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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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des Mörders aus dem Wartebereich abgeholt hatte.
    Grede klopfte leise an den Türrahmen. »Sie sitzt drin«, deutete er auf den Verhörraum. »Im Treppenhaus ist es zu einer kurzen Begegnung der beiden Frauen gekommen. Die haben kein Wort miteinander gewechselt. Wenn Blicke töten könnten, hätten wir jetzt zwei Leichen da liegen«, schilderte er seine Eindrücke.
    »Kein Wunder. Ich denke, Monika Peuker kann nicht entgangen sein, dass mit ihrem Sohn etwas nicht in Ordnung war. Wenn es der Wahrheit entspricht, was uns Charlotte Peuker erzählt hat, dann hat auch sie die Abnormitäten ihres Bruders toleriert. Und sie weiß, dass ihre Schwiegermutter uns den Hinweis auf ihren Jungen gegeben hat. Die Frauen werden in diesem Leben keine Freundinnen mehr.«
     
Als sie den Verhörraum betraten, stand Monika Peuker mit dem Rücken zum Fenster und kam sofort ein paar Schritte auf sie zu. »Was ist mit Manfred?«, fragte sie, ohne Judith Brunners Gruß zu erwidern. Ihre Stimme war etwas zu laut und rote Flecke überzogen ihr Gesicht. Im Gegensatz zu ihrer Schwiegermutter zeigte diese Frau ihre Nervosität.
    »Setzen Sie sich bitte, Frau Peuker«, wich Judith Brunner zunächst der Frage aus und stellte sich und Dr. Grede offiziell vor. »Wir nehmen dieses Gespräch auf Band auf. Wir haben sehr ernste Dinge mit Ihnen zu bereden. Ich denke, das wissen Sie auch.«
    Diese Bemerkung bewirkte, dass sich Monika Peuker auf den Stuhl fallen ließ. Mit Mühe klammerte sie sich an der Tischkante fest, um aufrecht sitzen zu können.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, wies Dr. Grede auf das bereitstehende Mineralwasser hin. Ohne eine Antwort abzuwarten, schenkte er ein und stellte das Glas vor die Frau.
    Als alle drei saßen, sagte Judith Brunner: »Wir haben Ihren Sohn wegen Mordes verhaftet. Er wird beschuldigt, Ilona Eichner, ein Mädchen aus Engersen, erwürgt und anschließend sexuell missbraucht zu haben.« Ob es tatsächlich in dieser Reihenfolge geschehen war, mussten sie in den kommenden Verhören noch herausarbeiten, hielt Judith im Stillen für sich fest.
    Lautlos begannen die Tränen über das Gesicht von Monika Peuker zu laufen. Sie rührte sich eine Weile nicht, bevor sie mit gesenktem Kopf anfing, in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch zu nesteln. Sie schniefte und wischte sich das Gesicht ab. Genauso plötzlich, wie er begonnen hatte, hörte der Tränenstrom auf zu fließen. Als Monika Peuker wieder aufblickte, war sie um Jahre gealtert. Ihr Gesicht wirkte erschreckend hohl und grau. Schwer atmend, sagte sie mit immer noch schniefender Stimme: »Fragen Sie.«
    »Was soll ich Sie fragen?«
    »Na, was Sie in solchen Fällen fragen müssen. Was ich davon weiß und so.« Auch sie bestritt mit keinem Wort die Möglichkeit oder die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Sohn der vorgeworfenen Taten fähig war. In dieser Hinsicht stimmte sie mit ihrer Schwiegermutter überein.
    »Gut. Dann fangen Sie so an: Was wissen Sie?«
    Argwöhnisch sah Monika Peuker den Vernehmern in die Augen. In die unangenehme Stille hinein sagte sie: »Manfred ist nicht schuld.«
    Judith Brunner widersprach: »Doch. Das ist er. Er wusste, dass es falsch ist, was er tut.«
    Fast unwillig gab Monika Peuker zurück: »Das meine ich nicht. Ich meine, er ist nicht schuld daran, dass er so geworden ist. Er ist doch noch ein Kind.«
    »Er ist volljährig«, wies Judith Brunner mehr der Vollständigkeit halber auf das Alter hin. »Was denken Sie, wieso hat er das Mädchen ermordet?«
    Monika Peuker hatte sofort eine Erklärung anzubieten: »Das ist sicher nur aus Versehen passiert, es war ein Unfall. Er sieht recht gut aus. Der hat das gar nicht nötig.«
    Diesen Satz hatte Judith Brunner schon mehr als einmal gehört, wenn Söhne, Ehemänner oder Väter eines Sexualverbrechens verdächtigt wurden. Glaubten die Frauen wirklich, was sie da sagten? »Was für ein Mensch ist Ihr Sohn? Können Sie ihn uns beschreiben?«
    »Er ist immer ein guter Schüler gewesen; jetzt als Lehrling macht er sich auch gut. Da können Sie gern nachfragen. Er hilft mit im Haus und ist anstellig. Er war nie frech oder ungezogen. Mein Sohn ist kein Angeber. Grüßt immer alle Leute im Dorf. Mein Junge hat nie etwas Unrechtes getan!«
    Judith Brunner war kurz sprachlos. Was sollte sie dem entgegenhalten? »Ihre Schwiegermutter hat uns erzählt, dass Manfred schon als Kind Tiere absichtlich verletzt und sogar getötet hat. Er scheint eher ein Einzelgänger zu sein, ohne festen Freundeskreis,

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