Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
durchgehen lassen würde, aber wer außer Syd kannte sie überhaupt? Eigentlich war sie hauptsächlich so eng mit Syd befreundet, weil sie beide nicht ins Schema passten.
Jemand kam durch den Gang auf sie zu. Jenner sah absichtlich nicht hin, sondern hielt den Kopf gesenkt und den Blick auf seine Hände gerichtet, die ihre Karte in den Schlitz einführten, woraufhin das grüne Lämpchen aufleuchtete.
Es waren große Hände, aber sie waren wohlgeformt und fest, und ihre Form wie auch sein Griff hatten ihr einiges verraten. Er trainierte oft und lang, und definitiv auch Kampfsport. Mit ihren provisorischen Judokenntnissen würde sie kaum etwas gegen ihn ausrichten können.
Er zog die Karte ab und öffnete die Tür, dann legte er eine warme, leicht schwielige Hand in ihren Rücken und schob sie in ihre Suite.
Sobald sie drinnen waren und er die Tür geschlossen hatte, entzog sich Jenner seiner Berührung. Mit hochroten Wangen fauchte sie ihn an: »Ich werde mich nicht von Ihnen vergewaltigen lassen, haben Sie kapiert?«
»Nicht so laut.« Er nahm ihren Arm knapp über dem Ellbogen in den Klammergriff und führte sie weg von der Tür und tiefer in den Raum hinein. Dann blieb er stehen, ohne ihr die rote Handtasche zurückzugeben, und musterte sie mit kühlen Augen. »Bitte korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, aber ich glaube, eine Vergewaltigung schließt per Definition jedes ›lassen‹ aus. Trotzdem können Sie beruhigt sein; ich bin nicht interessiert.«
»Na sicher, ich habe genau gespürt, wie wenig Sie interessiert sind«, fuhr sie ihn an und wünschte sofort, sie hätte das nicht gesagt, denn eigentlich wollte sie auf keinen Fall mit ihm über seine Erektion sprechen. Seine Beteuerung hatte sie zusätzlich verunsichert. Ihre Nerven drohten zu zerreißen, und sie musste fortwährend ihren Instinkt unterdrücken, sich auf ihn zu stürzen.
Er schien fast zu schmunzeln. »Sie wissen nicht viel über Männer, oder?«
»Mehr als genug, danke! Hey!« Ihr letztes Wort war ein spitzer Aufschrei, weil er sie im selben Moment nach links durch die Tür zum Schlafraum geschleift hatte. Ihr
rutschte das Herz in die Hose, und im nächsten Moment ertrank sie geradezu in panischer Angst, die jeden vernünftigen Gedanken auslöschte. Sie begann wild um sich zu schlagen und sich mit aller Kraft zu wehren. Verzweifelt prügelte sie mit ihrer freien Hand auf ihn ein, zerrte wie besessen ihren Arm zurück, um ihn aus seinem Griff zu befreien, sie wand sich, versuchte, ihm auf den Fuß zu treten, ihm den Ellbogen in den Bauch zu rammen, mit der Stirn auf die Nase zu treffen - alles was ihr nur einfiel, ohne jede Strategie außer dem blinden Drang zu kämpfen. Er grunzte, als ihr erster Schlag sein Kinn traf, doch danach wehrte er die meisten Angriffe ab, indem er ihr einfach den Rücken zudrehte, sodass ihr nur noch seine Schulter und sein Nacken als Angriffsfläche blieb. Keine Sekunde lockerte sich sein eiserner Griff. Blind vor Zorn und Angst setzte sie die einzige Waffe ein, die ihr noch geblieben war, und jagte die Zähne in seinen Oberarm.
» Scheiße!«, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen aus, dann schleuderte er sie mit einer kurzen Körperdrehung durch die Luft und ließ sie so hart auf dem Bett landen, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. Sie zappelte blindlings und versuchte, sich wieder aufzurichten oder sich auf der anderen Seite vom Bett zu rollen, aber er hechtete schnell wie eine zuschnappende Schlange auf sie, bekam ihr Handgelenk zu fassen und zerrte sie wieder vom Bett, um sie anschließend auf den Lehnstuhl daneben zu drücken.
All das war so schnell geschehen, dass sie orientierungslos und völlig perplex auf dem Stuhl sitzen blieb und sich mehrere kostbare Sekunden lang nicht bewegen konnte. Im nächsten Moment hatte er einen Kabelbinder aus seiner Hosentasche gezogen, um ihr Handgelenk geschlungen
und sie mit einem festen Ruck an den Stuhl gefesselt. Dann richtete er sich auf und fixierte sie wütend mit kalt funkelnden Augen.
»Bridget hat mich gewarnt, dass Sie Schwierigkeiten machen würden«, knurrte er. »Aber sie hat nichts davon gesagt, dass Sie wie eine tollwütige Wildkatze kämpfen.«
Schwer keuchend starrte Jenner zu ihm hoch. Sie hoffte, dass die Kabine endlich aufhören würde, sich vor ihren Augen zu drehen, damit sie sich wieder zurechtfand. Was war …? Wollte er denn nicht …?
»Ich dachte, Sie würden …«, setzte sie an und kam dann ins Stocken.
»Hören Sie auf zu
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