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Nachtleben

Nachtleben

Titel: Nachtleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Freundinnen sahen mich kichernd an. »Er hier hat den Test bestanden.« Ich wollte etwas Cleveres sagen, aber stocknüchtern, wie ich war, brachte ich keinen Ton heraus.
    »Was gibt’s denn?«, fragte sie.
    »Wir wollen dichtmachen, und der Chef lädt euch noch auf ein Getränk eurer Wahl ein.« Schon während ich »eurer Wahl« sagte, ahnte ich, dass es ein Fehler war. Ohne zu überlegen, klopfte Pia mit den Knöcheln auf den Tisch und sagte: »Mal eine schöne Runde Champagner für mich und meine Mädels.«
    Kurz darauf standen wir mit Gerd an der Theke, der den großzügigen Gastgeber mimte, mir aber sofort zu verstehen gegeben hatte, dass ich den Champagner aus eigener Tasche blechen würde. Es war mir egal. Gerd bespaßte die gackernden Hühner mit Kiezgeschichten, und Pia stand bei mir.
    Champagner trank sie genauso, wie sie Bier trank. Nachdem |104| sie einen Schluck genommen hatte, machte sie dicke Backen und schaukelte die Flüssigkeit wie eine Mundspülung hin und her, bevor sie sie runterschluckte. Es fehlte nur das Gurgeln.
    Sie sah sich im Laden um.
    »Machst du das hier gern?«, fragte sie.
    »Mich mit dir unterhalten?«, fragte ich zurück, aber sie verdrehte die Augen und stöhnte gelangweilt: »Aus welchem Film war die bescheuerte Antwort?«
    Ich starrte auf meine Stiefel und versuchte, der abgebrühte Macker zu sein, den mir die Frauen für gewöhnlich abnahmen.
    »Irgendeine Fernsehserie«, sagte ich und setzte mein niedliches Lächeln auf.
    »Oh, bitte. Sätze aus Filmen, Liedern und Büchern klauen ist die eine Sache, aber Fernsehserien gehen gar nicht. Da bin ich mir echt zu schade für«, sagte sie und schob hinterher: »Und guck nicht so doof.«
    Ich musste lachen, genau wie ich über Flavios direkte Ansagen lachte.
    »Ich bin dir zu vorlaut, ne?«
    »Nee, nee, das halte ich schon aus«, antwortete ich. »Ich unterhalte mich nur selten so mit Frauen.«
    »Was heißt denn
so

    Einen Schluck Champagner nehmend, grübelte ich und bemerkte, dass ich auf keinen Fall
nüchtern
sagen konnte, aber bevor ich etwas herausbrachte, fragte Pia: »Armdrücken?« Ich reagierte nicht, sondern wiederholte ihre Frage erst noch einmal in Gedanken. »Ich trainiere seit ein paar Monaten im Studio. Mit Gewichten. Fühl mal«, sagte sie und spannte ihre Oberarme an, die tatsächlich fest und muskulös waren. Ich nickte anerkennend.
    »Armdrücken?«, wiederholte sie.
    »Nee, lass mal.«
    »Was bist du denn für ’n Mädchen?«, sagte sie und wandte |105| sich ab. »Will nicht Armdrücken und trinkt diese piewarme Blubberbrause anstatt ein Bier.«
    »Du hast ’ne Macke«, lachte ich, und sie drehte sich tänzelnd zu mir um.
    »Was würdest du mich jetzt fragen, wenn dir meine Reaktion egal wäre, Großer?«
    Die Punkte der Discokugel huschten über ihr Gesicht und ihren Körper wie zusätzliche Augen, mit denen sie mir bis auf den Grund schauen konnte. Mir war klar, dass ich mit den Sprüchen, die ich für gewöhnlich abspulte, auf keinen Fall bei ihr landen konnte. Ehrlichkeit, ging es mir durch den Kopf, die steht auf Ehrlichkeit.
    »Ich würde dich gerne flachlegen«, hörte ich mich sagen, zog die Nase hoch und lehnte mich demonstrativ entspannt an die Theke. »Ich würde dich gerne anständig durchvögeln, morgen neben dir wach werden, den leckersten Kaffee der Welt kochen und gucken, ob du dann immer noch so ’ne große Klappe hast.« Darauf leerte ich mein Glas, stellte es langsam auf den Tresen und spürte meinen Herzschlag, wie er das Blut meinen Hals hinaufpumpte. Pia kniff ihre Augen zu Schlitzen zusammen, knabberte an ihrer Unterlippe und sagte mit drohend erhobenem Zeigefinger: »Aber nicht den Kaffee vergessen.«
     
    Pia ist die einzige Frau, der ich nach der ersten Nacht meine Telefonnummer gegeben habe, und das, obwohl sie nicht einmal danach gefragt hat. Dass sie mich nie mit Fragen löcherte, sondern immer nur genau die richtigen stellte, fast beiläufig, war auch der Grund, weshalb ich anfing, ihr von mir zu erzählen. Weil sie mir nie das Gefühl gab, sie erwarte es.
    Pia trank lieber Bier als Wein, und das lieber dreimal als zweimal in der Woche. Dabei schluckte sie Ecstasy-Pillen wie Bonbons. Und sie hatte eine unglaublich große Fresse. Nicht um Aufmerksamkeit zu bekommen, sondern im Gegenteil, um abzuschrecken und auszutesten, wie Männer auf |106| sie reagierten. Außerdem war sie auch noch ein intellektuelles Monster. Obwohl sie erst Anfang zwanzig war, hatte sie schon einen ganzen

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