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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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mit dem Menschen erlebt hat. Mama sagt, dass das auch bei einem Hund geht, weil er ja auch ein Freund war.« Dann ging er zu Tommy, kramte einen Bonbon aus seiner Hosentasche und drückte ihn seinem Freund unauffällig in die Hand.
    »Es gibt Kakao und Kekse«, gab Dany die Speisefolge bekannt und las dann langsam von einem alten Zettel das Rezept vor: »Haferflockenmakronen.
     
250 g Haferflocken
    100 g Butter
    60 g Zucker
    75 g Mehl
    1/2 Päckchen Backpulver
    1 Päckchen Vanillezucker
    2 Eier.«
     
Prüfend hatten die Kinder bei jeder Zutat auf dem Tisch kontrolliert, ob auch alles bereitstand.
    Dann las Dany weiter: »Butter in eine Pfanne geben und schmelzen. Mit den Flocken braten und den Zucker darüberstreuen. Umrühren, bis der Zucker geschmolzen ist. Dann das Mehl und das Backpulver vermischen, den Vanillezucker dazugeben und alles über die Flocken streuen. Die Eier verquirlen und darüber geben. Nun alles vermengen.« Dany machte eine Pause. »Das ist der Teig«, fasste sie staunend zusammen. »Davon mit einem Teelöffel kleine Häufchen auf das Blackblech verteilen und dann bei mittlerer Hitze – 200 Grad – 10 bis 15 Minuten backen.«
    Fritzi und Tommy wirkten angesichts dieser Arbeitsanweisungen etwas verzagt. Mario blickte nicht zuversichtlicher in die Welt. Dany suchte schon mal nach einem geeigneten Topf. Leider im falschen Schrank.
    Elvira Bauer munterte die unsichere Schar auf: »Das schafft ihr allemal. Ich helfe auch ein bisschen mit. Wascht euch erst einmal die Hände und schon können wir anfangen.«
    Währenddessen flüsterte Elvira Walter zu: »Das Rezept hat mir die alte Frau Weber zugesteckt. Sicherheitshalber bäckt sie auch ein paar Kekse und bringt sie nachher noch vorbei. Tommys Mutter muss noch arbeiten, deswegen bereiten wir das Ganze bei uns vor«, erklärte sie die turbulenten Umstände. »Rudolf Boll wollte wohl nicht einsehen, dass für seinen toten Hund irgendein Aufwand getrieben wird. Marios Mutter kocht aber trotzdem den Kakao. Und sie bringt natürlich Melli mit. Wir treffen uns hier nach dem Abendbrot und gehen dann gemeinsam los. Für Mario ist das wichtig. Und für Tommy sicher auch.«
    Walter sah sie beeindruckt an. »Gute Idee, Frau Bauer.«
    Elvira seufzte leise. »Tommy hat vorhin noch mal erzählt, wie er den Hund vorgefunden hat. Danach haben die Jungs wohl etwas Angst bekommen, was den Kadaver angeht. Ich habe ihnen erklärt, dass der Tierarzt das repariert hat und Melli aussehen wird, als schlafe sie ganz fest. Das hat dann aber wieder die Neugier von Dany geweckt. Sie will nun unbedingt die Nähte sehen, mit denen der Hund zusammengeflickt wurde.«
    Dank des vertrauten Flüsterns seiner Mutter, des zurückhaltenden Gejohles am Waschbecken und des vorsichtigen Geschirrklapperns am Tisch war Baby Henry auf Walters Arm wohlig eingeschlafen und kuschelte sich an seine warme Brust. Der wagte kaum zu atmen. »Wo genau wollt ihr denn Melli begraben?«, fragte er leise.
    Mario erklärte, während er ein Backblech mit einem Klecks Butter einfettete: »Sie lag gern am Waldrand in der Sonne, wenn ich auf meinen Aussichtsbaum geklettert bin. Da hat sie immer brav gewartet.«
    Die anderen Jungen nickten.
    »Unter dem Baum soll sie –« Nun kullerten bei Mario doch ein paar Tränen.
    Elvira nahm ihn tröstend in die Arme. »Es wird ihr dort gefallen, glaub mir.«
    »Ihr werdet einen guten Spaten mitnehmen müssen«, bemerkte Walter, der an die Wurzeln im Waldboden dachte. »Und eine Schippe für den Sand und die Steine. Ihr müsst mindestens einen Meter tief graben.«
    So konkret hatten die Kinder darüber noch nicht nachgedacht. Erschrocken sahen sie sich an. So tief? Was musste noch alles bedacht werden? »Du kommst doch sicher auch?«, fragte Fritzi dann hoffnungsvoll den Polizisten und Tommy nickte bittend.
    »Auf jeden Fall«, versprach Walter ganz spontan. Seine Mundwinkel zuckten, doch es gelang ihm, überzeugend, ein lautes Lachen zu unterdrücken. So kam man zu einer unvorhergesehenen Beschäftigung! Er würde am Abend also ein Hundegrab ausheben. Und mindestens einen Meter tief. Das würde jetzt genauestens kontrolliert werden. Er lehnte sich mit dem schlafenden Baby auf dem Arm an den Küchenschrank zurück und sah der quirligen Kinderschar beim Backen zu. Über sein hartes Schicksal konnte er sich nun nicht einmal mehr beklagen. Sein glücklicher Gesichtsausdruck hätte ihn verraten.
     
 
    ~ 59 ~
     
Judith Brunner drückte die Aufnahmetaste des

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