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Nachtmahl im Paradies

Nachtmahl im Paradies

Titel: Nachtmahl im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennett Ben
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das Gericht meinte, das er gerade zubereitete.
    »Versprich mir, dass du zum Abendessen bleibst. Ich habe für uns einen Tisch im Restaurant eingedeckt. Nur wir zwei, bei Kerzenlicht. In Ordnung?«
    »Einverstanden. Aber nur für die Vorspeise. Für mehr reicht die Energie nicht.«
    »Welche Energie?« Jacques setzte sie ab. Es tat so gut, sie zu sehen. Zu wissen, dass es ihr gut ging. Nun ja, jedenfalls den Umständen entsprechend. Noch wusste er ja kaum etwas über sie.
    »Es kostet mich eine unglaubliche Energie, hier zu sein.«
    Er nickte verständig, obwohl er nicht das Geringste verstand.
    »Meinst du, du schaffst es, bis ich das fertig gekocht habe?«
    »Ja, das schaffe ich. Ich glaube es zumindest. Sonst musst du das Essen für morgen aufbewahren. Ich komme wieder, versprochen.«
    Er schaute sie an. »Gott, wie schön du bist.«
    Zärtlich fuhr sie ihm mit der Hand durchs Haar und legte sie ihm dann auf die Brust. Er hatte die oberen Knöpfe seines Hemdes geöffnet, weil die hohen Tagestemperaturen – zum ersten Mal in diesem Jahr war es deutlich über dreißig Grad – die Küche aufgeheizt hatten wie einen Backofen, der auf einen Braten wartete. Da er alleine war, hatte er darauf verzichtet, die Klimaanlage anzustellen. Er mochte es warm. Der Sommer war kein Problem für ihn, der Winter dagegen schon. Er liebte die Farbe Blau, und er verabscheute die Farbe Grau.
    »Jacques, weißt du überhaupt, warum ich hier bin?«
    »Weil … ich aus deinem Buch koche?« Er wies mit der Hand auf das rote Büchlein mit den Rezepten. »Damit hat es zu tun, oder? Es ist magisch, nicht wahr?«
    Elli konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    »Ja, das ist es wohl«, entgegnete sie. »Aber deshalb bin ich nicht hier. Das kleine rote Buch ist eher so etwas wie die Klingel, mit der man in einem Hotel den Nachtportier ruft. Und du hast mich gerufen.«
    »Ja, das habe ich wohl«, gestand Jacques ein. »Jedenfalls bin ich überglücklich, dass du meinen Ruf erhört hast.«
    »Er war nicht zu überhören . Und erst recht nicht zu übersehen .«
    »Wie meinst du das?«
    »Jacques, du hast dich von dem Träumer und Optimisten, als den ich dich gekannt habe, in einen Zyniker und Pessimisten verwandelt.«
    Jacques musste schlucken. Das war harter Tobak. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Elli ihm Vorwürfe machen würde.
    »Ich mache dir keine Vorwürfe, Jacques … ich liebe dich! Deshalb bin ich auch hier. Um dir zu helfen.«
    »Am meisten würdest du mir helfen, wenn du für immer bei mir bleiben oder mich dorthin holen würdest, wo du bist!«, entgegnete er ein wenig enttäuscht.
    »Das geht nicht. Und das weißt du hoffentlich! Trotzdem kann ich dir vielleicht dabei helfen, den wahren Jacques wiederzufinden. Jenen Jacques, den ich gekannt habe. Den alle hier gekannt haben. Den Jacques aus dem Paradies .«
    »Elli, mal ganz ehrlich: Ich glaube, diesen Jacques gibt es nicht mehr. Er ist vor langer Zeit gestorben.«
    »Nein, er ist nur ins Koma gefallen. Aber wenn wir uns Mühe geben, können wir ihn aus diesem Zustand zurückholen, ihn wieder erwachen lassen.«
    »Glaub mir, das ist nicht so einfach.«
    »Ich weiß. Das Dunkle ist oft stärker als das Helle, deshalb wird aus einem Optimisten auch eher ein Pessimist als umgekehrt. Es ist ein wenig wie in der Malerei: Malt man mit einer hellen Farbe über eine dunkle, wird die dunkle trotzdem immer ein wenig durchscheinen. Man muss Farbschicht um Farbschicht übereinander auftragen, um das zu verhindern. Eine Mordsarbeit, Jacques! Malt man aber mit dunkler Farbe über die helle – schwupps, ist sie verschwunden.«
    »Was willst du mir damit sagen?«
    »Magst du sie?«
    »Wen?« Er tat, als wüsste er nicht im Geringsten, wovon sie sprach.
    »Catherine?«
    »Ach, Catherine. Ja, sie ist nett. Sie …« Er geriet unversehens ins Stottern, warum wusste er auch nicht.
    Elli jedoch blinzelte ihn an, als wüsste sie bereits weit mehr, als er sich selbst einzugestehen bereit war.
    »Nun, Catherine ist die helle Farbe«, fuhr sie fort. »Ich bin hier, weil es vielleicht das letzte Mal ist, dass du einer solch leuchtend hellen Farbe begegnest.«
    Er sah sie fragend an.
    »Und ich? Bin ich dunkel? Bin ich die dunkle Farbe?«, entgegnete er schließlich enttäuscht – darüber, dass sie ihn so sah.
    »Noch nicht ganz, aber zumindest warst du zielsicher auf dem Weg dorthin.«
    Ja, aber war das ein Wunder? Jacques fragte sich, welcher Mann nach einem solchen Verlust zur Tagesordnung

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