Nachtruf (German Edition)
bemerkte Thibodeaux, während er seine Notizen studierte. „Ich habe mit den Kriminaltechnikern am Tatort geredet, und sie sagen, dass die Kabel, die zu der Anlage führen, intakt und nicht zerschnitten gewesen wären.“
„Also kannte der Angreifer ihren Zugangscode?“
„Oder sie hat vergessen, die Anlage anzuschalten, als sie das Haus verließ, und will es nicht zugeben.“
„Rain würde bei solchen Dingen niemals lügen“, erklärte Trevor. Ihm entging der vielsagende Blick nicht, den die zwei Detectives wechselten.
Eine Pause entstand, ehe McGrath sagte: „Wenn Sie hier warten wollen, gehen Tibbs und ich zu dem Haus im Lower Garden District.“
„Ich bleibe. Und Sie beide legen los.“
Thibodeaux stopfte das Notizbuch mit den unzähligen Eselsohren in die Gesäßtasche seiner Hose und sah durch das Fenster des Untersuchungsraums. „Sie ist so klein und zierlich. Kaum zu glauben, dass sie aus dem Schlamassel in einem Stück wieder herausgekommen ist.“
Aufgewühlt beobachtete Trevor, wie die beiden Männer den Flur hinunter verschwanden.
Auch wenn sie nicht aufsah, spürte Rain Trevors durchdringenden Blick nur allzu gut, als er den Raum betrat.
„Sie lassen mich gehen“, erklärte sie leise. „Der Arzt füllt gerade meine Entlassungspapiere aus.“
Er kam näher, und Rain starrte auf ihre im Schoß gefalteten Hände. Ihr Körper schmerzte, und die Bedeutung der schrecklichen Ereignisse sickerte erst jetzt nach und nach in ihr Bewusstsein.
„Rain … ich muss wissen, wer den Zugangscode für deine Alarmanlage kennt.“
Auf seine Worte hin hob sie den Kopf und sah ihn an. „Du denkst doch nicht etwa, dass es jemand war, den ich kenne …“
„Die Anlage wurde nicht manipuliert. Wir müssen jede Möglichkeit ausschließen.“
Sie unterdrückte den pochenden Schmerz hinter ihren Augen und versuchte nachzudenken. „Alex kennt den Code. Und David. Und natürlich meine Putzfrau, die immer montags kommt.“
Und Oliver. Hatte er nicht vor kaum einer Woche den geklautenZugangscode benutzt, um sich in ihr Haus zu schmuggeln? Rain dachte an das Stacheldraht-Tattoo, das sich um den Unterarm des Mannes geschlungen hatte. So etwas wäre ihr bei ihrem Patienten doch aufgefallen, da war sie sich ganz sicher. Außerdem passten Größe und Gewicht des Mannes nicht im Entferntesten zu Oliver.
„Hast du den Code sonst noch irgendjemandem gegeben?“
Rain schüttelte den Kopf. Sie blieb stumm, als eine Krankenschwester hereinkam und Trevor mehrere Papiere überreichte. Darunter war auch ein Rezept für ein leichtes Beruhigungsmittel. Danach verschwand die Frau wieder. Als Trevor ihr von der Liege half, wurde Rain bewusst, wie ungepflegt sie im Moment aussah. Sie trug noch immer ihre Yogasachen. Das Top war völlig ausgeleiert und zerrissen und gab den Blick auf den Spitzen-BH darunter frei. Ihre Lippe pochte an der Stelle, wo der Mann sie geschlagen hatte.
Auf dem Weg ins Krankenhaus hatte sie eine graue Sweatjacke mit Reißverschluss getragen. Das Kleidungsstück hing über einem Drehstuhl in der Ecke des Raumes. Trevor holte es und half ihr hinein. Er berührte sie so behutsam, als wäre sie aus Glas. Sobald die Jacke saß, zog er vorsichtig den Reißverschluss hoch. Er nahm Rains Hände in seine und runzelte die Stirn, als er sah, dass ihre sonst so sorgfältig gepflegten Nägel abgeplatzt und abgebrochen waren.
„Sie haben Gewebeproben genommen. Sie sagen, ich würde wahrscheinlich seine DNA tragen.“
Trevor nickte, antwortete jedoch nicht. Rain konnte die Schuldgefühle in seinem Blick lesen.
„Das ist nicht deine Schuld. Du hast mich gewarnt und gesagt, dass ich einen Officer im Haus haben sollte …“
„Das ist jetzt egal. Ich bringe dich in mein Hotel.“
Rain atmete zittrig aus. „Ich fahre zur Radiostation. Ich bin heute Abend auf Sendung.“
Zuerst war Trevor wie erstarrt. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein. Auf gar keinen Fall.“
„Ich will mit diesem Scheißkerl sprechen.“
„Das ist keine gute Idee.“
„Warum nicht?“
Trevor fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Seine blaugrauen Augen waren dunkel und aufgewühlt wie die stürmische See. „Weil er wütend ist, Rain. Die Cops haben seine Pläne durchkreuzt, also ist er im Moment außer sich vor Zorn. Du würdest ihn nur gegen dich aufbringen, wenn du die Sendung weiter durchziehst.“
„Du hast mir gesagt, er könne mich über den Äther nicht erreichen …“
„Nein. Vergiss es.“
„Lass mich etwas
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