Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin
sich ins Schlafzimmer, ruhten sich ein wenig aus und heizten sich von Neuem gegenseitig auf. Sie fuhr abwechselnd mit der Zunge und den Fingernägeln über seinen Rücken, während er sich wand und stöhnte. Dann zwang sie ihn, sich umzudrehen, und setzte sich rittlings auf ihn. Seine Finger gruben sich in ihre Pobacken, während sie den Rhythmus bestimmte, der angetan war, ihn in den Wahnsinn zu treiben. Seine Lust trieb auch die ihre voran, bis sie beide aufschrien und erschöpft auf die Kissen sanken. Eng umschlungen lagen sie da. Längst war es nach ein Uhr, doch Lorena zögerte, sich zurückzuverwandeln. Wollte Jason nach dieser Stunde die menschliche Lorena überhaupt wieder zurück? Oder würde er in Zukunft sein Bett lieber mit Faith teilen?
Sie spürte, wie hinter ihren Lidern Tränen aufstiegen, doch der Nachtmahr würde nicht weinen.
»Was ist mit dir?«, fragte Jason. Seine Stimme klang zärtlich. »Du siehst so wunderschön aus, dass mir ganz schwindelig wird, und doch kommst du mir plötzlich so traurig vor.«
»Wenn jemand traurig ist, dann Lorena«, sagte sie. »Solche Gefühle liegen nicht in Faiths Wesen.«
»Lorena und Faith sind eins, auch wenn sie äußerlich vielleicht unterschiedliche Schalen haben.«
Lorena schüttelte den Kopf. »Nicht nur die Hülle unterscheidet sich. Ich hoffe, das musst du nie schmerzlich erfahren.«
Jason zuckte mit den Schultern. »Ganz gleich, ich mag sie beide. Faith ist atemberaubend schön und aufregend, aber Lorena ist meine große Liebe. Wann wird sie wieder hervortreten?«
»Möchtest du sie denn wiederhaben?«, fragte Lorena ein wenig zaghaft.
»Aber ja! Sie ist es, die mir vertraut ist und die ich zum Einschlafen in meinen Armen halten möchte.«
Sie küsste ihn zärtlich auf den Mund, während sie sich in ihre normale Gestalt zurückverwandelte. Dann schliefen sie eng umschlungen ein.
Kapitel 19
KLEINE ROTE PILLEN
»Sie hat sich ihm offenbart, Mylady!«, rief Raika, noch ehe sie den Salon betreten und der Butler die Tür hinter ihr geschlossen hatte.
Für einen Moment war es totenstill, und Raika wagte es, den Blick zumindest bis zu den Händen zu heben, die im Schoß gefaltet lagen. Ein großer Siegelring blitzte im Kerzenschein der beiden Leuchter, die rechts und links des mächtigen Sessels auf zierlichen Tischchen standen. Wieder einmal fühlte sich Raika, als habe sie mit dem Betreten von Gryphon Manor eine Zeitreise in die Vergangenheit unternommen.
Noch immer sagte die Lady nichts. Hatte sie nicht begriffen, was Raika ihr damit sagen wollte? Dann musste sie deutlicher werden.
»Lorena hat sich vor Jason gewandelt und ihm all unsere Geheimnisse verraten! Ich habe gesehen, wie sie vor ihm zum Nachtmahr wurde, mit ihm Sex hatte und sich dann zurückverwandelt hat.«
Und wie hast du dich gefühlt, die Liebenden bei ihrem Spiel zu beobachten? Hat es dich erregt? Ist es dir schwergefallen, unentdeckt im Hintergrund zu bleiben?
Die Lady hatte noch immer nichts gesagt, doch in Raika erklangen diese überraschenden Fragen, die sie nicht vorhatte zu beantworten.
Natürlich hatte sie daran gar nicht gedacht, log sie sich vor. Sie hatte einen Auftrag, den sie erfüllen musste. Sie durfte sich nicht einmischen, nicht wahr?
Nun endlich vernahm sie die Stimme von Mylady. So kühl und unwirklich wie ein eisiger Windhauch.
»Du meinst so, wie bei eurer gemeinsamen Nacht in Hamburg?«
Raika wunderte sich kaum, dass Mylady ihre Gedanken aufgefangen hatte, und nahm sofort Verteidigungshaltung ein. »Lorena hatte mich entdeckt und wollte alles über unser Dasein als Nachtmahr erfahren. Sie war so unwissend wie ein Baby! Ich dachte, es kann nicht schaden, wenn sie mehr über uns erfährt. Sie muss es ja ohnehin irgendwann, wenn sie den Platz einnehmen soll, den Ihr für sie vorgesehen habt.«
Das war ein wenig auf den Busch geklopft, doch die Lady ließ sich nicht dazu verleiten, ihr etwas von ihren Plänen zu verraten. Stattdessen sagte sie: »Und da hast du ihr dann die Augen geöffnet?«
»Ja«, bestätigte Raika und versuchte, nicht kleinlaut zu klingen. »Und ich denke, das Ergebnis gibt mir recht. Sie ist jetzt noch enger mit ihrem Jason verbunden als zuvor.«
Die Lady gab ein Geräusch von sich, das vielleicht ein Lachen hätte sein können. »Und genau das hattest du mit deiner Aktion geplant.«
»Ja«, sagte Raika noch einmal und zog ein wenig den Kopf ein. Irgendwie hatte sie das Gefühl, es läge eine Abreibung in der Luft, auch wenn sie
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