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Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Titel: Nachts auf der Hexeninsel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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vorgestellt hatte. Letitia konnte ihren Blick nicht von der scheußlichen Gestalt wenden, die sie immer deutlicher sah.
    Allmählich bemerkte Letitia, dass das nicht allein auf ihre Augen zurückzuführen war. Sondern in der Nische wurde es heller. Die Satansgestalt trat hervor. Plötzlich flammten ihre Augen auf. Ein gelber Hauch entwich mit einem Fauchen dem Maul des Teufels. Er winkte Letitia zu.
    Sie sah deutlich, wie er die Hand bewegte. Dann fauchten auch noch grüne Flammen aus den Feuerbecken bis fast zur Decke empor. Die Flammen erloschen gleich wieder.
    Eine verzerrte Stimme sprach:
    »Auch du bist meine Tochter, Letitia. Komm her, küsse meine Hand!«
    Letitia wich zurück. Sie war überzeugt, dass sie das Gittertor hätte öffnen können, wenn sie das gewollt hätte. Aber Letitia hatte bestimmt nicht die Absicht.
    Sie wirbelte herum und rannte davon, so schnell sie konnte. Hinter ihr hallte Gelächter aus dem Satanstempel, verzerrt wie aus den Tiefen der Hölle. Letitia geriet in Panik. Ihr grauste vor diesem Scheußlichen, fürchtete von ihm verfolgt zu werden. Konnte es etwa auch fliegen, sie aus der Luft packen und zurücktragen auf seinen Altar?
     
    *
    Keuchend und entsetzt erreichte Letitia die Hintertür. Jemand öffnete sie. Ann trat über die Schwelle, eine Zigarette zwischen den Lippen.
    »Nanu«, sagte sie, »wie siehst du denn aus?«
    Letitia war stehengeblieben. Sie fühlte sich ertappt und erwartete nichts anderes, als dass weitere Mortons auftauchen und sie packen würden. Aber das geschah nicht. Ann lächelte, trat zu Letitia und legte den Arm um sie.
    Wie unter der Berührung einer Schlange zuckte Letitia zusammen.
    »Aber, aber. Du hast doch keine Angst vor deiner lieben alten Tante? Was ist denn geschehen?« »Ich habe mich erschreckt.« Der Kloß in Letitias Hals wich. Sie konnte wieder sprechen.
    »Das sehe ich. Aber wo und weshalb? Bist du etwa bei dem griechischen Tempel gewesen?« Ann drohte Letitia schelmisch mit dem Finger. »Darin steht eine Statue des Hirtengottes Pan. Helens schon vor langer Zeit verstorbener Gatte war Archäologe und hat sie von Ausgrabungen mitgebracht und jenen Tempel errichtet. Wir finden ihn alle geschmacklos. Aber Helen mag nicht darauf verzichten, weil es ein Andenken an ihren Mann ist. Bist du deshalb so verwirrt?«
    Eines war klar: Ann log wie gedruckt. Doch Letitia mochte ihr nicht widersprechen und ihr Erlebnis erzählen.
    Sie nickte nur. Daraufhin führte Ann sie lächelnd ins Haus.
    »Der gute alte Pan ist völlig harmlos. Ich dachte nicht, dass du so empfindlich bist, sonst hätte ich dich auf den Tempel und die Statue darin vorbereitet. Beruhige dich, Letitia. Trink einen Schluck, dann wollen wir zu Helen gehen. Sie ist jetzt wach und fühlt sich bei Kräften.«
    »Aber es ist doch noch nicht zwölf.«
    »Das macht nichts.«
    In einem Salon schenkte Ann Letitia ein Glas Sherry ein. Letitia roch misstrauisch an dem Getränk, bevor sie es schluckte. Der Sherry schmeckte bitter. Er hatte keine besondere Wirkung auf Letitia.
    »Jetzt wollen wir Helen aufsuchen.« Letitia begleitete Ann zu dem Salon, in dem sie die alte Helen schon einmal gesehen hatte. Vorm Salon warteten fünf schwarz gekleidete Morton-Frauen, die Letitia von der Dinnerparty am vergangenen Abend kannte.
    »Bitte, tritt ein«, sagte eine und öffnete Letitia die Tür.
    Überheizte, trockene Luft quoll Letitia entgegen. Sie roch nach krankhaften Ausdünstungen, dass es Letitia momentan den Atem verschlug. Im Kamin prasselte ein Feuer, obwohl das die Außentemperaturen keinesfalls erforderten.
    Helen saß zusammengesunken in einem hochlehnigen Sessel. Das Himmelbett mit dem schwarzen Baldachin war zur Seite gerückt worden. Helens klauenartige Hand stützte sich auf einen Knotenstock, der an den Sessel gelehnt war. Helen sah nicht größer aus als ein zehnjähriges Kind.
    Als Letitia und hinter ihr Ann sich ihr näherten, kam Bewegung in die Greisin. Sie hüstelte. Der faltige Hals bewegte sich, der Kopf schraubte sich förmlich empor. Helens Beine waren zugedeckt. Sie trug eine Seidenbluse, darüber eine Mohairjacke, und kostbaren Schmuck. Sogar das Diadem fehlte nicht auf dem Kopf.
    Ihre dunklen Knopfaugen hefteten sich auf Letitia.
    »Mary«, flüsterte sie. »Du bist wiedergekommen?«
    »Ich bin nicht Mary, sondern Letitia, Marys Tochter.«
    »Ah ja, ja. Jetzt erinnere ich mich. Wie gefällt es dir hier bei uns, Letitia?«
    »Ich habe mich noch nicht eingewöhnt, Urgroßtante

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