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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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voller Schlaglöcher, und das Fahrzeug schlingerte und rumpelte über das Gelände.
    „Was ist mit Oliver? Ist er Teil des ganzen Spiels?“
    „Oliver hat kein Interesse an so etwas.“ Das Missfallen in Carteris’ Worten war nicht zu überhören. „Aber er war mir in gewissem Maße eine echte Hilfe.“
    „Er bringt Ihnen die Mädchen.“ Rain wurde übel, als ihr klar wurde, was das bedeutete. Es war Oliver gewesen, der in jener Nacht im Ascension mit Rebecca Belknap gesehen worden war.
    „Er hat dich auf meine Anweisung hin überwacht. Und du dachtest die ganze Zeit, er käme zur Therapie.“ Carteris setzte seine Sonnenbrille ab und warf sie auf das Armaturenbrett. Rain fiel der Bluterguss unter seinem rechten Auge auf.
    „Ein Geschenk von meinem Sohn“, sagte er, als er ihren Blick bemerkte. Er fischte seine Brille aus der Hemdtasche und setzte sie auf. „Oliver hat dich mittlerweile richtig ins Herz geschlossen. Er konnte nicht akzeptieren, dass der letzte Akt dir gewidmet ist.“
    Rain rief sich den Nachmittag im Restaurant in Erinnerung,als Carteris an ihrem Tisch aufgetaucht war und sich zu ihr gesetzt hatte. Damals hatte er so besorgt um Oliver gewirkt und sogar zugegeben, von ihm eingeschüchtert zu sein. Ich hatte tatsächlich etwas Angst vor ihm. Vor meinem eigenen Sohn.
    Das war alles eine Lüge gewesen.
    Gestern Abend, als Oliver bei ihr zu Hause angerufen hatte, hatte er sie da warnen wollen? Sie fragte sich, welche Macht Carteris über seinen Sohn hatte, dass der Junge seinen Befehlen so bedingungslos gehorchte. Geschah es aus Angst oder aus einer Art verdrehter Loyalität heraus? Warum hatte Oliver sich ihr nicht anvertraut? Erschöpft und schweigsam saß sie da und versuchte, nicht daran zu denken, dass ihr Körper für die wilden Tiere zurückbleiben würde, sobald Carteris mit ihr fertig war.
    „Wusstest du, dass ich ein begeisterter Sportler bin?“ Seine Frage klang so zwanglos, als ob sie auf einem Nachmittagsausflug wären. „Ich habe eine Hütte, die ich während der Jagdsaison benutze. Du wirst sie in ihrer schlichten Eleganz sicher ganz reizend finden.“
    Eine Weile fuhren sie weiter über den holprigen Schotterweg, bis die Bäume und Sträucher schließlich immer weniger wurden. Der Geländewagen erreichte eine Lichtung. Was Rain dort erblickte, verschlug ihr den Atem. Vor ihnen ragte die verbrannte Ruine eines alten Herrenhauses aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg auf. Wie ein großes, graues Gespenst erhob sich das Gemäuer vor ihnen. Wie es bei den Häusern im Sumpfgebiet üblich war, hatte man es auf steinernen Stützpfeilern errichtet, um es vor der Flut zu schützen. Doch nur die Schornsteine und die verblichenen Säulen der um das Haus herumlaufenden Veranda waren intakt geblieben. Der Rest lag in Schutt und Asche.
    „Das Land ringsum war früher eine Reisplantage. Es gehört seit Generationen der Familie meiner Mutter“, erzählte Carteris. „Glaubt man den alten Geschichten, wurde das Haus vor vielen Jahren von den Bewohnern eines der kleinen Dörfer hier in der Gegend niedergebrannt. Sie dachten, hier würden Voodoo-Rituale abgehalten. Kannst du dir so was vorstellen?“
    Der Geländewagen rollte ein Stück weiter und hielt schließlich vor der Hütte, in der ehemals der Sklavenaufseher gewohnt hatte und ein gutes Stück von der Ruine entfernt stand. Sie war wahrscheinlich genauso alt wie das abgebrannte Herrenhaus, schien jedoch vor nicht allzu langer Zeit renoviert worden zu sein. Das schräge Blechdach sah neu aus, und die Veranda an der Hausfront war aus frischem Zypressenholz gezimmert. Carteris nahm das Messer von der Armlehne.
    „Als ich in die Staaten zurückkam, habe ich überlegt, das Anwesen wieder aufzubauen und hier draußen zu wohnen. Aber mir wurde klar, dass ich das Stadtleben vermissen würde. Ich bin nun mal kein Landarzt.“ Er lächelte sie an. „Doch natürlich brauche auch ich gelegentlich einen ruhigen Ort zum Ausspannen.“
    Carteris kletterte aus dem Geländewagen. Nachdem er eine schwarze Arzttasche vom Rücksitz genommen hatte, kam er um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür. Rain verkrampfte sich, als er über ihren Schoß hinweg den Gurt löste.
    „Ich wollte diesen Ort mit dir teilen. Hier werden wir Zeit für uns haben.“ Er half ihr von dem Ledersitz. Als sie aufstand, versagten ihr beinahe die Knie. Er fing sie auf und hielt sie an seine Brust gedrückt. „Ganz ruhig.“
    Die Nachmittagssonne brannte heiß auf ihrer

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