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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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schwul?“
    „Warum fragst du ihn nicht selbst?“, schlug Rain vor. „Im schlimmsten Fall denkt er, du willst ihn anmachen, und erschießt dich.“
    David ignorierte ihren Sarkasmus und machte sich daran, die Beleuchtung des WNOR-Logos, das an der Wand hinter der Rezeption hing, gerade zu rücken. „Tja, es sieht so aus, als hättest du mit deinen Bedenken wegen dieses Dante ins Schwarze getroffen. Das ist bestimmt eine nette Bestätigung für dich.“
    Rain wäre es lieber gewesen, sie hätte sich mit ihren Bedenken geirrt. Ihr fiel ein, dass sie in weniger als einer Stunde möglicherweise wieder mit diesem Dante würde sprechen müssen. Auch wenn sie kriminelles Verhalten im Rahmen ihrer Doktorarbeit studiert hatte, war ihre Beschäftigung damit doch rein theoretisch gewesen. Dante fügte dem Ganzen plötzlich ein realistisches Element hinzu, das sie niemals am eigenen Leib hatte erfahren wollen.
    „Das könnte zu unserem Vorteil sein, verstehst du?“
    Auf einmal merkte sie, dass David noch immer sprach. Sie hatte das, was er gesagt hatte, völlig verpasst. „Wie bitte?“
    Er stand in seinem Hugo-Boss-Hemd vor ihr und zuckte mit den Schultern. „Ich will nur sagen: Wenn dieser Verrückte wieder anruft, mach dir keine Sorgen darüber, wie anzüglich die Unterhaltung wird. Wir arbeiten im Rahmen einer bundesstaatlichen Ermittlung. Bestimmt gibt uns das einen gewissen Spielraum hinsichtlich dessen, was während der Sendung gesagt wird.“ Er klopfte auf seine Hemd- und Hosentaschen. „Ich habe ein paar Pointen und Zweideutigkeiten aufgeschrieben, die nützlich sein könnten. Vielleicht kannst du sie in das Gespräch einbauen. Wenn ich mich nur daran erinnern könnte, wo zur Hölle ich sie habe …“
    „Sie liegen auf deinem Schreibtisch.“ Ella war mit einem WNOR-Becher voll karamellfarbenen Kaffees zurückgekommen. Sie lächelte David an. „Genau wie du ihn magst, mit viel geschäumter Milch.“
    Ella schaffte es, dass selbst die Worte „geschäumte Milch“ irgendwie zweideutig klangen. Sie drückte David den Becher in die Hand. Er war so voll, dass der heiße Kaffee über den Rand schwappte.
    „Verdammt, Ella!“
    Während Ella Papiertaschentücher von der Rezeption griff und den Fleck auf Davids Hose abtupfte, stahl Rain sich davon. Sie fand Trevor im Produktionsraum. Er beendete gerade ein Gespräch am Handy und hatte ihr den Rücken zugewandt. Als er das Telefon zuklappte und sich umdrehte, trafen sich ihre Blicke. Wie am Morgen hatte er die Krawatte gelockert. Die Ärmel seines Hemdes waren aufgekrempelt, sodass die schlanken Muskeln an seinen Unterarmen zum Vorschein kamen. Das Pflaster klebte zwar noch immer an seiner Schläfe, doch er hatte mittlerweile wieder Farbe im Gesicht.
    „Dr. Sommers.“
    „Rain“, korrigierte sie ihn.
    „Rain.“ Es entstand ein kurzes Schweigen, als er sie ansah. „Ich habe einen Techniker vom FBI bereitstehen, der mir mit der Rückverfolgung hilft. Wenn der Anruf von einem Festnetzanschluss aus getätigt wird, sollte das ganz schnell gehen.“
    „Und was ist, wenn er ein Handy benutzt?“
    „Wir können den Anruf triangulieren. Das heißt, wir nutzen Mobilfunkmasten, um die Herkunft des Anrufs zu orten. Der Prozess dauert etwas länger, aber wenn der Anruf aus einer städtischen Gegend mit mehreren Masten kommt, ist es möglich, den Standort des Anrufers auf ein paar hundert Meter einzugrenzen.“ Er stützte die Hände in die Hüften, wobei unter seiner rechten Hand das Holster sichtbar wurde. „Sind Sie in der Lage, die Sache durchzuziehen?“
    Rain atmete nervös aus. „Ich werde es versuchen.“
    „Ich werde Ihnen gegenübersitzen, genau hier im Produktionsraum. Sie können mich durch die Scheibe sehen. Ihr Producer hat eine zusätzliche Leitung zu Ihrem Headset gelegt, sodass ich mit Ihnen sprechen kann, während Sie auf Sendung sind. Der Anrufer kann mich natürlich nicht hören. Wollen Sie es ausprobieren?“
    Sie ging in die Sendekabine, nahm das Headset und setzte es auf. Sie konnte Trevor sehen, der im Produktionsraum geblieben war und ein ähnliches Gerät auf dem Kopf trug. „Agent Rivette …“
    „Trevor, bitte“, antwortete er, und seine Stimme klang klar an ihrem Ohr. Er musste ihre Angst gespürt haben, denn er fügte hinzu: „Vergessen Sie nicht, dass er möglicherweise überhaupt nicht unser Mann ist. Es könnte durchaus sein, dass er gar nicht zurückruft.“
    „Aber Sie glauben das nicht, oder?“
    Er blickte sie durch die

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