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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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Fassung zu verlieren. Kaum fünf Minuten waren zwischen seinem Aufbruch und der Ankunft des Officers verstrichen. Doch für Dante hatte diese kurze Zeit offenbar ausgereicht. Er musste irgendwo in der Nähe auf der Lauer gelegen und auf seine Gelegenheit gewartet haben.
    „Hat schon jemand mit den Nachbarn gesprochen?“
    „Die Dame nebenan hat eine Frau schreien gehört.“ Defillo teilte Trevor mit, was er sich auf seinem Schreibblock notiert hatte. „Sie sagte, sie hätte einen Blick nach draußen geworfenund einen schwarzen Geländewagen wegfahren sehen. Sie ist sich nicht sicher wegen der Marke und hat auch das Nummernschild nicht erkannt, aber ihr ist aufgefallen, dass das Fahrzeug ungewöhnliche Reifen hatte. Wahrscheinlich meint sie verchromte Alufelgen.“
    „Ich werde noch mal mit ihr sprechen.“ Trevor ging in die Küche und blieb dann am Tatort stehen. Alex lag auf dem Boden. Zwei Sanitäter befestigten eine stabilisierende Halskrause um seinen Nacken, damit sie ihn auf die Trage heben konnten. Blut sickerte durch einen weißen Verband an seiner Schläfe.
    Trevor kniete sich neben ihn. Alex hatte die Augen geschlossen, und eine Sauerstoffmaske bedeckte Nase und Mund. Das Plastik war von innen beschlagen.
    „Alex, kannst du mich hören?“ Als er keine Antwort erhielt, blickte er die Sanitäter an. „Wird er wieder in Ordnung kommen?“
    „Er hat einen ziemlich harten Schlag abbekommen“, antwortete einer der Sanitäter. „Im Krankenhaus werden sie nach einer Computertomografie des Schädels mehr sagen können.“
    Trevor erhob sich, als Alex auf die Trage gehoben wurde. Er sah zu, wie die Sanitäter ihn durch das Haus nach draußen rollten. Dann tat er sein Bestes, um den Raum möglichst objektiv zu untersuchen.
    Rains Jeansumhängetasche und ihr Handy lagen auf dem Tisch. Ein Kaffeebecher war umgekippt, und eine braune Lache hatte sich auf dem Platzdeckchen gebildet. Einer der Stühle hatte sich vor dem Kühlschrank verkeilt. Eine schwere Buchstütze aus dem Wohnzimmer lag auf dem Boden – höchstwahrscheinlich war dieser Gegenstand dazu benutzt worden, Alex niederzuschlagen. Trevor rieb sich über die geschlossenen Augen und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen.
    Er musste sich konzentrieren. Es war die einzige Chance, die Rain hatte.
    Von der Tür her erklang ein Räuspern, und Trevor drehte sich um. McGrath stand da. Er trug seine übliche „Uniform“: eineStoffhose, dazu ein kurzärmeliges Hemd und eine Krawatte.
    „Wir haben es im Polizeifunk gehört“, sagte er, als er in die Küche kam und dabei vorsichtig den Beweisstücken auswich. „Sie haben den Nachnamen des Hausbesitzers durchgegeben, und Tibbs fiel ein, dass Sie hier Familie haben. Wir haben dann nur noch eins und eins zusammengezählt.“
    Trevor wandte sich ab und sah aus dem Fenster. Thibodeaux stand an den Zaun gelehnt und sprach mit einer Gruppe Nachbarn.
    „Die Frau, die entführt wurde. War sie Ihre Schwester?“
    Trevor schüttelte den Kopf. „Meine Schwester war bei mir.“
    „Wer war sie dann?“
    Er schluckte. „Rain Sommers.“
    „Scheiße. Was hat sie denn hier gemacht?“
    „Ich hatte einen familiären Notfall. Ich dachte, sie wäre hier sicher, bis ein Cop zur Bewachung kommen würde.“
    Mit schweren Schritten ging Trevor zur Spüle. Er drehte den Wasserhahn auf, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und ließ den Kopf kurz zwischen seinen Schultern hängen. Dann nahm er eine Rolle Küchentücher zur Hand. Dantes Besessenheit von Rain war wahrscheinlich das Einzige, was sie am Leben hielt – zumindest für eine Weile, überlegte er. Er vermied es, sich auszumalen, wie verängstigt sie sein musste oder was in diesem Augenblick gerade mit ihr geschah. Er tupfte sein Gesicht mit dem Tuch trocken und warf den zusammengeknüllten Papierball neben die Spüle.
    „Schlafen Sie mit ihr, Rivette?“ McGrath hatte sich neben ihn gestellt. Als Trevor nicht antwortete, fügte er hinzu: „Mir ist im Krankenhaus aufgefallen, wie nahe Sie sich zu sein scheinen. Wenn Sie mich fragen …“
    „Tu ich aber nicht.“
    McGrath kratzte sich mit dem Zeigefinger am Schnurrbart und senkte die Stimme. „Sie sind nicht der Erste, der emotional in einen Fall verwickelt wird. Achten Sie nur darauf, dass Sie trotzdem einen kühlen Kopf bewahren. Sonst müssen Siesich von dem Fall abziehen lassen, bevor Sie die falschen Entscheidungen treffen.“ Nach einem Moment schob er die Hände in die Taschen und ging ein paar

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