Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
mit distanzierter, abfälliger Miene, die deutlich verriet, dass er mit ihr abgeschlossen hatte, selbst wenn sie ihn am nächsten Tag um Verzeihung bitten würde. Ein anderer Mann versuchte zu erklären, dass er an dem Vorfall schuld sei, während Jenner Redwine peinlich berührt wirkte und immer wieder zu entwischen versuchte, was die Menge, die sich um die Streitenden versammelt hatte, aber verhinderte.
Dean Mills kehrte zurück und richtete Frank leise die gewünschte Information aus. Der Mann hieß Cael Traylor und stammte aus Nordkalifornien; er besaß eine Kette von Restaurants, Autowaschanlagen und Waschsalons. Die Frau hieß Tiffany Marsters und hatte sich anscheinend nach oben geschlafen.
Dean beschränkte seine Aufzählung auf das Notwendigste; er brauchte nicht ausführlicher zu werden. Beide wussten, dass Unternehmen wie die von Traylor oft als Geldwaschanlagen dienten, was auf eine nicht allzu saubere Weste schließen ließ. Frank fand den Gedanken beruhigend. Wer selbst etwas zu verbergen hatte, steckte seine Nase nicht gern in fremde Angelegenheiten.
Franks Kopf pochte, die Schmerzen waren intensiver als gewöhnlich. Die Musik verstärkte das Klopfen zusätzlich, bis selbst sein Blickfeld zu pulsieren schien. Er hatte heute, am ersten Abend, persönlich erscheinen müssen, darum unterdrückte er den Schmerz. Niemand durfte wissen, dass er todkrank war, sonst würden ihn die Aasgeier zerfleddern, bevor er auch nur gestorben war. Und sie waren alle Geier, reiche Geier, die glaubten, dass ihr Geld sie zu etwas Besserem machte. Er würde ihnen das Gegenteil beweisen. Er würde der Welt ein für alle Mal zeigen, dass er
klüger als jeder andere war, dass er schon immer schlauer gewesen war und dass er zum Schluss laut lachend ihr ganzes Geld einsacken würde.
Ein weiteres bekanntes Gesicht mischte sich in die Szene an der Bar: Faith Naterra. Sie und ihr Mann Ryan hatten ursprünglich die Suite neben seiner gebucht. Er verfolgte, wie sie sich dieser Marsters näherte, einen Arm um ihre Schultern legte und sie wegführte.
Das war besser als jede Seifenoper und mindestens so dämlich. Jetzt war Ryan Naterra zu Traylor getreten, redete auf ihn ein und stellte ihm offensichtlich Jenner Redwine vor, denn gleich darauf gaben sich die beiden die Hand. Er wandte sich wieder an Dean. »Ich will wissen, was da los ist«, murmelte er, und Dean tauchte in der Menge unter. Kurz danach verließ Traylor mit dieser Redwine die Bar, und Dean folgte ihnen diskret.
Frank vermutete, dass er eben beobachtet hatte, wie Traylor die Gunst der Stunde genutzt hatte, um eine Frau abzuservieren, die ihm zu viel Ärger machte, und sich stattdessen eine andere zu angeln, die ein paar hundert Millionen schwer war. Damit hatte Frank keine Probleme; schließlich hatten beide nicht mehr lang zu leben.
12
Als sie ihre Suite erreichten, wurde Jenner vor Angst schwarz vor Augen. Je mehr sie in Panik geriet, desto wütender wurde sie auch. Selbst wenn sie ihn in der Öffentlichkeit noch so oft küssen musste, würde sie lieber sterben,
als ihm zu Willen zu sein, wenn sie allein waren. Sobald sie diese Tür durchschritten hatten, würde sie ihn weder berühren noch sich von ihm berühren lassen.
Er war ein wirklich exzellenter Schauspieler, und das machte ihr noch mehr Angst, denn in dieser Hinsicht war er ihr eindeutig überlegen. Woher sollte sie wissen, wann sie ihm glauben konnte und wann nicht? Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte er sie in seiner Rolle so überzeugt, dass ihr Herz wie wild gepocht hätte, nur weil sie im Zentrum seiner so unerhört männlichen Aufmerksamkeit stand. Er war kein bisschen verspielt; er ließ ihr keine Zeit, ihn besser kennenzulernen; jede seiner Bewegungen, jeder seiner Blicke verriet deutlich, dass er ein Mann war, der eine Frau ins Visier genommen hatte.
Im richtigen Leben hätte Jenner sofort rebelliert, wenn ein Mann sie so zu dominieren versucht hätte. Sie konnte Machos nicht ausstehen und duldete sie nicht einmal in ihrer Nähe. Cael war mehr als nur ein Macho; er war absolut skrupellos, und dieses Wissen machte ihr solche Angst, dass ihre Zähne zu klappern drohten.
Er nahm ihr die winzige rote Schultertasche ab, öffnete sie und holte die Keycard heraus. Sie stand stumm daneben und biss die Zähne zusammen, während sie ihm die Handtasche am liebsten wieder entrissen hätte. Niemand, der sie kannte, hätte sich vorstellen können, dass sie einem Mann eine derartige Frechheit
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