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Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Titel: Nachts auf der Hexeninsel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Gedächtnis streichen wollen.
    Über den Spuk in dem Teufelstempel konnte Letitia später nachdenken. Sie sah schon die ersten Häuser greifbar nahe vor sich, als plötzlich jemand von der Seite her auf den Weg rannte. Dort mündete zwischen Büschen ein Pfad ein, den Letitia nicht gesehen hatte.
    Sie sah nur eine Gestalt vor sich und konnte weder ausweichen noch bremsen. Sie schrie entsetzt auf, fuhr den Mann um und stürzte selber, als das Vorderrad sich querstellte, in hohem Bogen über den Lenker. Der Mann stürzte ebenfalls.
    Letitia fiel in den Graben und schlug sich die Stirn an einem Stein an. Der Schmerz schoss ihr durch den Körper. Benommen blieb sie sekundenlang regungslos liegen.
    Dann setzte sie sich auf, hielt sich die Stirn, auf der bereits eine Beule entstand, und sah einen braunhaarigen jungen Mann im Jogginganzug auf dem Weg sitzen und sich das Bein halten.
    »Sie Tölpel!«, entfuhr es Letitia. »Können Sie denn nicht aufpassen? Sie sind mir direkt ins Rad gelaufen. Ich hätte mir sonst was brechen können.«
    »Sie müssen sich gerade beschweren!«, protestierte der Mann. »Sie fahren wie eine Wilde und sehen weder nach rechts noch nach links. Sie haben mich über den Haufen gefahren.«
    »Sie sind auf den Weg gesprungen.«
    »Ich dachte nicht, dass jemand kommt.«
    »Sie denken wohl überhaupt wenig.« Letitia war wütend. »Wer sind Sie eigentlich?«
    »Der Lehrer von Stornoway. Robert Trent ist mein Name.«
    »Sie werden den Kindern ja etwas Schönes beibringen, wenn Sie selbst nicht einmal die einfachsten Verkehrsregeln beachten können. Sie… Sie…«
    Letitia fiel ein, dass sie selbst eine Mitschuld an dem kleinen Unfall trug. Sie hatte sich schließlich nicht ernsthaft verletzt und erhob sich.
    »Wer sind Sie?« fragte Trent. »Ich habe Sie noch nie in Stornoway gesehen. Sagen Sie mir nicht, dass Sie zugezogen sind. Hier zieht niemand her, schon gar kein junges bildhübsches Mädchen. Die jungen Leute ziehen von hier höchstens weg.«
    Das Kompliment besänftigte Letitia.
    »Mein Name ist Letitia Cabell. Ich komme aus London und bin hier, um meine Großtante Helen im ›Haus der sinkenden Sonne ‹zu besuchen.«
    »Wie? Sie wohnen in dem verrufenen Haus?«
    »Ich weiß nicht, ob es verrufen ist«, antwortete Letitia schnippisch. »Aber ich habe dort übernachtet. Können Sie aufstehen?«
    »Ja, doch, es geht.«
    Robert Trent stand auf. Er rieb das Knie und humpelte umher.
    »Ernsthaft verletzt bin ich nicht. Entschuldigen Sie vielmals, es tut mir sehr leid, dass das passiert ist. Ihr Kleid ist zerrissen, Miss Cabell. Oder sind Sie schon verheiratet?«
    Letitia musste lachen.
    »Miss. Warum interessiert Sie das? Wollen Sie mit mir flirten?«
    »Warum denn nicht?« fragte Trent offen.
    Er war groß, hatte dunkelblaue Augen, ein schmales, markantes Gesicht und sah gut aus. Sein freundliches Lächeln nahm für ihn ein. Robert Trent war noch keine Dreißig. Letitia gefiel ihm ganz offensichtlich.
    Sie überprüfte ihr Kleid. Es hatte einen Riss erhalten, außerdem ein paar Grasflecken. Trent entschuldigte sich nochmals.
    »Selbstverständlich werde ich das Kleid bezahlen. Wie lange bleiben Sie denn in Stornoway?«
    »Nicht mehr lange.«
    Letitia mochte Trent, den sie eben erst kennengelernt hatte, nicht erzählen, dass sie schon an dem Nachmittag fluchtartig die Insel zu verlassen gedachte. Sie hatte auch nicht vor, noch einmal ins »Haus der sinkenden Sonne« zurückzukehren und sich umzuziehen.
    Lieber floh sie in einem beschädigten Kleid mit ein paar Flecken, als sich noch einmal zu den Teufelsanbeterinnen zu begeben. Trent hob Letitias Fahrrad auf und bog den Lenker gerade. Das Rad hatte keinen Schaden davongetragen. Trent humpelte zusehends weniger.
    »Ich wohne hier ganz in der Nähe«, sagte Trent. »Kann ich Ihnen bei mir eine Erfrischung anbieten, damit Sie über den Schrecken wegkommen? Sie sind aber auch geradelt, als ob der Teufel hinter Ihnen her sei. He, warum erschrecken Sie denn?«
    »Bin ich erschrocken? Das muss ein Irrtum sein.« Die Erwähnung des Teufels hatte Letitia geschockt. Sie überlegte, ob Trent vielleicht mit den Mortons unter einer Decke stecken mochte. Er sah zwar nicht so aus, aber Thomas Morton hatte sie auch getäuscht. Andererseits kannte sich Trent in Stornoway aus und konnte Letitia sicher einiges erzählen. Ihre Überlegungen hatten nur Sekunden gedauert. »Wenn Sie mir versprechen, mich nicht wieder über den Haufen zu rennen, komme ich mit zu

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