten, wenig Angriffsfläche bieten, noch weniger sagen, bis der Gegner es

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