Nachtruf (German Edition)
Ohr und wich Davids Blick aus.
„Du bist in drei Minuten auf Sendung.“ Er ließ die Tür geöffnet und verschwand im Flur.
Trevor sah zu Rain. „Sind Sie okay?“
„Sie meinen, ob ich damit fertig bin, kurz die Nerven zu verlieren?“ Sie nickte, immer noch beschämt. „Danke, dass Sie über die Sache mit dem Autofahren nicht gelacht haben. Oder über die gestohlene Unterwäsche. Ich kann nicht fassen, dass ich Ihnen das erzählt habe. Sie müssen denken, ich wäre nicht ganz richtig im Kopf.“
„Sie haben Lampenfieber, das ist alles. Außerdem haben Sie sich das Ganze ja auch nicht ausgesucht.“
„Wenn der Anrufer der ist, für den Sie ihn halten, warum ruft er dann ausgerechnet mich an?“
„Vielleicht braucht er ein Medium, mit dem er seine Fantasien teilen kann, und Ihre Sendung ist genau das Richtige dafür.“ Er machte eine Pause. Seine Augen wirkten mit einem Mal düster. „Es ist auch möglich, dass er eine gewisse Verbindung zu Ihnen empfindet. Durch Ihre Mutter.“
Also wusste er von Desiree.
Rain spürte, wie sich ihr Magen wieder zusammenzog.
Mehr als zwei Stunden waren vergangen. Rain hatte ein halbes Dutzend Anrufe bekommen, aber keiner davon war von Dante gewesen. Eine junge Anruferin wollte einen Rat wegen einer ungeplanten Schwangerschaft. Ein anderer Zuhörer Anfang zwanzig dachte darüber nach, sein Studium abzubrechen, um in einer Rockband zu spielen. Weitere Gespräche drehten sich um verschiedenesexuelle Themen. Die letzte Anruferin wollte in erster Linie wissen, wie man am besten abnahm.
Rain sah durch die Scheibe zu Trevor. Falls er besorgt war, dass Dante sich nicht melden könnte, ließ er es sich nicht anmerken. Stattdessen saß er ruhig im Produktionsraum und hörte den Unterhaltungen in der Sendung zu.
„Wir haben nur noch eine knappe Stunde. Er wird nicht anrufen“, sagte sie, als ein Werbespot für Voodoo-Bier von Dixie lief.
„Es ist noch genug Zeit“, erwiderte Trevor.
Unsicher, ob er das als Aufmunterung oder als Warnung meinte, senkte sie den Blick.
Ein paar Minuten später, als die letzten Klänge eines Liedes ertönten, stand David von dem Pult auf, an dem er die eingehenden Anrufe gefiltert hatte. Die Aufregung in seinem Gesicht ließ Rains Puls nach oben schnellen.
„Es ist so weit. Wir haben Dante auf Leitung zwei.“
Trevor zog sein Handy hervor und hielt es an sein Ohr. Über ihr Headset hörte Rain, wie er die Rückverfolgung anfragte. Just in dem Moment leuchtete das On-Air-Zeichen im Sendestudio auf.
Reiß dich zusammen, Rain. Sie drückte den blinkenden Knopf an ihrem Bedienpult.
„Da sind wir wieder mit Midnight Confessions .“ Sie schob ihre Angst beiseite und fuhr fort: „Ich bin Dr. Rain Sommers, und unser nächster Anrufer ist Dante aus dem Quarter.“
Seine Stimme drang samtweich über den Äther. „Erinnerst du dich an mich, Rain? Gestern Abend?“
„Sie sind jemand, den ich ganz sicher nicht vergesse“, gab sie zu.
„Du hast mich aus der Leitung geworfen.“
„Tja, jetzt sind Sie wieder auf Sendung.“
„Also ist alles vergeben? Vielleicht war meine Themenwahl zu provokativ?“
Rain holte kurz Luft. „Dann frischen Sie das Gedächtnis der Zuhörer auf, Dante! Worum geht es bei Ihrem Thema?“
„Wir haben über Bondage gesprochen und über sinnliche Spiele mit Blut. Ich habe dich gefragt, ob du die Vorstellung erotisch findest. Ich habe bloß angeboten, dich einzuführen und mit allem vertraut zu machen.“ Er lachte leise.
Trevors Stimme drang aus ihrem Headset. „Sie machen das großartig, Rain. Der Anruf kommt von einem Mobiltelefon. Die Ortung läuft bereits. Sie müssen ihn weiter in der Leitung halten.“
Rain sammelte sich kurz und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Anrufer zu. „Sie werden entschuldigen müssen. Die Worte Blut und Spiel passen in meinem Weltbild nicht unbedingt zusammen. Möchten Sie das näher ausführen?“
„Ich bin überrascht, dass du so ahnungslos tust, meine Liebe. Schließlich hast du doch eine ganz eigene Beziehung zur Gothic-Szene. Blutspiele sind in diesen Kreisen kaum etwas Neues.“
„Gehören Sie zur Gothic-Szene?“
„Nur, wenn ich das Bedürfnis nach solchen Dingen verspüre“, antwortete er. „Im Großen und Ganzen finde ich die finstere Atmosphäre dort langweilig. All diese mürrischen Möchtegerne, die in schwarzen Klamotten herumlaufen.“
„Also würden Sie sich selbst nicht als Gothic-Jünger bezeichnen?“
„Bist du einer? Deine Mutter war das
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