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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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KAPITEL
    Der starke süßliche Geruch nach Nelkenzigaretten hing in der Luft, als sich Trevor und Rain den Teenagern näherten. Einige von ihnen umklammerten Bierflaschen oder Plastikbecher, in denen wahrscheinlich Alkohol war. Die Tatsache, dass die Stempel auf ihren Handrücken sie als minderjährig auswiesen, schien sie nicht davon abzuhalten. Dieser Ort ist ein Traum für jeden ATF-Agenten, dachte Trevor. Er überlegte, ob er Armand und den Barmann wegen Ausschank von Alkohol an Minderjährige verhaften sollte. Doch er hielt sich zurück, denn deshalb war er nicht hier im Ascension .
    Es dauerte nicht lange, bis die erste Jugendliche aus der Gruppe Rain erkannt hatte. Die kleine zierliche Asiatin mit Piercings in der Lippe und der Nase ging zu Rain und bat schüchtern um ein Autogramm auf einer Papierserviette. Einige andere folgten ihr bald. Trevor hielt sich im Hintergrund, damit Rain mit der Gruppe reden konnte. Sie hielt das Foto hoch, das er ihr gegeben hatte.
    „Kennt einer von euch dieses Mädchen?“
    Ein Junge mit schlechter Haut und einem T-Shirt, auf dem zu lesen stand: Fuck the Mainstream! , schnappte sich das Foto. „Scheiße. Ist sie tot?“
    „Erkennst du sie?“, wiederholte Rain.
    Er grinste verschmitzt. „Ja. Sie hat mir gestern Abend auf dem Klo einen geblasen.“
    Ein paar der Teenager brachen in Lachen aus.
    „Pass auf, was du sagst.“ Trevor machte sich bemerkbar.
    Als der Junge Trevors strenge Miene sah, verschwand das Grinsen aus seinem Gesicht, und er gab Rain das Foto zurück.
    „Ihr Name ist Rebecca.“ Die Stimme kam vom Rand der Gruppe. Das Mädchen hatte ihr tintenschwarzes Haar zu zwei dicken Zöpfen geflochten. Die Kleine trug einen Minirock mit zerrissenen Netzstrümpfen und schwarze Riemchenschuhe mit Plateausohlen.
    „Kennst du auch ihren Nachnamen?“, wollte Trevor wissen.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. Sie kam ein paar Schritte näher und nahm das Foto. „Oh, mein Gott. Was ist mit ihr passiert?“
    „Sie hat sich mit dem Falschen eingelassen. Wann hast du sie zum letzten Mal gesehen?“
    „Gestern Abend, glaube ich. Sie ist erst in den letzten Wochen öfter hier gewesen.“
    „War sie mit irgendjemandem zusammen?“
    „Außer mit diesem Vollidioten?“ Sie verdrehte die Augen und wies mit einer Kopfbewegung auf den Jungen, der sich so aufgespielt hatte. „Ethan hat sie angebaggert. Sie hat ihm gesagt, er solle sich verpissen.“
    „Du kannst mich mal“, konterte der Junge.
    Wie ein Hund bleckte sie die Zähne. „Das hättest du wohl gern.“
    Trevor sah zu Rain. Es standen inzwischen noch mehr Leute um sie herum, und immer mehr Gäste gesellten sich dazu. Gerade schrieb sie ein weiteres Autogramm. Trevor führte das Mädchen zu einem Tisch in der Nähe, zog einen Stuhl für die Kleine heran und platzierte sich so, dass er die Situation im Auge behalten konnte. „Setz dich. Wie heißt du?“
    „Aurelia.“
    „Ist das dein echter Name?“
    Sie nickte in Rains Richtung. „Ist das Ihr echter Name?“ Als Trevor sie weiterhin stumm anblickte, seufzte sie. „Ich heiße Marcy. Marcy Cupich.“
    „Wie alt bist du, Marcy?“
    Sie runzelte misstrauisch die Stirn. „Ich dachte, Sie wollten etwas über Rebecca wissen.“
    Unter Marcys dicker Make-up-Schicht verbargen sich unscheinbare, aber nicht unattraktive Gesichtszüge. Trevor vermutete, dass ihre natürliche Haarfarbe aschblond bis hellbraun war. Wenn sie sprach, lispelte sie ein wenig, und ihm war ihr Zungenpiercing aufgefallen. Eine kleine silberne Kugel blitzteauf, wenn sie den Mund öffnete.
    „Erzähl mir einfach, was du weißt“, forderte er sie auf.
    Nervös nahm sie einen Schluck aus ihrem Pappbecher. „Sind Sie ein Cop?“
    „Ich bin FBI-Agent. Und du bist zu jung, um Alkohol zu trinken.“
    „Verhaften Sie mich jetzt?“
    Trevor nahm ihr den Pappbecher aus der Hand. „Nicht, wenn du anfängst zu reden.“
    „Wie schon gesagt: Ich habe sie gestern Abend gesehen.“ Marcy fummelte an einem ihrer Zöpfe. „Sie hat eine Zeit lang mit so einem Typ geredet. Er war ziemlich groß, mit dunklen Haaren.“
    „Um welche Uhrzeit war das?“
    „So um neun oder zehn vielleicht.“
    „War er ein Goth?“
    Nachdenklich legte sie die Stirn in Falten. „Ein bisschen, glaube ich. Ich habe ihn aber nicht genau gesehen.“
    „Könntest du sagen, wie alt er war?“
    Sie zuckte die Schultern. „Nicht wirklich. Vielleicht ging er zum College?“
    „Du bist dir sicher, dass er nicht älter war?

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