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Nachtmahl im Paradies

Nachtmahl im Paradies

Titel: Nachtmahl im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennett Ben
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geheiratet hatte. Und die feurigen Sexbomben, mit denen er sich alle naselang angeblich im fernen Paris amüsierte – wer wusste schon, was das für Sexbomben waren. Möglicherweise war dieser Begriff nur eine Art Chiffre – ein Code dafür, dass eine Bombe hochgehen würde, sollte eine dieser … Damen … jemals auf die Idee kommen, sich nach Trouville und Umgebung zu verirren.
    » Frère Jacques, frère Jacques «, sang Patrice, wie er es so oft zu tun pflegte, wenn er Jacques besuchen kam.
    Dieser konnte die schiefen Töne, die ihm von unten aus der Halle entgegenschallten, kaum ertragen. Nicht weil sie ihn verletzten, sondern weil er über ein ausgesprochen musikalisches Gehör verfügte.
    » Dormez-vous? Dormez-vous? Sonnez les matines! Sonnez les matines! Ding, dang, dong. Ding, dang, dong. «
    Mit einem Ruck öffnete Jacques die Tür, nachdem das letzte » Dong « direkt hinter dem weiß lackierten Holz verklungen war.
    »Gratulation!«, posaunte Patrice und stürmte mit der Champagnerflasche in der Hand an ihm vorbei in die Wohnung – direkt in die Küche, wo er sich bestens auskannte.
    Er schnappte sich zwei Gläser aus dem Hängeschrank über der Spüle und machte sich daran, die Flasche zu öffnen – in seiner forschen und doch unbeholfenen Art, was nicht selten damit endete, dass etwas zu Bruch ging. Man konnte ihn noch nicht einmal Gemüse schneiden lassen, ohne dass er fünf Minuten später blutüberströmt in der Küche stand. Und das als Arzt! Gott sei Dank hatte er sich nicht für eine Laufbahn als Chirurg entschieden. Für Pillen wiederum hatte er ein Händchen, nicht nur medizinischer Art, aber von diesem Talent wussten selbstredend nur Arzt, Patient und ihr beidseitiger Anwalt. Apropos Anwalt.
    »Wieso Gratulation?«, fragte Jacques und schloss die Tür, um Patrice in die Küche nachzueilen.
    Diesmal war alles gut gegangen, er ließ bereits das flüssige Gold aus der Champagne in die Gläser laufen.
    »Gustave hat es mir erzählt: Das Paris ist gerettet. Du bist gerettet! Durch das beherzte Eingreifen der amerikanischen Streitkräfte oder so ähnlich …« Er verkündete die frohe Botschaft mit einer Begeisterung in den Augen, als wäre nicht Jacques, sondern er selbst errettet worden. Und zwar aus größten Höllenqualen – hineingeworfen in einen weißen, wattigen Puderzuckerhimmel, in dem nur süße, kleine Engel wohnten und die besten Grand Cru aller Zeiten servierten. Ungeduldig hielt er Jacques sein Glas hin, bereit zum Anstoßen.
    »Wie kommt Gustave darauf, mit dir über meine Geschäfte zu sprechen?«, echauffierte sich Jacques. Aber es war ein müder, nicht wirklich einschüchternder Protest. »Solche Dinge sind vertraulich«, fuhr er dennoch mit seiner Unterlassungsklage fort. »Für gewöhnlich erfährt außer dem Anwalt und seinem Klienten niemand etwas davon. Am Ende nennt er dir noch meinen aktuellen Kontostand.«
    »Natürlich tut er das!«, sagte Patrice, als wäre es das Normalste der Welt, und stieß sein Glas gegen das von Jacques, das unbeweglich in seiner Hand verharrte.
    »Natürlich?«
    »Komm schon, Jacques. Du, ich und Gustave sind Freunde seit wie vielen Jahren? Jahrzehnten? Gustave hat mich nicht als Anwalt über den Deal informiert, sondern als dein und mein Freund«, versuchte er die Sache herunterzuspielen. »Du weißt doch auch, was das Knochendichtemessgerät gekostet hat, das ich neulich für die Praxis angeschafft habe.«
    »Unsinn, das weiß ich nicht.«
    »Aber nur weil es dich nicht interessiert! Es hat siebentausendsechshundert Euro gekostet. Zuerst wollten sie sogar mehr.«
    »Und was interessiert mich das?«
    »Siehst du, genau das meine ich! Du bist nicht offen, dich interessiert rein gar nichts mehr – abgesehen von sündhaft teuren Weinen, die du dir nicht leisten kannst. Nicht mehr jedenfalls.«
    »Da mach dir bitte mal keine Sorgen«, beruhigte ihn Jacques. »Ich hab noch immer ein paar Flaschen im Keller.«
    »Die du eigentlich an deine Gäste verkaufen solltest.«
    »Meine Gäste? Die haben doch keine Ahnung von guten Weinen. Das sind Touristen.«
    »Und wer ist daran schuld?«
    »Patrice, jetzt fang nicht wieder damit an. Ewig die gleiche, alte Leier.«
    »Nun denn, trotzdem: Diese Catherine ist gut für dich, glaub mir. Vielleicht rettet sie dir sogar das Leben – nein, nicht nur vielleicht. Sie tut es!«
    Um seine Worte zu unterstreichen, hieb Patrice mit seiner für einen erwachsenen Mann eher kleinen Faust übertrieben auf die

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