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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Brunner, wir wissen beide, dass diese schauderhafte Inszenierung nur der Auftakt für etwas sein kann. Im schlimmsten Fall bedeutet sie, dass die Möglichkeiten meines Labors und meine Spezialkenntnisse bald bei einem menschlichen Leichnam zum Tragen kommen müssen.«
    »Nun machen Sie mal halblang!« Thomas Ritter wandte sich fluchend ab und unterstützte lieber seine Mitarbeiter bei der Spurensicherung, als den finsteren Ahnungen des Rechtsmediziners weiter zuzuhören.
    Judith Brunner sah es ihm nach. Friedrich Renz hatte unverblümt einen möglichen Mord angedeutet! War das nicht zu gewagt? Doch der Mann verfügte über eine enorme Berufserfahrung und würde nie leichtfertig unken. Ihr selbst waren entsprechende Gedanken auch schon durch den Kopf gegangen. Sie hoffte, all ihren Zweifeln zum Trotz, dass wenigstens die Münzen in eine andere, irgendwie erträglichere Richtung wiesen. Ein einfacher Diebstahl, eine Unterschlagung, ja selbst mit einem Raub könnte sie noch gut leben. Judith Brunner schloss einen Moment die Augen, bevor sie verkündete: »Am besten, ich rufe beim Kreistierarzt an. Der wird wissen, wer uns helfen kann.« Sie ging los, um den Anruf vom Büro des Ortspolizisten aus zu erledigen.
     
Kaum war sie mit dem Telefonieren fertig, trat Walter dicht hinter sie. »Ich hab dich reingehen sehen.« Er drehte Judith geschickt um, hakte seine Finger in die Gürtelschlaufen ihrer Jeans, zog sie an sich und küsste sie kurz. »Gibt’s schon was Neues?«
    »Der Tierarzt aus Kakerbeck kommt her. Er hat dieses Wochenende Bereitschaft. Außerdem hat er in seiner Praxis einen kleinen OP-Raum und kann das Tier gleich obduzieren.«
    »Ich habe auch gute Nachrichten: Der alten Zabel geht es gut. Lucie Merker war zwar noch nicht zu Hause, doch zum Glück konnte ich sie hinter Hartmanns Hof abfangen. Sie hatte die Osterburger Adresse und die Telefonnummer von Waltraud Zabels Sohn sogar im Kopf. Ich bin sofort rein zu Hartmanns und hatte den Sohn gleich am Apparat. Weder er noch seine Mutter können sich das mit dem Hund erklären. Für die Münzen hatte er auch keine Erklärung; in der Familie besaß niemand viel Geld, geschweige denn eine wertvolle Sammlung. Einen Hund hatten sie auch nie. Überhaupt keine Haustiere. Wir dürfen uns gern im Haus umsehen, wenn es nötig ist. Und: Wenn wir weitere Fragen haben, können wir gern vorbeikommen – sie haben am Wochenende nichts vor.«
    Judith küsste Walter zurück, weit weniger vorsichtig, und befahl scherzhaft: »Na los, komm arbeiten. Die anderen warten schon.«
     
 
    ~ 6 ~
     
Wieder beim Pfarrhaus angekommen, bat Judith Brunner Dr. Renz, sich des Tierarztes anzunehmen. »Er kommt aus Kakerbeck her. Eigentlich müsste er jeden Moment eintreffen. Erklären Sie ihm bitte unsere Vermutungen und achten darauf, dass alles mit der nötigen Sorgfalt geschieht? Falls sich unsere, hm, Annahmen zur möglichen Entwicklung der Angelegenheit als wahr erweisen, darf uns jetzt kein Fehler passieren. Der Mann wird sich im Aufnehmen von gerichtsverwertbaren Spuren nicht auskennen.«
    »Keine Sorge, ich kümmere mich um alles«, sagte Renz hilfsbereit zu.
    Dann rief Judith Brunner Thomas Ritter zu sich: »Wir dürfen ins Haus.«
    Walter Dreyer hatte inzwischen den Schlüssel hinter dem Fallrohr der Scheune gefunden, was nicht weiter schwierig gewesen war, hatte ihm doch Waltraud Zabels Sohn das Versteck verraten.
    Von der Gartenseite her, durch eine über die gesamte Breite des Gebäudes gehende großzügige Loggia, mit einfach verglasten Sprossenfenstern an den Seiten, betraten sie zu dritt das Haus. Nach außen war der Holzvorbau offen, wobei eine halbhohe Balustrade mit aufsitzenden, bis unter das Dach reichenden rhombenförmigen Ziergittern aus dünnen Kanthölzern dem Anbau die Romantik einer lauschigen Laube verlieh. Die Veranda schien schon lange nicht mehr genutzt worden zu sein; jegliche Möblierung fehlte. Nur ein paar welke Blätter und trockene Ästchen lagen in den Ecken.
    Durch seinen nahezu quadratischen Grundschnitt mit niedrigem Dach wirkte das alte, breite Haus schwer und gedrungen, auf eine sehr behagliche Art. Im Innern lag alles in einem Dämmerlicht, obwohl draußen die Sonne schien. Judith Brunner mochte, trotz der Umstände, die sie zum Betreten zwangen, sofort die Atmosphäre, die es verströmte.
    An die Veranda schlossen sich mittig eine Diele, die bis an die Vorderseite des Hauses reichte, rechts eine große Küche und links ein ebenso großes

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