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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Kassettenrekorders. Es folgten die unvermeidlichen Begrüßungs- und Vorstellungsrituale. »Frau Peuker, wir haben den Täter im Fall des ermordeten Mädchens überführt.« Aufmerksam musterte sie die Miene der Frau.
    Charlotte Peuker zeigte keinerlei Regung. Das Gesicht strahlte eine gleichmäßige Freundlichkeit ohne irgendein Interesse aus. Nicht einmal die triste Umgebung des Verhörraums konnte der alten Frau ihre Gelassenheit nehmen.
    Judith Brunner bemerkte: »Ihr Hinweis auf einen möglichen Zeugen war der Schlüssel zur Ergreifung des Mörders.«
    »Ach. Bin ich deswegen hier? Wollen Sie sich bedanken?«
    »Nicht nur. Sie erinnern sich bestimmt: Sie hatten meinen Kollegen, Ernst Grambow, auf die Heimfahrt Ihres Enkels am letzten Sonnabend aufmerksam gemacht.«
    »Is ja doll, hat der Junge also tatsächlich helfen können?« Charlotte Peuker tat weiter so, als wüsste sie nicht, worum es in diesem Gespräch ging.
    Das verärgerte Judith Brunner so sehr, dass sie schonungslos wurde: »Dieser Junge hat gestanden, Ilona Eichner ermordet zu haben. Es war ein Sexualmord.« Sie ließ ihren Worten Zeit zur Wirkung.
    Charlotte Peuker zeigte weder Erschrecken noch stritt sie die Möglichkeit ab, dass ihr Enkel etwas derart Abscheuliches getan haben könnte. Eher wirkte sie etwas unkonzentriert und ein ganz klein wenig beschämt. Noch trug sie ihren Panzer der Gleichgültigkeit. Nur ihre Lippen fingen an, nervös zu zucken.
    »Warum haben Sie uns auf Manfred aufmerksam gemacht?«, forderte Judith Brunner mit äußerstem Nachdruck zur Antwort auf. Ihre scharfe Stimme sollte jegliche Ausflüchte verhindern.
    Die Frau seufzte, als hätte sie einen schweren Fehler erkannt. »Ich habe doch alles nur für ihn getan. Sie sollten aber nicht Manfred finden, sondern auf seine Familie aufmerksam werden. Ich meine, die Sippschaft dieser Frau, seiner Mutter. Ihr wollte ich es heimzahlen! Dass das der arme Junge war, konnte ich beim besten Willen nicht ahnen!«
    »Tatsächlich nicht? Was dachten Sie denn, wer das Mädchen umgebracht hat?«, fragte die Ermittlerin, eigentlich nur rhetorisch.
    »Na, der Bruder dieser –« Charlotte Peuker sprach nicht weiter.
    Nun war Judith Brunner leicht erstaunt. »Was meinen Sie genau? Sie haben da eben etwas angedeutet. Von wem reden Sie?«
    Charlotte Peuker kniff ihre Lippen zusammen, sodass ihr Mund nur noch einen Strich bildete. Ihre Augen wurden ebenfalls schmal, als sie voller Verachtung rief: »Na, dieser Tierschänder! Pah! Und meine feine Schwiegertochter hat nichts Besseres zu tun, als dem erneut Tür und Tor zu öffnen. Meinem Sohn hat sie das Leben zur Hölle gemacht. Der ist auf und davon. Er lässt sich kaum noch in der Gegend blicken. Nicht einmal bei mir kommt er vorbei. Diese Schlampe behauptet, wenn meine Enkeltochter aus dem Haus geht, ist wieder Platz für diesen, diesen ... Perversen.« Die Empörung drohte mit jedem weiteren Wort in Hysterie umzuschlagen.
    Judith Brunner gebot ihr mit einem Handzeichen, sich wieder zu beruhigen. Was hatte das jetzt mit dem Mädchenmord zu tun? Als die Frau einigermaßen gleichmäßig atmete, setzte sie das Gespräch fort: »Frau Peuker, können Sie bitte etwas konkreter werden?«
    Die Frau schwieg und blickte beleidigt zur Seite.
    Judith Brunner konnte natürlich mutmaßen, auf wen die letzte Bemerkung zielte. »Sie meinen den Bruder Ihrer Schwiegertochter? Matthias Boll?«
    »Genau!«, schrie sie wieder. »Der Perversling will doch dort wieder einziehen! Manfred hatte mir von der Sache erzählt, da musste ich doch handeln. Ich konnte ja nicht ahnen, dass es schon zu spät war.«
    »Handeln? Was haben Sie denn getan?«
    Jetzt sah Charlotte Peuker irritiert auf: »Na, Sie haben den Hund doch längst gefunden, oder nicht?«
    Für Judith Brunner kam die Erkenntnis mit Wucht: Diese Frau hatte den Schäferhund der Bolls getötet, verstümmelt und drapiert! Was war hier los?
    »Sie haben ihn also gefunden«, stelle Charlotte Peuker nüchtern fest, als die Polizistin mit einer Antwort zögerte.
    »Ja, das Tier war schließlich nicht zu übersehen. Warum haben Sie dem Hund das angetan? Wollten Sie die Bolls ärgern? Der Hund konnte doch nichts für Ihren Familienzwist.«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Ich wollte, dass die Bolls mal genauer unter die Lupe genommen werden: Der Hund vom Boll, der Strick vom Boll, die Verstümmelungen vom Boll… Mein Ziel war es, die Polizei auf diesen ..., na, eben auf ihren Bruder zu

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