Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
in den Zoo ..."
„Hässliche Tiere, wirklich hässlich."
Josh versuchte, dies zu überhören. Alle Eisbären, die der Zoo besaß, kamen nicht aus freier Wildbahn, sondern waren in Gefangenschaft geboren und aufgewachsen. Ihre Gemüter waren überwiegend ruhig. Sie waren Menschen gewohnt, reagierten sogar positiv auf die Pfleger, und zuvor hatte es noch nie einen Zwischenfall mit den Tieren gegeben.
Trotzdem durfte man nie vergessen, dass es sich um Raubtiere handelte. Auch die Pfleger mussten beim alltäglichen Umgang mit den Tieren mit viel Vorsicht und Wachsamkeit vorgehen.
Keiner der Mitarbeiter verurteilte die Bären. Dass sie eine fremde Person, zudem nachts, in ihrem Gehege angefallen hatten, war ein natürliches Verhalten gewesen.
Und wahrscheinlich wollten sie einfach nur spielen.
Es zeigte sogar, dass die Bären, obwohl sie in Gefangenschaft gehalten wurden, ihre natürlichen Instinkte, ihren Jagd- und Verteidigungstrieb, nicht verloren hatten.
Auch wenn viele Zoobesucher den Vorfall als schrecklich und ungeheuerlich abstempelten, die Tiere traf keine Schuld. Es stand bei den Mitarbeitern in keinem Fall zur Diskussion, dass man die Bären für ihr Verhalten bestrafen müsste.
Wie jeden Tag fütterte Josh also seine Schützlinge, ohne Vorurteile und ohne Verachtung. Und er war auch nicht sonderlich erstaunt darüber, dass er auf seinem Weg zurück in den Pausenraum auf Lukas stieß, der die Fütterung von weitem beobachtet hatte.
„Na, bist du auch gekommen, um die Ungeheuer zu besichtigen?", war das Erste, was Josh von sich gab. Es klang schnippisch. Und er wusste genau, dass seine derbe Tonlage nicht unbedingt angebracht war.
Und Lukas schüttelte auch sofort den Kopf.
„Nee, ganz im Gegenteil", sagte er. „Ich hab das nur in der Zeitung gelesen und dachte, ich seh mal vorbei. Vielleicht willst du ja quatschen oder so?"
Josh atmete tief durch.
„Das ist nett von dir. - Leider habe ich gerade wenig Zeit."
Er überlegte. Er wollte Lukas nicht abwimmeln, trotzdem hatte er so viel anderes im Kopf.
„Gib mir doch einfach deine Nummer", sagte er dann, und das klang nicht einmal wie eine billige Anmache. „Ich könnte dich anrufen, wenn es passt."
Sie tauschten ihre Handynummern aus, dann zog sich Josh erst einmal zurück. Auch unter den Kollegen war die Stimmung nicht gerade bestens. Der Vorfall machte alle sehr betrübt und nachdenklich. Er lag wie ein unsichtbarer Schleier über dem Zoo, obwohl die Sonne schien.
Josh war froh, dass er sich nicht unbedingt mitteilen musste. Er machte seine Arbeit wie sonst auch und konnte dabei sogar abschalten.
Als er die Anlage der Nasenbären reinigte, wurden seine Instinkte jedoch hellwach.
Er sah Kevin, wie er, wie sonst auch, seinen alltäglichen Streifzug durch den Zoo absolvierte und ihm zuwinkte. Und hinter ihm erschien der Kriminalinspektor. Josh seufzte. War ja klar, dass der noch mal auftauchen würde. Sicher hatte er noch nicht alle Zoo-Mitarbeiter befragt.
Josh legte seine Harke ab und verließ die Anlage zügig.
Er kam gerade noch rechtzeitig, um mitzubekommen, wie der Inspektor seinen Bruder ansprach:
„Guten Tag." Er reichte Kevin die Hand und zeigte seine Dienstmarke. „Ich bin Inspektor ..."
„Piepsrasen ... Ich weiß."
„Nein, ich heiße Piepsgras ... Äh, Piepgras ist mein Name."
„Angenehm!", erwiderte Kevin.
Im Hintergrund hörte man Josh leise lachen.
„Es gibt Neuigkeiten im Fall Cychowski", berichtete der Inspektor. Dabei wechselte sein Blick zwischen den Brüdern hin und her.
„Mann, Sie sehen sich wirklich verdammt ähnlich."
„Das ist meist so üblich bei Zwillingen", erklärte Josh.
Sofort kam ein Raunen aus Piepgras hervor. „Ihr Onkel sagte etwas von Drillingen."
„Ja." Josh nickte. „Da ist noch unser Bruder Clemens, den vergessen wir ab und zu."
Als er das sagte, fing Kevin an zu kichern.
„Nun, wir haben inzwischen mit anderen Mitarbeitern des Zoos geredet, reine Formsache", erklärte Piepgras.
„An dem Abend befand sich Thomas Zöllner permanent im Zoo. Er bekam am frühen Abend noch Besuch von den Azubis Benjamin und Carola, und Sie", er sah Josh dabei an, „kamen zu einem späteren Zeitpunkt mit Sven Cychowski hierher."
„Ich war mit ihm aber nicht bei der Eisbärenanlage", funkte Josh sofort dazwischen. Piepgras nickte verständig.
„Die Spurensicherung hat ergeben, dass der Tote über die Absperrung gefallen sein muss. In der Grünanlage, vor dem Eisbärenbecken, hat man Hinweise
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