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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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eiskalt abgeduscht, entsetzt über seine eigene Rücksichtslosigkeit. Dann hatte er seinen Bruder ins Auto gezerrt und hatte New Orleans mit ihm verlassen. Er erschauderte innerlich, wenn er an die fürchterlichen Dinge dachte, die sie einander an den Kopf geworfen hatten.
    „Was ich damals zu dir gesagt habe, als ich dich in die Klinik gebracht habe …“, begann er unsicher und suchte nach den richtigen Worten. „Das ist zwar keine Entschuldigung, aber meine Wut war stärker als ich. Ich konnte es nicht ertragen … zuzusehen, was du dir angetan hast. Du bist so begabt, Brian. Du warst drauf und dran, das alles wegzuwerfen.“
    „Wir haben damals beide Dinge gesagt, die wir nicht so gemeint haben.“ Brian klang aufrichtig. „Ich bin nicht mehr der Brian, der ich damals war. Ich hoffe, du glaubst mir das.“
    Allem Anschein nach war das die Wahrheit. In der Zeit, seit Trevor seinen Bruder zum letzten Mal gesehen hatte, war es Brian gelungen, sich selbst aus der Krise zu holen und seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Wenn Alex der Auslöser für diese Verwandlung war, würde Trevor dem Mann bis in alle Ewigkeit dankbar dafür sein.
    „Willst du mir nicht erzählen, was gestern im Riverfront Park geschehen ist?“, fragte Brian. Trevor rieb sich den Nacken. Soweit es ihn betraf, war das Thema beendet.
    „Ich weiß, was ich gesehen habe.“ Er blickte zur Küche, um sicherzugehen, dass Annabelle und Alex immer noch beschäftigt waren. „Er war da und hat uns beobachtet. Es war derselbe Kerl, der mich neulich im Ascension mit dem Messer angegriffen hat.“
    „Ich habe aber niemanden gesehen“, beharrte Brian. „DerHof hatte nur einen Ein- und Ausgang …“
    „Du glaubst, ich habe Halluzinationen?“
    „Ich glaube, du stehst unter großem Stress. Das hast du selbst gesagt. Dieser verrückte Vampir-Fall, an dem du arbeitest, und dann deine Rückkehr und dein Wiedersehen mit Dad. Vielleicht ist das alles ein bisschen zu viel.“
    Trevor ließ die Flasche Wasser auf dem Tisch stehen und ging zur großen Fensterfront des Lofts. Er starrte hinaus. Die Sonne versank hinter den Dächern der Häuser, und in der Ferne sah er Schlepper und Dampfer, die wie Geisterschiffe über den Mississippi glitten.
    „Du warst so lange fort von hier.“ Brians Spiegelbild erschien im Fenster, als er sich hinter Trevor stellte. „Vielleicht bist du nervlich überlastet.“
    Trevor blickte weiter hinaus auf die Stadt. „Ein Verdächtiger hat mir heute Morgen erzählt, dass er wüsste, was Dad mir angetan hat.“
    Brian kam neben Trevor ans Fenster. „Wie ist das möglich?“
    Er zuckte die Schultern. Er suchte selbst nach einer Antwort auf diese Frage. „Vielleicht hat er jemanden im Archiv des NOPD bestochen. Der Typ ist so eine Art Anführer in der Gothic-Szene. Ziemlich unheimlich. Wie auch immer er es herausgefunden hat – er wollte mich ganz offensichtlich aus dem Konzept bringen. Und das ist ihm auch gelungen.“
    „Ich verstehe das nicht. Die Polizeiberichte sagen verdammt noch mal nichts darüber, was an dem Tag wirklich geschehen ist. Das weißt du.“
    Trevor nickte bloß. Es war schwierig, mit Brian oder Annabelle zusammen zu sein, ohne dass seine Gedanken zu den dunklen Ereignissen zurückkehrten, die die Geschwister auseinandergerissen hatten. Selbst jetzt haderte er noch mit den Entscheidungen, die er damals getroffen hatte. Und mit deren Folgen.
    „Ich habe dich und Annabelle im Stich gelassen“, gestand er, endlich bereit, das Thema anzuschneiden. „Ich … Ich konnteeinfach nicht hierher zurückkommen.“
    Brian blickte ihn unverwandt an. „Du hattest keine Wahl. Du warst nicht in der Verfassung …“
    „Ich war wieder gesund , Brian. Wenn ich hier gewesen wäre, hätte ich vielleicht …“
    „Was hättest du? Mich von den Drogen fernhalten können? Du bist zu mir gekommen und hast es versucht. Mehrere Male sogar. Und ich habe drauf gepfiffen.“
    Trevor unterdrückte ein Seufzen, doch sein Bruder war noch nicht fertig. Brian senkte die Stimme.
    „Was ist mit Annabelle? Glaubst du, du hättest sie davon abhalten können, sich die Pulsadern aufzuschneiden? Oder Mom davon, sich einen letzten Drink zu genehmigen und sich dann kopfüber die Treppe hinunterzustürzen?“
    Trevor schloss die Augen. Die Fragen waren ihm nur allzu vertraut. „Ich weiß es nicht.“
    „Tja, ich schon. Du hattest keinen Einfluss darauf, Trev“, sagte Brian sanft. „Was in dem Haus geschehen ist, hat uns alle

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