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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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oder spielte ihr Gehirn ihr gerade einen Streich?
    Das Zimmer existierte nicht mehr. Zehn Jahre nach dem Mord hatte Celeste endlich den Mut gefunden, es neu einzurichten. Aus dem Schlafzimmer war ein Arbeitszimmer geworden. Damit waren auch die letzten Erinnerungen an ihre Mutter aus dem Haus verschwunden. Aber während die Dunkelheit sie allmählich einhüllte, war Rain wieder dort.
    Irgendwie hatte Carteris das alte Zimmer von Desiree neu erschaffen.

40. KAPITEL
    Durch den Polizeispiegel hindurch betrachtete Trevor den Mann, der der Grund für seine jahrelangen quälenden Albträume war. Sein Vater saß vornübergebeugt an dem zerkratzten Holztisch im Vernehmungsraum der Polizeidienststelle. McGrath war bei ihm. Seine Stimme drang als leises Knurren durch die Sprechanlage.
    „Gut, Rivette, Sie wollen also offenbar den Rest Ihres Lebens im Gefängnis verbringen?“
    „Was wollen Sie von mir? Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.“
    McGrath beugte sich über den Tisch. „Erwarten Sie etwa, dass ich Ihnen das abnehme? Ein Typ, den Sie vorher nie gesehen haben, kommt einfach in die Bar und händigt Ihnen einen Haufen Bargeld aus und dazu noch ein teures Schmuckstück?“
    „Ich wurde dafür bezahlt, ein Paket abzuliefern!“ James schlug mit der Faust auf den Tisch. „Ich habe nichts Illegales getan!“
    „Das haben Sie schon gesagt. Sie waren doch selbst mal Cop, Sie sollten es also besser wissen. Wollen Sie hören, wie das für mich aussieht? Als ob Sie von Anfang an mit dabei waren. Wir reden hier von Entführung, vielleicht sogar Mord. Sie sind am Arsch, Rivette.“
    Die vergilbte Mappe mit James’ Personalakte lag vor dem Detective auf dem Tisch. Trevor wusste schon, was darin stand, denn er hatte die Akte vor einigen Tagen gelesen. Neben einer langen Liste von Dienstbeschwerden – unter anderem wegen Brutalität und Erpressung – enthielt sie den offiziellen Grund für die Entlassung seines Vaters aus dem Polizeidienst. James Rivette hatte Versicherungsbetrug begangen. Er hatte angegeben, ihm wären bei einem Einbruch in seinem Haus eine Reihe von Dingen gestohlen worden. Kurz darauf hatte man ihn dabei erwischt, wie er die Sachen in einem Pfandhaus in Treme hatte verkaufen wollen. In der Akte stand allerdings kein Wortvon den beinahe tödlichen Verletzungen, die die angeblichen Diebe seinem Sohn bei dem Einbruch zugefügt hatten. Trevor nahm an, dass das NOPD gar nicht so weit ermittelt hatte. Man hatte damals nicht noch mehr schlechte Presse bekommen wollen. Stattdessen hatte das Department die Akte über den unschönen Fall geschlossen und unbemerkt den Schandfleck der Truppe entfernt.
    Im Vernehmungsraum hatte James das Wort ergriffen. Seine Stimme brach. „Ich … Ich will einen Anwalt. Einen Pflichtverteidiger.“
    „Was ist los? Werden Sie gerade wieder nüchtern?“ McGrath schob einen Notizblock zu ihm rüber. „Ich bin es leid, mir immer wieder dasselbe anhören zu müssen. Warum schreiben Sie Ihre Geschichte nicht einfach auf. Ich gebe Ihnen auch einen Extrapunkt für korrekte Rechtschreibung.“ Kurz darauf öffnete sich die Tür zum Vernehmungsraum, und McGrath kam heraus. Eine tiefe Falte zeigte sich auf seiner Stirn. „Wenn Sie mich fragen: Ich glaube, er hatte überhaupt keine Ahnung, in welchen Mist er geraten ist, als er eingewilligt hat, die Kette auszuliefern.“
    „Vielleicht nicht“, sagte Trevor leise. Trotzdem war sein Vater alles andere als unschuldig.
    „Ich habe ihm die Fotos von Baptiste gezeigt. Er schwört hoch und heilig, dass das nicht der Kerl aus der Bar gewesen wäre. Gleich kommt ein Phantombild-Zeichner. Ihr Vater hat zugestimmt, mit ihm zusammenzuarbeiten. Aber der Mann in der Bar trug eine Sonnenbrille, also werden wir kein ganzes Bild von ihm bekommen.“ Er zerrte an der schon gelockerten Krawatte um seinen Hals. „Was ist mit dem Typ, der im Haus Ihrer Schwester zusammengeschlagen worden ist? Dem Fotografen?“
    „Ich habe gerade im Krankenhaus angerufen. Er ist noch immer bewusstlos.“
    „Verdammt.“ McGrath schüttelte den Kopf. „Ich habe die Personalakte Ihres Vaters durchgeblättert, Rivette. Er ist ein ziemlich übler Kerl.“
    Wortlos nickte Trevor. Er wollte gar nicht darüber nachdenken,dass die Anklagepunkte gegen James möglicherweise um Beihilfe zum Mord erweitert wurden. Dante – wer auch immer er war – hatte die ganze Sache persönlich werden lassen, als er James mit in die Sache hineingezogen hatte. Ganz offensichtlich

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