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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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Mutter stand. Er klickte durch einige weitere Websites und las die Sensationsberichte über den erweiterten Selbstmord, der Desirees Leben ein Ende gesetzt hatte.
    „Ich werde aus Ihnen irgendwie nicht schlau. Sind Sie Geschäftsmann,Cop oder Tourist?“ Die Bedienung riss ihn aus seinen Gedanken, als sie einen Teller mit dem kreolischen Eintopf und Reis vor ihm auf den Tisch stellte. Er löste den Blick vom Bildschirm und sah zu ihr hoch.
    „Wie bitte?“
    „Na ja, Sie tragen einen Anzug, und Sie haben einen Laptop, deshalb dachte ich, dass Sie vielleicht Büroarbeit nachholen.“ Ihr Blick fiel auf das Pflaster an Trevors Schläfe. „Aber die meisten Geschäftsleute sehen nicht so aus, als ob sie gerade eine Kneipenschlägerei verloren hätten.“
    Trevor nahm eine Gabel voll von dem Étouffée. Seine Kopfschmerzen hatten sich gebessert. Doch ihm wurde bewusst, dass er seit dem vorigen Abend bei Annabelle nur wenig gegessen hatte. Als er den köstlichen Eintopf nun herunterschluckte, fühlte er sich fast augenblicklich besser.
    „Das Schild lügt nicht – das ist der beste Eintopf in ganz New Orleans“, verkündete die Kellnerin. Sie zog ein paar Servietten aus der Tasche ihrer Schürze und legte sie auf den Tisch. „Wie auch immer. Als Sie Ihr Jackett ausgezogen haben, habe ich das da gesehen.“ Mit einem Kopfnicken deutete sie auf die Waffe an Trevors Gürtel. „Also habe ich mir ausgerechnet, dass Sie ein Detective sind. In Zivil. Allerdings sind Sie viel zu gut angezogen, um vom NOPD zu sein. Die tragen für gewöhnlich kurzärmelige Hemden und dazu Clip-Krawatten aus Polyester.“
    Trevor nahm einen weiteren Bissen vom Eintopf. „Und warum haben Sie gedacht, ich wäre ein Tourist?“
    Die Bedienung ließ sich ihm gegenüber auf der Bank nieder. Er schätzte sie auf Ende dreißig. Sie war nicht unattraktiv, sah jedoch aus, als ob sie bereits ein hartes Leben hinter sich hatte. Doch ihre braunen Augen funkelten voller Leben.
    „Sie suchen im Internet nach Desiree. Ich dachte, Sie wären vielleicht auf Besichtigungstour. Obwohl Sie natürlich nicht mit den Leuten zu vergleichen sind, die normalerweise nach ihrem Haus suchen.“
    Trevor wischte sich den Mund mit einer Serviette ab. „Undwas für Leute sind das?“
    „Sie wissen schon, so Durchgeknallte, Geisterartige. Wir haben diese unheimlichen Kids mit den schwarz gefärbten Haaren und zu viel Eyeliner ständig hier im Restaurant. Nach dem ehemaligen Haus von Anne Rice und dem Anwesen von Trent Reznor von den Nine Inch Nails ist Desirees Heim immer der nächste Höhepunkt auf der Freakshow-Tour.“ Sie beugte sich vor und tippte mit einem lackierten Fingernagel auf den Tisch. „Es gibt da was, das die einem in den Klatschzeitungen nicht erzählen. Nachdem dieser britische Gitarrist Desiree die Kehle durchgeschnitten hat, hat er mit ihrem Blut das Wort Hure an die Wand geschrieben. Sie sagen, die Wand wäre ein Dutzend Mal überstrichen worden, aber es scheint immer noch durch. Wie klingt das, so als Gutenachtgeschichte?“
    „Es ist doch wohl eher ein moderner Mythos.“
    „Vielleicht.“ Sie stützte das Kinn auf eine Hand und wechselte das Thema. „Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie schöne Augen haben, chérie?“
    Von der offenen Küche aus erklang ein Räuspern. Ein Mann in einem fleckigen T-Shirt warf der Bedienung einen mahnenden Blick zu.
    Die Frau erhob sich. „Also, verraten Sie es mir? Geschäftsmann, Cop oder Tourist?“
    Trevor griff nach der Geldbörse in der Gesäßtasche seiner Anzughose. „Sagen wir einfach, dass ich jemand bin, der gern seine Rechnung haben würde.“
    „Ich liebe Männer mit Geheimnissen.“ Die Kellnerin grinste, während sie in ihrer Schürzentasche nach der Rechnung kramte. Sie kritzelte etwas auf ihren Block, riss das Blatt ab und legte es auf den Tisch. „Das bekommen Sie noch zusätzlich. Sozusagen als das gewisse Extra.“ Sie zwinkerte und zeigte auf den Namen Crystal und die Telefonnummer, die danebenstand. „Sie sind jederzeit herzlich willkommen.“
    Während Trevor aufaß, schickte er eine E-Mail an das Archiv des New Orleans Police Departments . Er identifizierte sichmit seiner Dienstnummer und forderte die Akten im Mordfall Desiree Sommers an, sofern sie überhaupt noch existierten. Dann legte er Geld für das Essen auf den Tisch, dazu ein wenig Trinkgeld, packte den Laptop wieder in die Tasche und ging nach draußen.
    Die Sonne begann, über den Dächern der alten, dicht

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