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Nachtpfade

Nachtpfade

Titel: Nachtpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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da häufig.«
    »Warum eigentlich die Flößerstube? Schönberg hat
doch auch eine Wirtschaft.«
    »Wirtschaft ist gut, das ist eine
Glück-auf-Wirtschaft.«
    »Eine was?«
    »Sie haben Glück, wenn die aufhaben. Meistens eh
bloß am Sonntag, und selbst da weiß man nie.«
    »Aha, und aus der Flößerstube kannte Ihr Bruder
Jacky.«
    »Ja, und sie hat ihn gefragt, ob er keine Hilfe
brauchen könne, weil er doch an Krücken gehen musste. Und weil wir wirklich
Hilfe gebraucht haben, haben wir ja gesagt.«
    »Sie war ausgebildete PTA .«
    »A was?«
    »pta, also Apothekenhelferin, und sie hat bedient.
Passt so jemand in die Landwirtschaft?«
    »Sie konnte es gut mit Tieren und war anstellig.«
    »Wann haben Sie die Jacky denn zum letzten Mal
gesehen?«
    »Ja, am Montag halt im Stall, bis wir fertig waren.
Um sieben gab’s Brotzeit. Sie hat immer recht ordentlich zugelangt. Als der
Anton sein drittes Bier aufgemacht hat, ist sie plötzlich hochgeschossen wie
von der Tarantel gestochen und raus.«
    »Raus?«
    »Ja, weg halt. Aber das waren wir schon gewöhnt.«
    »Frau Lindauer hat gesagt, sie wäre gerne mal in
der Nacht herumgerannt. Bei Ihnen auch?«
    »Ja, sie hat gesagt, sie ginge spazieren. Ich bitt
Sie, nächtelang.«
    »Und Sie hat das nicht gestört?«
    »Mei, zur Stallzeit wars bis auf ein oder zwei Mal
wieder da. Und dann will man ja nicht so sein.«
    »Aber am Dienstag früh war sie zur Stallzeit nicht
da?«
    »Na.«
    »Und das hat Sie nicht beunruhigt?«
    »Was soll mich bei so einer was beunruhigen. Wird
schon irgendwo eingeschlafen sein, hab ich denkt. Dass die gleich tot wird. So
was denkt doch keiner.«
    »Nein, das denkt keiner. Haben Sie denn eine Idee,
wer das gewesen sein kann? Hatte Jacky Feinde?«
    »Schmarrn. Ein junges hübsches Ding. Die hatte eher
Freunde.«
    »Ach ja, gab’s einen bestimmten?«
    »Nein, aber da sind einige rumscharwenzelt. Sie hat
aber keinen so recht wollen.«
    »Was daran gelegen haben mag, dass sie ein Auge auf
Ihren Bruder geworfen hat?«
    »Die? Auf den Anton? Ach kommen Sie, Sie wissen
doch, wie die Leut reden. Der Anton wird seiner Lebtag Junggeselle bleiben.«
    »Und er hat ja auch seine Schwester …«
    »Die Ironie können Sie sich sparen. Ich hab mir das
nicht ausgesucht. Mein Verlobter ist bei der Waldarbeit erschlagen worden. Eine
Woche vor der Hochzeit. Sie wissen doch gar nix.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ja, ja, euch tut immer was leid, wenn sich das
Maul schneller bewegt als das Hirn.«
    »Frau Erhard, wo waren Sie denn in der Mordnacht?«
    »Ach, brauch ich jetzt ein Alibi? Ich war im Bett,
und den Bruder hab ich um drei Uhr im Bett liegen sehen. Tief geschlafen hat er
und geschnarcht. Ich hab das offene Fenster zugemacht, das im Wind geklappert
hat.«
    »Frau Erhard. Sie hatten also ein gutes Verhältnis
zu der Jacky?«
    »Ja, hatte ich, die wird schon auch Sachen erlebt
haben, wegen denen die so komisch war. Mir hat sie leidgetan, aber bei uns hätt
sie auch nicht ewig bleiben können.«
    »Nein?«
    »Na, dem Anton sein Knie ist fast wieder in
Ordnung, und gar so viel ist ja nicht mehr zu tun, seit wir keine Gäste mehr
haben.«
    »Gäste?«
    »Ja, wir haben das mit dem Urlaub auf dem Bauernhof
aufgegeben.«
    »Warum, das ist doch eigentlich eine touristische
Schiene, die sehr gut läuft, oder?«
    »Ja mei, gut? Früher kamen die Leute zwei Wochen,
heut wollen die ein Zimmer sogar für eine Nacht. Das rentiert sich doch nicht
mehr. Da müssen Sie wegen einer Nacht Betten frisch beziehen, Handtücher
braucht’s, alles muss gewaschen werden. Und ein Klo am Gang, das geht auch
nicht mehr, en Suite wollen die. So muss man das in den Prospekt schreiben. Und
wenn man da drin sein will, dann kost das auch. Das rentiert nicht.«
    »Wie lange haben Sie denn schon keinen Urlaub auf
dem Bauernhof mehr?«
    »Ach, seit 2005, glaub ich.«
    »Ich würde gerne mal die Hypothese aufstellen, dass
Jacky bei einer ihrer Nachtwanderungen vielleicht etwas gesehen hat, was sie
nicht hätte sehen sollen. Haben Sie da eine Idee?«
    »Mei, was soll man da schon sehen! Schlafen doch
alle. Hirsche und Rehe wird sie gesehen haben und rollige Katzen gehört und ein
paar Autos, die spät noch rumgeistern. Ja, einige fahren ja noch spät rum. Auf
dem Weg zur Disco oder so fahren die rum.«
    Befragung Anton Erhard, 46, ledig
    »Herr Erhard, hatten Sie ein Verhältnis mit
Jacqueline Paulig?«
    »Schmarrn.«
    »Das haben wir aber nun schon öfter gehört.«
    »Schmarrn, d Leit redn

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