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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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die Bettdecke zurück, und Dahlia trollte sich von der Matratze. Oliver Carteris hatte jeden Freitagmorgen einen Termin bei ihr, und Rain wollte angezogen sein und ihren Kaffee ausgetrunken haben, wenn der Teenager vor der Tür stand. Bei Oliver, hatte sie gelernt, musste man immer auf alles gefasst sein.
    Ein leeres Weinglas stand auf dem Nachttisch. Nachdem das Telefon mitten in der Nacht geklingelt hatte, war es Rain unmöglich gewesen, wieder einzuschlafen. Beunruhigt durch das Schweigen am anderen Ende der Leitung, war sie in die Küche gegangen und hatte sich ein weiteres Glas eingeschenkt. Dann hatte sie bis spät in die Nacht ferngesehen. Was für eine Psychologin! dachte sie. Versucht, ihre Angst mit einem teuren Pinot Noir zu besiegen.
    Sie war gerade aus der Dusche getreten, als sie glaubte, einen Laut gehört zu haben. Irgendwo knarrte das Parkett.
    „Ist da jemand?“ Rain kannte die Geräusche, die in alten Häusern manchmal auftraten. Sie kam sich albern vor. Entschlossen wickelte sie sich ein Handtuch um, öffnete die Badezimmertür und spähte ins Schlafzimmer. Außer Dahlia, die auf die zerwühlte Bettdecke zurückgekehrt war und sich im strahlenden Morgenlicht sonnte, konnte sie niemanden entdecken. Die Tür zum Schlafzimmer, die auf den Flur hinausführte, stand halb offen, doch Rain konnte sich nicht erinnern, ob sie sie aufgelassen hatte. Eine Schublade ihrer Kommode war ebenfalls weit geöffnet, und Seidenwäsche in verschiedenen Farbtönen hing über den Rand der Lade. Der Farbverlauf erinnerte Rain an die bunten Perlenketten, die man im Karneval, zu Mardi Gras, trug.
    Reiß dich zusammen, sagte sie zu sich selbst und ging zurück ins Bad, um sich anzuziehen.
    Als sie zwanzig Minuten später auf der Treppe stand, stellte sie fest, dass sie sich das Geräusch nicht eingebildet hatte. Oliver Carteris hatte es sich auf dem Chintz-Sofa in ihrem Wohnzimmer gemütlich gemacht und trank einen Schluck aus einer ihrer teuren Wedgwood-Tassen.
    „Ich habe Kaffee gekocht.“ Seine Stimme hatte einen leichten britischen Akzent. Die dunklen Augen des Jungen verrieten seine Intelligenz. „Ich brauchte dringend Koffein.“
    „Du bist früh dran“, entgegnete Rain. Eine halbe Stunde zu früh. Es verunsicherte sie, dass Oliver es nicht nur geschafft hatte, durch eine verschlossene Tür zu gelangen, sondern dass es ihm offenbar auch gelungen war, ihre Alarmanlage zu überbrücken. Sie warf ihm einen strengen Blick zu und stieg die restlichen Stufen hinab. An der Anrichte im Essbereich goss sie sich aus der Thermoskanne eine Tasse Kaffee ein.
    „Du wartest nicht, bis man dich reinlässt?“ Sie klang angespannt, als sie zurück ins Wohnzimmer kam.
    Oliver zuckte mit den Achseln. Sein Haar, das er etwas länger trug, war glänzend schwarz und heute mit roten Strähnen durchsetzt. Trotz der Hitze in New Orleans trug er eine dunkle Jeans und ein langärmeliges T-Shirt mit dem Logo einer Industrial-Metal-Band auf der Vorderseite. Seine Füße steckten in abgewetzten Lederstiefeln. Da er keine Anstalten machte, sich vom Sofa herunterzubewegen, setzte Rain sich ihm gegenüber in den Sessel.
    „Willst du mir nicht erzählen, wie du hier hereingekommen bist?“
    „Alte Häuser.“ Er nickte zur Glastür hinüber. „Total einfach, die Schlösser zu knacken.“
    Rain war Olivers Karriere als Einbrecher bekannt. Seine Jugendstrafakte war mittlerweile abgeschlossen, und die Straftaten darin würden in einem polizeilichen Führungszeugnis nicht mehr auftauchen. Da er inzwischen jedoch achtzehn war, bereitetenOlivers Neigungen seinem Vater, einem anerkannten Herzchirurgen, beträchtliche Sorgen.
    „Und meine Alarmanlage?“, fragte sie.
    „Sie haben Ihren Zugangscode innen auf eine Küchenschranktür geklebt.“
    „Du hast also auch in meinen Schränken herumgeschnüffelt?“
    „Habe mich nur ein bisschen umgesehen.“
    Trotz der Zwanglosigkeit, mit der sie sich unterhielten, war sie wütend. Oliver hatte sich in ihr Haus geschlichen und herumspioniert. Doch sie hatte Monate gebraucht, um mit ihm eine engere Beziehung aufzubauen. Wenn sie ihm jetzt mit Vorhaltungen kam, waren alle Fortschritte möglicherweise umsonst.
    „Wir müssen uns über Grenzen unterhalten – insbesondere was mein Haus betrifft, Oliver. Hast du irgendwas aus meinem Schlafzimmer genommen?“
    „Ich war nicht in Ihrem Schlafzimmer.“ Er wich ihrem Blick aus und kratzte an dem schwarzen Nagellack an seinen Fingernägeln.
    „Wenn du dort

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