Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
passierte danach?"
„Ich habe ihn wieder zum Ausgang begleitet. Dort trennten sich unsere Wege."
„Sie sind sich sicher?", hakte Piepgras nach.
Josh nickte energisch.
„Ja, ich sah, wie er zu seinem Auto ging."
Der Inspektor runzelte die Stirn.
„Was für ein Auto?"
Josh überlegte sichtlich. Dann musste er passen.
„Keine Ahnung. Was amerikanisches, glaube ich. Der Wagen war weiß."
„Und wo ist der Wagen jetzt?", fragte Piepgras.
„Woher soll ich das wissen?", konterte Josh sofort.
„Haben Sie denn gesehen, wie Cychowski weggefahren ist?"
Josh schüttelte den Kopf.
„Nein, ich sah nur, wie er zum Wagen ging, dann bin ich selbst umgedreht."
„Wie viel Bier hatten Sie?"
Josh überlegte erneut. „Ich glaube, drei ..."
„Sie glauben?" Der Inspektor schüttelte den Kopf. „Irgendwelche Augenzeugen? Hat jemand gesehen, wie Sie Cychowski wieder zum Ausgang brachten?"
Josh verneinte.
„Was passierte dann?"
„Ich ging zu Bett." Ja, daran konnte sich Josh erinnern.
„Hat das jemand mitbekommen?"
Josh dachte nach. Es käme nur einer in Frage.
„Mein Bruder, Kevin, der schläft nebenan. Seine Tür ist nachts immer auf. Ich habe noch mal in sein Zimmer gesehen, ob alles okay ist. Ich weiß aber nicht, ob er das mitbekommen hat."
Der Inspektor nickte. „Welche Uhrzeit war das?"
Da hielt Josh inne. Wie spät war es? Wie spät?
„Ich weiß nicht genau ... Vielleicht ein Uhr nachts."
Piepgras lehnte sich zurück. Seine Fragen wurden oberflächlicher. Vielleicht hatte der Albtraum bald ein Ende?
„Gibt es denn überhaupt direkte Zeugen, die beweisen können, dass Sie sich einige Zeit im Bett befanden?"
Da nickte Josh. „Meine Tante. Die hat mich geweckt. Allerdings erst um 7 Uhr."
„Aha." Piepgras beugte sich wieder vor. „Haben Sie auch einen Schlüssel für die Bärenkäfige?"
„Natürlich", äußerte sich Josh, als sei es eine Selbstverständlichkeit. „Als Neffe des Zoodirektors habe ich sogar einen Generalschlüssel, der passt für alle Türen im Zoo."
Piepgras machte Notizen.
„Aber die Schlüssel der anderen Tierpfleger passen nicht im Bärenrevier?"
Josh schüttelte den Kopf.
„Ach so", machte Piepgras nur. Die Fragen waren gestellt.
„Die Rechtsmediziner werden uns in wenigen Tagen genauere Hinweise zu dem Tod von Cychowski liefern. Bis dahin bitte ich Sie, sich nicht außerhalb der Stadt aufzuhalten. Derzeit zählen Sie zu den Hauptverdächtigen, und wir werden sicher noch weitere Fragen an Sie haben."
Josh verstand das ohne Weiteres. Ihm war selbst klar, in welche unangenehme Lage er sich gebracht hatte. Bedrückt sah er den Inspektor an.
„Ich weiß selbst, dass meine Angaben verdächtig klingen. Aber wieso sollte ich Cychowski umgebracht haben?"
Der Inspektor erhob sich, was signalisierte, dass er noch andere Dinge zu erledigen hatte und das Gespräch mit Josh eigentlich beenden wollte.
„Da gibt es eine Menge Möglichkeiten", antwortete er trotzdem. „Raubmord, Streitsucht. Vielleicht war es doch ein Unfall, an den Sie sich jetzt nicht mehr erinnern können? Ein Unglück, aufgrund Ihres erhöhten Alkoholgenusses?" Er zuckte mit den Schultern.
Josh erhob sich ebenfalls. Ehrlich sah er Inspektor Piepgras an.
„Ich war es aber nicht. Ich hab das nicht getan. Und das werde ich Ihnen beweisen."
Als Josh wieder in den Flur trat, fühlte er sich noch schrecklicher als zuvor. Das bemerkte auch Thomas sofort.
„Mensch, siehst du fertig aus", stellte der fest. „Wie lief's denn?"
Josh verzog das Gesicht, welches ausnahmsweise mal eine fahle Färbung angenommen hatte.
„Stell dir vor: du bist sogar besser dran als ich."
Thomas stutzte. „Was?"
„Ja!", bekräftigte Josh. „Ich habe ebenfalls kein handfestes Alibi und zudem spinnen sich die Bullen sogar ein Motiv für mich zusammen."
Am nächsten Tag öffnete der Zoo seine Tore wie gewohnt. Man konnte nicht direkt sagen, dass das Ereignis die Besucher fernhielt. Sicher kamen einige nicht, aus Angst, die Gefahr eines erneuten „Unglücks" könnte gegeben sein. Dafür kamen andere wiederum gern. Aus Neugier, aus Sensationslust. Vor dem Eisbärengehege war das Gedränge größer als sonst.
Schaulustig spähten sie auf die weißen Kolosse, denen der Rummel nichts auszumachen schien. Und immer wieder vernahm Josh unglaubliche Äußerungen:
„Das sind also die Bestien ..."
„Wie schrecklich. Erschießen müsste man sie ..."
„Das sind aber auch wilde Tiere, die gehören in die Freiheit, nicht
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