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Nachtmahl im Paradies

Nachtmahl im Paradies

Titel: Nachtmahl im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennett Ben
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und er hat mir mit die Hand über die Stirn gestrichen und über die Haar.«
    »Und dann?« Jacques’ Herzschlag hatte sich innerhalb von Sekunden verdoppelt, denn wenn sie etwas Ähnliches erlebt hatte wie das, was er derzeit erlebte, konnte er wohl kaum verrückt sein und sich alles nur einbilden. Es war ein gutes Gefühl, wenn man seit einiger Zeit rosa Elefanten sah und plötzlich feststellte, dass man nicht der Einzige war.
    »Dann habe ich die Augen geschlossen. Und wenig später war er verschwunden. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Am nächsten Tag dachte ich, es war nur eine Traum.« Nachdenklich hielt sie inne.
    Abrupt kehrte Stille ein, allein unterbrochen vom fröhlichen Morgenlied eines Rotkehlchens direkt über ihren Köpfen am Dachfirst.
    »Ich habe es nie irgendeine Mensch erzählt«, endete sie schließlich. »Außer dir, Jacques, die angebliche Betrüger.« Sie schmunzelte, als wären sie Komplizen.
    »Nun, Betrüger war vielleicht nicht das richtige Wort, aber mir fehlt ein wenig der …«
    »… Glaube? Der Glaube an dich selbst?«
    Offenbar konnte nicht nur Elli seine Gedanken lesen, sondern auch Catherine.
    »Nur wenn du an dich glaubst, tun es die anderen auch. Und wo Glaube ist, dort ist auch Hoffnung, oder?«
    Da war sie wieder, die Gleichung, die er erst gestern Abend aufgestellt hatte, im maßlosen Überschwang der Gefühle. Fehlte nur noch die Liebe.
    »Also, glaubst du an dich, Jacques? Glaubst du, dass du wieder die Koch werden kannst, die du mal warst, nein, sogar besser? Glaubst du, dass du es schaffen kannst, sogar ohne diese rote Büchlein und vielleicht sogar ohne … sie ?«
    Jacques musste schlucken. Catherine war sehr direkt, ein wenig erinnerte sie ihn an einen amerikanischen Motivationstrainer. Sie gäbe einen guten Guru ab, dachte er. »Ich … glaube … schon«, stotterte er schließlich. Es mochte wenig überzeugend klingen, aber im Grunde war er in diesem Moment dabei, sich selbst zu überzeugen.
    Catherine setzte einen prüfenden Blick auf, als wäre sie seine Professorin und er mitten im Examen – kurz davor, endgültig durchzufallen.
    »Soso, Jacques, du glaubst also, dass du an dich glaubst, hm?«
    »Klingt das …etwa … unglaubwürdig?«
    Sie war es, die als Erste anfing zu lachen. Und dann, schließlich, stimmte auch er ein. Was sollte man tun? Manchmal war Lachen die beste Therapie.
    Ein Weilchen blieben sie noch dort oben und schauten hinunter auf die erwachende Welt, wo Pferd und Esel sich gerade guten Morgen sagten. Im Gegensatz zu den beiden Tieren berührten sie einander nicht. Obwohl er das Gefühl hatte, es wäre richtig. Auch Catherine vermittelte irgendwie den Eindruck, dass sie nichts dagegen gehabt hätte. Jacques traute sich dennoch nicht. Sein Herz war aufgetaut, aber die Mechanik, die dafür verantwortlich war, dass Herzensangelegenheiten schließlich und endlich auch in Gang kamen, war noch eingerostet. Ein wenig Öl, ein Schlückchen Roter, hätten sie vielleicht in Betrieb gesetzt, sozusagen die Zündung ausgelöst – etwa dafür, dass sich seine Hand unauffällig auf Catherines Schulter gelegt hätte. Doch dazu kam es nicht. Schweigend genossen sie die Aussicht. Dann begaben sie sich wieder nach unten, um den Tag zu beginnen. Es war viel zu tun, und als Erstes waren die Stoffmuster dran.
    Der Countdown lief. Um eine zum Überleben ausreichende Zahl lokaler Stammgäste für den Winter anzulocken, mussten sie zumindest noch das Spätsommergeschäft mitnehmen, bevor in der Normandie die Bürgersteige hochgeklappt wurden. Aus diesem Grund durften sie mit dem Re-Opening, wie die Wiedereröffnung eines ehemals maroden Gastronomiebetriebs heutzutage hieß, keine Zeit verlieren. Ihnen blieben noch knapp drei Wochen, um das Paris neu zu erfinden. Jacques hatte keine Ahnung, wie viel Zeit die Erbauer des realen Paris zur Verfügung gehabt hatten, aber ganz sicher war es Zeitverschwendung gewesen, in Anbetracht dessen, was Catherine und er sich vorgenommen hatten. Abgesehen von der winzigen Kleinigkeit, wieder der Koch zu werden, der er einmal gewesen war – nein, sogar besser, denn Catherine legte die Latte hoch an –, brannte ihnen das Thema Inneneinrichtung unter den Nägeln. Ehrlich gesagt waren es hauptsächlich Catherines Nägel, unter denen es brannte. Jacques hätte sich mit dem zufriedengegeben, was er vorfand. Doch im Grunde wusste er, dass sie recht hatte.
    »Die ganze Sperrmüll muss raus!«, befahl sie bei der gemeinsamen Bestandsaufnahme

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