Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin
Menschen zusammen bist.« Sie hob die Schultern und ließ sie mit einem tiefen Seufzer wieder sinken.
Jason streckte erneut seine Hand nach ihr aus, doch sie ignorierte die Geste. »Soll ich dir jetzt schwören, dass ich dir niemals wieder zu Hilfe komme?«, fragte er.
Lorena schüttelte den Kopf. »Nein, das ist noch nicht alles. Du hast die beiden Männer gesehen. Diesen Hass, diese Skrupellosigkeit, mit der sie aufeinander losgingen. Würdest du glauben, dass sie noch vor wenigen Wochen richtig nette Kerle waren? Mit gutem Charakter, freundlich, humorvoll und charmant.«
»Es fällt einem schwer, sich das vorzustellen.«
»Und doch ist es so«, fuhr Lorena fort. Sie konnte kaum weitersprechen. »Du fragst dich sicher, was mit ihnen geschehen sein kann, dass sie sich so sehr veränderten.«
»Sicher gibst du dir gleich wieder die Schuld daran«, warf Jason in betont leichtem Tonfall ein. Er wollte das Desaster nicht wahrhaben, doch Lorena konnte es nicht zulassen, dass er die Geschichte ins Lächerliche zog.
»Ja, genau so ist es«, sagte sie scharf. »Ich war mit ihnen zusammen. Ich habe dich in meiner Gestalt als Nachtmahr mit ihnen betrogen, obwohl wir schon zusammen ausgingen, denn ich konnte den wilden Drang in mir nicht kontrollieren.«
Jason bemühte sich, noch immer eine unbekümmerte Miene zu bewahren, was ihm nur unzureichend gelang. Natürlich schmerzten ihn ihre Worte, und ihr Betrug kränkte ihn, obwohl er es eigentlich bereits gewusst haben musste. »Das weiß ich doch«, erwiderte er tapfer, »aber nun hast du diese Pillen und kannst den Nachtmahr besser kontrollieren. Jetzt wird alles anders.«
»Nein!«, schrie sie. »Begreifst du es denn nicht? Wenn wir noch länger zusammen sind und miteinander schlafen, dann wirst du wie diese Männer! Ich bin Gift für dich und für jeden Mann, der sich länger in meiner Nähe aufhält. Ich zerstöre dich, wenn ich dich noch länger liebe!« Schluchzend schlug sie die Hände vors Gesicht.
Jason war von ihren Worten so überrumpelt, dass er sie nur still anstarrte.
»Vielleicht habe ich es tief in meinem Innern geahnt, dass ich nur Unglück bringe. Meine Mutter habe ich in einem Anfall von Wut die Treppe hinuntergestoßen, meine Schwester ist durch meine Schuld verschwunden. Wer weiß, vielleicht habe ich sie ja ertränkt, auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnern kann … Und vermutlich habe ich meine Großmutter von der Leiter gestoßen und die Bremsleitung am Auto meines Vaters durchgeschnitten. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich eine Gefahr bin, und deshalb dürfen wir nicht länger zusammen sein. Gerade weil ich dich so sehr liebe, möchte ich nicht, dass du das nächste Opfer auf meiner Liste bist. Und selbst wenn ich das Wilde in mir mit den Pillen zähmen kann, will ich nicht zusehen müssen, wie ich dein liebenswertes Wesen verderbe, bis du so endest wie Tyler oder Noah. Deshalb werden wir heute voneinander Abschied nehmen. Ich hoffe von Herzen, dass ich dir noch nicht so sehr geschadet habe, dass du nicht wieder gesund werden kannst. Und damit meine ich deine Schulter und deine Seele.«
Nun, als sie geendet hatte, hob sie den Kopf und sah ihn traurig an.
Jason schwieg und starrte geschockt zurück. »Gib uns noch eine Chance«, bat er. »Ich gebe dir nicht die Schuld daran, dass ich jetzt hier liege, und ich glaube auch nicht, dass du mich in irgendeiner Weise verderben könntest.«
»Weil du nichts über mich weißt«, entgegnete sie mit belegter Stimme. »Deshalb muss ich diese schwere Entscheidung treffen, ehe etwas geschieht, das nicht mehr zu heilen ist.« Lorena erhob sich, beugte sich vor und küsste ihn auf die Stirn. »Leb wohl, Jason. Ich danke dir für die Zeit, die wir zusammen hatten. Ich habe jede Minute genossen.« Sie sprach weiter, obgleich sie glaubte, ihr Herz müsse brechen. »Und ich wünsche dir, dass du eine Frau findest, die deiner würdig ist und die dich liebt, ohne dich zu zerstören.«
Er umklammerte ihren Arm. »Lorena, nicht«, flehte er, doch sie entwand sich seinem Griff.
»Es tut mir leid«, sagte sie, schluchzte auf und rannte dann hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Kapitel 23
MYLADY
Raika hielt Wort. Als die Nacht hereinbrach, stand sie unvermittelt in der Tür. Lorena hatte sie nicht kommen hören, doch sie spürte ihre Anwesenheit, noch ehe sie sie zu Gesicht bekam.
»Ich war mir nicht sicher, ob du kommen würdest«, sagte Lorena zur Begrüßung.
»Ich habe es versprochen«,
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