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Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Titel: Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Monster machen?
    Es kostete sie viel Kraft, doch sie begann, eine Stufe nach der anderen zurückzuweichen.
    »Faith, warte!«, rief Jason.
    Lorena drehte sich um und hetzte die Stiege hinab. Sie rannte durch den Flur und war schon aus der Wohnung, ehe Jason die Treppe überhaupt erreichte. Lorena lief über die Straße und verbarg sich in dem dunklen Durchgang. Was sollte sie jetzt machen? Sie lugte um die Ecke. Es dauerte nicht lange, bis Jason in der Tür erschien und die Straße entlangblickte.
    »Faith? Wo bist du? Was soll das?« Er hielt noch immer das Buch in der Hand. Ihr Buch.
    Lorena atmete tief durch und zog sich noch tiefer in die Schatten zurück. Was sollte sie nur tun? Auf alle Fälle musste sie ihm das Buch abnehmen. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Vielleicht war er noch nicht in die Welt ihrer dunklen Geheimnisse vorgedrungen.
    Jason gab es auf, kehrte ins Haus zurück und zog die Tür hinter sich zu. Lorena wandelte sich zurück und zog sich ihre Jacke wieder an. Dann überquerte sie die Straße und betrat, ihre Reisetasche über dem Arm, das Haus. Jason war gerade auf dem Weg zum Dachboden, als sie die Wohnungstür öffnete. Für einige Augenblicke starrten sie einander wortlos an. Lorena konnte nicht verhindern, dass ihr Blick zu dem Buch wanderte, das er mit verkreuzten Armen an seine Brust drückte.
    »Lorena«, sagte er endlich. Es schwangen so viele Emotionen in seiner Stimme, doch nicht alle gefielen ihr. Oder interpretierte ihre Furcht zu viel in dieses eine Wort?
    »Hallo, Jason«, sagte sie mit unnatürlich hoher Stimme. »Es gab in Hamburg ein schweres Gewitter, deshalb haben sie den Flug verschoben.«
    Er sagte nichts. Sah sie einfach nur an. Reglos. Ja, er blinzelte nicht einmal.
    Lorena war sich nicht sicher, ob sie in diesem Augenblick in seinen Gedanken lesen wollte. Rasch sprach sie weiter. »Was tust du überhaupt hier? Wir waren heute Abend nicht verabredet, oder habe ich da was vergessen? Hattest du heute nicht einen Auftritt? Und wie bist du überhaupt hier hereingekommen?«
    »Du meinst, nachdem du mir keinen Schlüssel gegeben hast?«, ergänzte Jason leise. »Soll ich sagen, ich weiß jetzt warum?«
    Lorena zuckte zusammen.
    »Doch um deine Fragen der Reihe nach zu beantworten: Ich bin gekommen, um dich zu sehen, ja, ich wollte dich überraschen und dachte, du freust dich.«
    Lorena gab ein Geräusch von sich, in dem wenig Begeisterung mitschwang, doch Jason ging nicht darauf ein.
    »Meinen Auftritt hatte ich gestern, und – falls es dich interessiert – er war erfolgreich. Ich bin mit einem Produzenten und einem sehr bekannten Dirigenten ins Gespräch gekommen, die sich sehr interessiert gezeigt haben. Außerdem hat uns der Gastgeber gleich für drei weitere Auftritte gebucht, die er außergewöhnlich gut bezahlt. Das wollte ich dir erzählen und vielleicht bei einem Essen oder einem Drink die gute Nachricht und deine Rückkehr feiern. Also habe ich vor deiner Tür gewartet, aber du kamst nicht. Dafür kam dein Vermieter vorbei. Er hatte Mitleid mit mir und wollte mich nicht länger draußen in der Kälte stehen lassen. Er hat mir angeboten, die Tür zu öffnen, und da mir kalt war, habe ich angenommen.«
    Das hättest du nicht tun sollen, dachte sie, sprach die Worte aber nicht aus. Eine tiefe Traurigkeit stieg in ihr auf. Sie spürte, dass dies der Beginn des Endes war. Warum? Es war doch gut zwischen ihnen gelaufen. Sie hätten einfach nur so weitermachen müssen, ihre gemeinsame Zeit genießen und die Geheimnisse des anderen respektieren.
    Lorena wusste, dass es nicht so einfach war, doch sie wollte es sich nicht eingestehen.
    »Das ist schon in Ordnung«, presste sie hervor.
    »Du meinst, wenn ich im Wohnzimmer auf dich gewartet oder mir einfach nur in der Küche einen Kaffee gekocht hätte?«
    Er machte eine Pause, doch was sollte Lorena daraufhin sagen? Dass es sich nicht gehörte, in der Privatsphäre des anderen herumzuschnüffeln? Warum nur war er auf den Dachboden gegangen!
    »Langeweile und ein wenig Neugier«, beantwortete er ihre stumme Frage. »Ja, ich muss zugeben, dass meine Neugier stärker war als die gute Erziehung. Mir wurde das Warten zu lang, und da bin ich einfach auf den Dachboden gestiegen. Nein, ich vermutete nicht, dort etwas Besonderes zu finden, doch wie sehr kann man sich täuschen. Andere Leute haben altes Gerümpel auf dem Dachboden, jedoch keine Gefängniszelle! Entschuldige, aber das hat viele Fragen in mir aufsteigen

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