Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtpfade

Nachtpfade

Titel: Nachtpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
Vom Netzwerk:
blickte auf die Bilder an den
Wänden. Auch hier nichts als Jagdmotive.
    »Ja, das stimmt wohl. Ich hab mal was läuten hören,
dass er der uneheliche Bub einer Magd ist und Pius Hörmooser der Sohn eines
sehr begüterten Mannes. Was da draußen eigentlich gelaufen ist, weiß keiner.
Die Väter sind tot, die Söhne schweigen«, sagte Reitmair. »Eins ist
unbestritten: Friedl teilt gerne aus, steckt aber ungern ein. Er ist eine Diva
und eine Mimose.«
    »Ja, er hält sich für unbesiegbar, und das Fatale ist,
dass ihn wohl bisher keiner auf ganzer Linie besiegt hat. Sein Glorienschein
wird heller und heller«, erwiderte Gerhard.
    »Das ist gefährlich«, warf Evi ein »so was macht auch
unvorsichtig.«
    Als Friedl nach fünfzehn Minuten eintraf, hatte er
bereits einen Anwalt im Schlepptau. Die Sekretärin hatte ihn wohl informiert.
Ferdinand Friedl begrüßte Gerhard überaus freundlich. Für Evi gab es ein
»Gnädige Frau«, für Reitmair ein »Gut, dass Sie hier in Miesbach für Law and
Order sorgen«. Die Kommissare konfrontierten ihn mit den Aussagen von Neuner
und dem Pressesprecher. Friedl hörte zu, dann lehnte er sich im Stuhl zurück.
Er wandte sich an seinen Anwalt.
    »Lois, ich weiß, dass ich dazu gar nichts sagen muss,
aber ich möchte doch gerne ein Statement abgeben. Wo der Herr Weinzirl und die
Frau Straßgütl schon zum zweiten Mal den weiten Weg hierher gefunden haben.«
    »Danke, sehr rücksichtsvoll«, sagte Evi, die
augenscheinlich sehr angespannt war und beim Pokern sicher keine guten Karten
gehabt hätte.
    Friedl schenkte ihr einen Blick, der ungefähr besagte: Mädchen, Sie sind hübsch, wieso suchen Sie sich nicht ‘nen Mann, wählen eine
hübsche Küche aus, und in der bleiben Sie dann auch. Sein Blick war spöttisch
und stechend. Evi musste wegsehen.
    Der Anwalt, der in einen Trachtenanzug gewandet war,
verzog ebenfalls süffisant das Gesicht und sagte: »Wenn du meinst, Ferdl.«
    »Das bestürzt mich jetzt sehr. Ich hatte meinen
Pressesprecher gebeten, Herrn Neuner fünfhundert Euro für die Schönberger
Musikanten zu geben, als zusätzliche Anerkennung, weil sie kürzlich mal bei
einem privaten Anlass für mich gespielt haben.« Friedls Schweinsäuglein
funkelten.
    Das war ja ein starkes Stück. Gerhard hatte das
Gefühl, er würde keine Luft bekommen. »Ach, und das ist Ihnen just am Samstag
eingefallen. Und da haben Sie Ihren Mitarbeiter sofort als Geldboten
losgeschickt.«
    »Ja, Sie, Herr Weinzirl, waren es doch, der mich auf
das traurige Schicksal der kleinen Paulig aufmerksam gemacht hat, und da wurde
ich dessen gewahr, wie kurz das Leben oft sein kann. Und da dachte ich an meine
Schönberger. Und weil mich Geschäftstermine fesseln und ich erst wieder in zwei
Wochen im Pfaffenwinkel weilen werde, dacht ich: Besser gleich heute, die
Leutchen haben’s ja alle auch nicht so dicke.« Er blickte in die Runde, als
warte er auf Beifall.
    Seine Schönberger und die Leutchen – der Herr Graf
geruhten wieder zu parlieren. Die Geschichte war wirklich zu ungeheuerlich,
aber Gerhard bewahrte die Fassung. »Sie wollen also sagen, Ihr Pressesprecher
hat eigenmächtig gehandelt?«
    »Ja, bedauerlicherweise ist das wohl so.«
    »Aber was könnte ihn denn bitte veranlasst haben, den
Wagen des Herrn Weinling manipulieren zu lassen?«, fragte Gerhard. Er ahnte
nichts Gutes.
    »Ja, da kann ich nur spekulieren.« Nun hatte Friedl
wieder diesen »Zwölf Uhr mittags«-Blick aufgesetzt. Es war eine Fehde zwischen
ihm und Gerhard. Die anderen im Raum waren nicht mehr existent. »Sie sind
schlecht vorbereitet, Herr Weinzirl, mein Pressesprecher, der Herr Gretschmann,
stammt ursprünglich aus Böbing. Vielleicht haben sie das »Isch« in seiner
Aussprache gehört. Das verwenden Sie ja auch gerne, nicht wahr, Herr Weinzirl?
Das ist das Alemannische da drüben im Lechrain und im Allgäu, das kann keiner
leugnen. Das beginnt schon in Böbing. Mein Pressesprecher ist ein entfernter
Cousin von Manfred Weinling. Welche innerfamiliären Zwistigkeiten da zugrunde
liegen, darüber vermag ich nichts zu sagen. Aber ich bedauere es zutiefst, dass
mein Geld so missbraucht worden ist.«
    Gerhard hatte sich ebenfalls zurückgelehnt. Diese
Geschichte war hanebüchen. Da hatte Friedl seinen Mitarbeiter also zu einer
kriminellen Tat genötigt und ihn auch noch auf die alte Heimat gehetzt. Er
hatte den Mann zweifach in Gewissennöte gebracht. Das war so was von perfide!
Friedl hatte sicher etwas über Gretschmann in der Hand,

Weitere Kostenlose Bücher