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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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brummte McGrath neben ihm.
    Ein Licht flackerte vor ihnen auf, als Thibodeaux sich eine Zigarette anzündete. „Wollen Sie wissen, was ich denke? Ich denke, dass der Schlag auf Ihren Kopf gestern Abend Ihr Hirn durcheinandergebracht hat, Rivette. Die Cops haben diese Gegend schon zweimal durchkämmt. Was glauben Sie, hier noch zu entdecken?“
    „Ich lasse es Sie wissen, wenn ich es gefunden habe.“ Trevor ging ein Stück weiter. Er war selbst unsicher, wonach er eigentlich suchte. Vor einer Kneipe, deren Neonschild in der stillen Straße summte, blieb er stehen. Hinter der schmuddeligen Fensterscheibe lehnte ein Barkeeper mit hängenden Schultern an der Theke, trank ein Bier vom Fass und sah Sport auf ESPN.
    „Was ist mit dem Kerl? Hat irgendwer mit ihm geredet?“
    McGrath ließ ein bestätigendes Grunzen hören. „Behauptet,er hätte den ganzen Abend ferngesehen und um sich herum nichts wahrgenommen.“
    Trevor wich einer Pfütze aus. Er war nicht gewillt, aufzugeben. Noch nicht. Vor einigen Telefonzellen an der Ecke hielt er inne. Die Metallverkleidungen waren kaputt und mit Graffiti besprüht. Die Zellen waren Relikte, die in dieser Umgebung vollkommen fehl am Platz wirkten. Selbst Straßendiebe besaßen heutzutage ein Handy. Es gab sogar Prepaidapparate, die man vorab bar bezahlte und die bei Drogendealern und anderen dubiosen Geschäftsleuten sehr beliebt waren. Erst vor einer Weile hatte der Mobilfunkanbieter ihnen bestätigt, dass der Anrufer bei Midnight Confessions ein solches Gerät benutzt hatte. Es war also unmöglich, den Anruf bis zum Teilnehmer zurückzuverfolgen.
    Also, warum hatte er den Anruf in dieser Gegend getätigt?
    Der bronzene Schein einer Straßenlaterne erleuchtete die Ecke. Hin und wieder flackerte und surrte sie, als ob sie einen Kurzschluss hätte und jeden Moment ihren Geist aufgeben würde. Doch sie erhellte immerhin noch den Flyer, der an die Außenwand der ersten Telefonzelle geklebt worden war.
    Wir tauschen Rot gegen Grün. Die Orleans-Parish-Blutbank bezahlt Spenden in bar.
    „Kommen Sie mit der Lampe mal hier herüber?“, bat Trevor.
    McGrath leuchtete mit der Taschenlampe die Umgebung ab, während Trevor ein Paar Latexhandschuhe anzog. Er hockte sich vor die erste Telefonzelle und spähte unter den Sockel. Vorsichtig tastete er das dunkle Fach ab, in dem sich eigentlich das Telefonbuch befinden sollte. Als er wieder aufstand, steckte er seinen Zeigefinger in die Münzrückgabe und untersuchte die tiefe Aushöhlung. Leer. Er ging weiter und wiederholte die Prozedur bei den anderen Telefonzellen.
    Thibodeaux lachte leise im Hintergrund. „Suchen Sie Kleingeld, Agent Rivette? Ich habe gedacht, ihr Bundesagenten würdet besser bezahlt als das …“
    Seine Stimme erstarb, als Trevor in dem Münzschlitz desletzten Telefons auf etwas stieß. Behutsam zog er das Stück Papier heraus, das so klein gefaltet war, dass es in das Fach passte.
    „Scheiße“, knurrte McGrath und starrte über Trevors Schulter auf die Nachricht. Sie war auf dickem Briefpapier geschrieben, und Trevor wurde klar, was der verblasste braune Farbton zu bedeuten hatte, den er zunächst für Tinte gehalten hatte.
    Willkommen zurück in New Orleans, Agent Rivette. Sieht so aus, als ob wir beide endlich wieder zu Hause wären.
    Die Nachricht war mit dem Buchstaben D unterschrieben. McGrath hob die Taschenlampe höher. „Ist das Blut?“
    Thibodeaux war schlagartig wieder ganz Detective. Er zog einen Beweismittelbeutel aus seiner Hosentasche und hielt ihn geöffnet, sodass Trevor die Nachricht hineinfallen lassen konnte. „Die Spurensicherung soll das auf Fingerabdrücke untersuchen und prüfen, ob das Blut zu unserem Opfer passt. Es bringt allerdings nichts, die Telefonzellen zu untersuchen. Jeder Penner in New Orleans hatte wahrscheinlich schon seine Pfoten da drin.“
    „Ich habe noch etwas, das als Beweismittel gesichert werden muss“, merkte Trevor an. „Eine Halskette, die wahrscheinlich unserer unbekannten Toten gehört.“
    „Tatsächlich? Woher haben Sie die?“
    „Jemand ist in mein Auto eingebrochen und hat sie an den Rückspiegel gehängt.“
    „Dieser Psycho hat heute Abend schon zwei Mal versucht, Kontakt mit Ihnen aufzunehmen?“ Thibodeaux blies den letzten Rauch aus, bevor er die Zigarette auf den Bürgersteig warf und sie mit dem Schuh austrat. „Da um die Ecke gibt es einen Voodoo-Laden, Rivette.“
    Trevor zuckte die Schultern. „Wir sind in New Orleans. Hier gibt es an jeder

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