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Nachtprinzessin

Nachtprinzessin

Titel: Nachtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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weinen.
    Matthias stand auf und nahm ihn lange schweigend in den Arm.
    Alex brauchte einige Minuten, um sich zu beruhigen. Dann redete er.
    »Ich bin abgehauen. Mit ein paar anderen. Da warst du noch da und hast mit diesem Tier geredet. Wir sind dann am Stutti ’ne Currywurst essen gegangen, haben zwei Bier getrunken und uns über den Alten unterhalten. Harry hat erzählt, dass Majewski unglaublich billig Kalbfleisch einkauft. Das kostet nur ein Drittel, und wir hatten es eine Woche lang auf der Karte. Wir haben gekocht, gebraten, gekostet. Harry hat gesehen, wie die Lieferung kam. Der Lieferant hat das Fleisch aus dem Kofferraum verkauft. Das waren Totgeburten, die der Alte bestellt hat. Mir ist so schlecht geworden. Und da hab ich gesagt, ich hab die Faxen dicke, ich hau in’n Sack, ich geh jetzt und hole meine Messer, und ab morgen bin ich krank. Und dann bin ich los. Noch mal zurück in die Küche. Du warst schon weg, es war überhaupt niemand mehr da, nur Majewski, der schon ziemlich besoffen war und sich jetzt noch mit Küchenbier die Kante geben wollte.
    ›Gut, dass du kommst!‹, hat er gebrüllt, als er mich gesehen hat, und mit seinen blutunterlaufenen Augen sah er aus wie ein Zombie, und dann meinte er, dass er vergessen hat, mir zu sagen, dass ich morgen Frühdienst hab. Ab sechs. Wegen ’ner Bestellung zum Brunch. Hundertfünfzig Leute. Da sollte ich mich drum kümmern. Als Attraktion, Roastbeef mit Paprikagemüse.
    Ich hab ganz genau gewusst, dass im Kühlraum keine Paprika mehr waren, obwohl ich am Vormittag vierzig Kilo geputzt hatte, aber ich war so überrumpelt von dieser Frühschicht, dass ich völlig vergessen hatte, dass ich eigentlich nur meine Messer holen wollte.
    Als ich ihm gesagt hab, dass er sich sein Paprikagemüse sauer einkochen kann, weil keine Paprikaschoten mehr da sind, hat er gewiehert wie ein krankes Pferd. ›Logisch‹, hat er gesagt, ›die verfickten Schoten hab ich ja auch heute für die Idioten aus Tel Aviv verbraucht.‹
    Na ja, und dann ist der arme Irre völlig ausgerastet. Der war gar nicht mehr bei sich und hat nur noch rumgeschrien und dabei mit voller Wucht auf die Arbeitsplatte gehauen.«
    Alex regte sich jetzt in der Erinnerung wieder auf, und machte den Tonfall des brüllenden Majewski nach:
    »›Pass mal gut auf, mein Freund! Ich weiß, dass wir Paprika auf der Karte haben, dass wir jeden Tag mindestens dreißig Portionen brauchen, dass es ’ne Vorbestellung gibt für morgen, und wenn du sagst, dass du keine Paprika mehr hast, dann hast du deinen Posten, dann hast du deinen ganzen verdammten Job nicht im Griff. Du hast einfach nicht genügend vorgearbeitet. Weshalb und warum du jetzt auf’m Schlauch stehst, interessiert keinen. Verstehst du das? So sieht es nämlich aus! Alle Köche sind beschissen, die sich nicht zu helfen wissen.‹
    Es war immer wieder dasselbe Theater mit Majewski. So was hatte er schon ein paarmal mit mir gemacht. Aus reiner Schikane. Um mich fertigzumachen. Kleinzukriegen. Ich war so tierisch sauer, denn was kann ich denn dafür, wenn er die Sachen einfach verwendet, die ich vorbereitet habe, und er keinen Ton sagt? Was ist das denn? Und von der Vorbestellung erzählte der mir erst jetzt!
    Na jedenfalls ging das jetzt hin und her. Kannste dir vorstellen. Wir haben uns nur noch angeschrien und gegenseitig beleidigt. Es war grauenvoll, und der Alte ist fast explodiert vor Wut. Ich hatte Lust, ihm eins in die Fresse zu hauen, aber ich hab mich beherrscht, bis er dann einen Topf durch die Gegend geschmissen und geschrien hat: ›Hau doch ab, geh doch zu deiner schwulen Papa-Tunte, die mir schon lange auf den Keks geht! Jedes Mal wenn er hier ist, könnte ich kotzen! Mit seinem ganzen widerlichen Gehabe, seiner Borniertheit, seiner Arroganz und seiner Angeberei! Hier schmeißt er mit der Kohle um sich und zu Hause wahrscheinlich mit Wattebäuschchen!‹
    Das war zu viel. Das hat mir den Rest gegeben. Das hätte er nicht sagen sollen.
    Dann hat er schon wieder vor Lachen gewiehert, dabei hat er sich ganz fürchterlich verschluckt, musste sich vornüberbeugen und hat gleichzeitig gelacht und gehustet. Und als ich dieses fette Schwein so vornübergebeugt vor mir hatte, da hab ich nur noch rotgesehen, hab die nächste Pfanne genommen und voll zugeschlagen. Direkt auf den Hinterkopf. Bumm. Der is’ umgefallen wie ein gefällter Baum und hat keinen Mucks mehr getan. Und als er dann da so lag, diese dumme Sau, da wollte ich ihm nicht nur den

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