Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
sah er Jenner an und lächelte. »Ein ganz schön aufregender Start für eine Kreuzfahrt, nicht wahr?«
»Ziemlich explosiv«, antwortete sie leicht sarkastisch und versuchte sich wieder an ihnen vorbeizuschieben.
Ryan nahm unauffällig ihren Ellbogen und hielt sie zurück.
»Wurden Sie einander schon vorgestellt, oder sind Sie aus heiterem Himmel ins Kreuzfeuer geraten?«
»Nein, wir kennen uns noch nicht«, sagte Cael, ehe Jenner antworten konnte. Je weniger sie improvisieren musste, desto besser.
»Das macht die ganze Szene noch lächerlicher, nicht wahr?« Ryan schenkte ihm ein mitleidiges Lachen von Mann zu Mann. »Jenner Redwine, das ist Cael Traylor.«
»Sehr erfreut«, sagte Cael und reichte ihr die Hand. Das Aufblitzen in ihren Augen verriet ihm, dass sie lieber eine Kobra gestreichelt hätte, aber sie streckte folgsam die Hand vor, sodass er sie nehmen und mit sanftem Druck festhalten konnte. Ihre Finger waren schlank und kühl, ihre Haut war weich, und trotz ihres Widerwillens erwiderte sie automatisch seinen Druck. Sie sah ihn wieder an, und ihre Blicke trafen sich. Er ließ sich nichts anmerken, aber dieser eine Blick genügte, um zu erkennen, wie es in ihr brodelte. Er musste sie hier wegschaffen, und das schnell.
Er und Ryan plauderten weiter, bis die immer noch unauffällig lauschenden Bargäste den Eindruck hatten, dass sich die Situation normalisiert hatte. Er dankte Ryan noch einmal für die angebotene Kabine. Schließlich drehte er sich um und nahm Jenners Drink sowie den bestellten Ghostwater von der Theke. Dabei handelte es sich um eine machtvolle Mischung aus Grey Goose Wodka, Absinth - echtem - und einigen anderen Zutaten. Er hätte den nebligen Cocktail nicht mal für viel Geld angerührt, trotzdem tranken ihn Hunderte von Passagieren wie Wasser.
Er sah auf den Ghostwater, verzog das Gesicht und stellte ihn wieder ab. »Der war für Tiffany«, erklärte er Jenner. »Sie hatte vorhin einen und wollte unbedingt noch einen
zweiten trinken. Ich habe jetzt also aus nächster Nähe erlebt, wie stark und schnell sie wirken.«
Sie nickte, antwortete aber nicht. Das war gut. Je weniger sie redete, desto besser. Sie brauchte sich nur nach ihm zu richten.
Er sah sich in der Bar um. Die Musik hatte wieder eingesetzt, und die meisten anderen Gäste hatten ihre Gespräche wieder aufgenommen. Er nickte einigen Bekannten zu und sagte dann: »Wollen wir ein bisschen spazieren gehen? Ich könnte etwas Bewegung gebrauchen.«
»Gehen Sie nur«, sagte Ryan. »Ich sehe lieber mal nach, wie Faith mit Tiffany zurechtkommt.«
Das Lidodeck war zu voll, um dort spazieren zu gehen, außerdem wollte er Jenner ein wenig von der Menge absondern, darum stiegen sie die Treppe hinauf. Kurz darauf ging Jenner neben Cael auf dem fast leeren Sportdeck auf und ab. Sie unterhielten sich nicht; sie starrte stur geradeaus und eilte an der Reling entlang, als wäre sie beim Militär und müsste einen Gewaltmarsch absolvieren. Er hielt sie am Arm fest und zwang sie langsamer zu gehen. »Das sieht fast so aus, als wollten Sie vor mir davonlaufen.«
»Was Sie nicht sagen«, schoss sie sarkastisch zurück. O ja, sie hatte eindeutig ein loses Mundwerk. Problematisch war nur, dass ihm dieses Mundwerk von Mal zu Mal verführerischer erschien, wenn sein Blick darauf fiel.
»Denken Sie an Ihre Freundin«, erwiderte er scheinbar beiläufig, aber noch leiser als zuvor. Die Brise trug alle Worte weiter, und hier oben wehte ihnen der Fahrtwind des Schiffes um die Ohren. Er blies ihr die Haare in den Nacken und presste die Kleidung an ihren Leib. Guter Wind , dachte er, während sein Blick über ihre kleinen Brüste glitt. Sie schauderte, rieb mit den Händen über
ihre nackten Arme und schirmte dadurch gleichzeitig ihre Brüste vor seinen Blicken ab.
»Ich denke ständig an sie. Sonst hätte ich Sie längst ins Meer gestoßen.«
»Dann sollten Sie noch inniger an sie denken! Bisher jedenfalls verkaufen Sie unserem Publikum erbärmlich schlecht, dass es zwischen uns gefunkt hat.«
»Wem soll ich hier denn irgendwas verkaufen? Hier oben ist doch niemand«, schoss sie zurück. Damit hatte sie nicht unrecht. Hier oben gingen nur ein paar Passagiere spazieren, größtenteils Paare, nur ein einziger Mann stand abseits und rauchte eine Zigarette. Cael erkannte ihn als Dean Mills, den Chef von Larkins persönlicher Sicherheitstruppe. War er nur zum Rauchen nach oben gekommen oder hatte Larkin ihn heraufgeschickt? Wie auch immer, sie
Weitere Kostenlose Bücher