Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)
Steifstand. Und dann macht die blöde Trine einfach nicht mit?! Geht tot. Und geblutet hat die auch noch.«
~ 57 ~
Auf dem Weg zum Besprechungsraum sprach Dr. Grede seine Gedanken offen aus: »Dieser Typ hat keinerlei Unrechtsbewusstsein! Das macht ihn enorm gefährlich. Mann, ich bin wirklich froh, dass wir diesem Kerl schon jetzt draufgekommen sind.«
»Ich bin auch mächtig erleichtert«, gab Judith Brunner zu. »Hoffentlich reicht, was wir haben, um ihn für immer wegzusperren.«
»Was meinen Sie?« Für Hans Grede gab es keinen Zweifel.
»Peuker ist achtzehn, fast noch ein Kind. Welchen Wert hat da sein Geständnis? Für ihn ist das kaum mehr als ein Unfall. Und wir wissen doch, dass hier streng genommen kein Mord vorliegt. Er wird mit weniger davonkommen. Und morgen könnte er es sich sowieso wieder anders überlegen und uns erneut den großen Unbekannten präsentieren.«
Dr. Grede war zuversichtlicher: »Der Peuker war es. Nur er konnte wissen, wie sie im Feld lag. Auch von dem Detail mit dem Schlauch konnte nur der Täter wissen. Er hat die Penetration und den Tatort genau so beschrieben, wie wir das vorgefunden haben.«
Sie erreichten den Besprechungsraum, wo Lisa Lenz und Thomas Ritter schon gespannt auf sie warteten. Außerdem war Dr. Renz eingetroffen und hatte mit am Tisch Platz genommen.
»Wir haben ein Geständnis«, informierte Judith Brunner die drei ohne Umschweife.
Man konnte spüren, wie die Atmosphäre im Raum von hoffnungsvoller Erwartung zu befriedigender Gewissheit umschlug.
»Gott sein Dank!«, freute sich Dr. Renz mit den Ermittlern, als er aufstand, um Judith Brunner und Dr. Grede die Hand zu reichen. »Verzeihen Sie meinen unangemeldeten Besuch. Ich wollte Ihnen meinen Abschlussbericht zur Obduktion von Ilona Eichner vorbeibringen. Und den Freundschaftsring des Mädchens auch, der war noch bei mir im Labor«, erklärte er seine Anwesenheit und deutete auf den Tisch, wo zwei Umschläge lagen. »Und als ich erfuhr, dass Sie gerade den Hauptverdächtigen vernehmen, konnte ich nicht widerstehen, der freundlichen Einladung von Frau Lenz auf eine Tasse Kaffee zu folgen«, gab er galant seine Neugier zu.
»Sie sind hier immer herzlich willkommen, Dr. Renz«, gab Judith Brunner ebenso charmant zurück.
»Nun erzählen Sie doch mal genau. Wie haben Sie ihn zum Reden gebracht?«, drängte Lisa ungeduldig, während sie ihrer Chefin einen Kaffee einschenkte.
Dr. Grede griff zu einer Flasche Mineralwasser, trank einen Schluck und ließ sich nicht lange bitten. Seinem Bericht wurde mit konzentrierter Aufmerksamkeit gelauscht.
Judith Brunner schilderte anschließend ihre Eindrücke. Zum Schluss sagte sie: »Es ist unglaublich! Die geplante Penetration der Kühe mit dem Schlauchstück war ihm peinlich. Der Mord an dem Mädchen dagegen nicht.«
Lisa Lenz stand auf und öffnete ein Fenster. Jetzt, um die Mittagszeit, stand die Sonne hoch am hellblauen Himmel und schien nie mehr Leuchtkraft gehabt zu haben. Sie sah auf die baumlose, graue Straße, die ein heruntergekommenes Villenviertel nahe dem Bahnhof mit der Innenstadt verband. Der Stadtverkehr floss vor der Kreisdienststelle träge vor sich hin. »Wieso geht ihm seine Tat nicht nahe?«, fragte Lisa sich laut im Umdrehen.
»Der Täter hatte doch keinerlei Beziehung zu dem Mädchen. Sein Opfer war willkürlich ausgesucht. Was mit ihm passierte, war dem Mörder völlig egal«, sprach Dr. Renz die schlichte Wahrheit aus.
»Sein Verbrechen tut ihm tatsächlich kein bisschen leid, im Gegenteil«, ergänzte Judith Brunner. »Peuker war selbst im Verhör noch wütend, dass Ilona Eichner keinen Sex wollte.«
Lisa schüttelte den Kopf. »Was ist nur los mit dem? Seine Probleme mit Mädchen sind doch nicht außergewöhnlich. Viele Jungen haben mit achtzehn noch keinen Geschlechtsverkehr gehabt. Wenn die alle ihre Nöte so abreagieren würden!« Sie war ratlos. »Wie kann das passieren, ohne dass jemand etwas merkt? Die Schule? Die Freunde? Einfach niemand?!«
Ritter schnaubte: »Ignorantes Umfeld, so einfach ist das! Verdammte Scheiße!«
»Richtig. Vollkommen richtig«, war Judith Brunner mit ihm in beiden Punkten einer Meinung und ergänzte: »Vielleicht kommt sogar noch ein destruktives Familiengefüge dazu. Ich denke, das müssen wir auf jeden Fall noch genauer untersuchen. Peukers Mutter und auch Charlotte Peuker, die Großmutter, wussten mit Sicherheit, dass mit diesem Jungen etwas nicht stimmt. Ich kann mir nicht vorstellen,
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