Nachtruf (German Edition)
ziemlich gothic , finden Sie nicht?“
Rain sah ihn an. „Ich denke, das liegt im Auge des Betrachters.“
„Eine Anruferin gestern Abend sprach über ein Anch-Tattoo. Würden Sie sagen, Ihre Sendung übt eine besondere Anziehung auf die Gothic-Szene aus?“
„Darf ich fragen, wohin das alles hier führen soll?“
Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Einige der Opfer hatten Verbindungen zur Gothic-Szene oder waren dafür bekannt, häufig Gothic-Clubs in ihrer Umgebung besucht zu haben.“
„Und das Mädchen hier in New Orleans?“
„Wir sind noch nicht sicher.“
Rain erhob sich aus dem Sessel. Sie spürte, dass er sie genau beobachtete.
„Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet, Dr. Sommers.“
Brian hat es offenbar vermieden, mit seinem Bruder über mich zu sprechen, dachte sie plötzlich. „Einige meiner Hörer verstehen sich als Anhänger der Gothic-Szene. Da wir gerade darüber reden: Wieso haben Sie meine Sendung gestern Abend gehört, Agent Rivette? Sie entsprechen nicht gerade unserer Zielgruppe.“
„Ich war beim Joggen und wollte mir irgendetwas im Radio anhören.“
„Und Sie haben ausgerechnet eine Radiosendung gewählt, die auf Teenager und junge Erwachsene ausgerichtet ist und in der nur alternative Musik gespielt wird?“
Er zuckte mit den Schultern. „Wenn Sie wissen möchten, ob ich lieber klassischen Rock gehört hätte, dann ist die Antwort: Ja. Ihr Sender war der einzige, den ich im Quarter empfangen konnte.“
Rain würdigte seine Ehrlichkeit mit einem kleinen Lächeln. Er schloss die Augen und rieb sich mit der rechten Hand übers Gesicht.
„Ist alles in Ordnung?“
Trevor Rivette ging nicht auf ihre Frage ein, obwohl ihm die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben stand. „Ich muss genau wissen, was der Anrufer gestern Abend zu Ihnen gesagt hat.“
„Ich dachte, Sie hätten zugehört.“
„Ich habe nicht die ganze Sendung verfolgt.“
Sie griff nach dem Telefon auf ihrem Schreibtisch. „Unsere Sendungen werden digital aufgezeichnet. Ich rufe im Studio an, damit sie Ihnen eine Kopie machen …“
Rain verstummte, als er seine Hand auf ihre legte und sie davon abhielt, den Hörer zu nehmen. Jetzt, aus der Nähe, konnte sie die Narbe erkennen, die über sein Kinn lief. Der einzige Makel in einem sonst fast perfekten Männergesicht.
Auch wenn er freundlich klang, schwang in seiner Stimme eine unmissverständliche Bestimmtheit mit. „Ich werde diese Aufnahme gut gebrauchen können. Aber für den Moment erzählen Sie mir bitte erst mal, was er zu Ihnen gesagt hat.“
Rain zögerte.
„Er hat mich gefragt, ob ich es mögen würde, beim Sex gefesselt zu sein.“ Das kaum merkliche Beben in ihrer Stimme strafte ihre Direktheit Lügen, doch sie wandte den Blick nicht ab. „Er sagte, er wolle mich bluten sehen. Ich habe ihn dann aus der Leitung geworfen.“
Seine Augen verdunkelten sich. „Sind Sie heute Abend wieder auf Sendung?“
„Dienstags bis freitags. Heute Abend ist die letzte Sendung für diese Woche.“
„Ich würde gern im Radiosender dabei sein. Besser noch bei Ihnen im Studio. Wenn er sich wieder meldet, lasse ich den Anruf zurückverfolgen.“
Irgendwo in der Nähe heulte die Alarmanlage eines Autos auf. Erschrocken drehte Rain den Kopf zum Fenster. Dann sah sie wieder zu ihm und stimmte mit einem bedächtigen Nicken zu. „Ich werde mit meinem Producer sprechen und ihm Bescheid sagen.“
„Ich danke Ihnen.“
Unfähig, dem Impuls zu widerstehen, hob sie die Hand und berührte sanft das Pflaster an seiner Schläfe.
„Sie sollten sich etwas ausruhen“, sagte sie leise. Für einen Augenblick sahen sie einander an, dann ging sie zur Glastür. Durch die Scheibe sah sie Brian, der im Wohnzimmer wartete. Dahlia hatte ihn entdeckt und sich auf seinem Schoß niedergelassen. „Wie tötet er seine Opfer?“, fragte Rain. Ihr war klar, dass die Frage von einer morbiden Neugier zeugte. Als er nicht antwortete, drehte sie sich zu ihm um, die Hand noch immer am Türknauf. „Ich bin ausgebildete Psychologin, Agent Rivette. Ich bin mit psychotischem kriminellem Verhalten vertraut.“
Seine Stimme klang tonlos. „Er fesselt sie, foltert sie und schneidet ihnen am Ende die Kehle durch. Der Killer hält sich selbst für einen lebenden Vampir. In Wirklichkeit ist er eher ein durchgeknallter, sado-erotischer Blutfetischist, der außer Kontrolle geraten ist.“
Ihr Griff um den Türknauf wurde fester. „Glauben Sie, er trinkt das Blut seiner
Weitere Kostenlose Bücher