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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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meinen diese Bruchbude hier um die Ecke?«
    Alexandra benutzte den Ausdruck »hier um die Ecke« selbst ziemlich oft und meinte dann auch wirklich die nächste Straßenecke, aber mitten im Wald klang diese Beschreibung doch recht kurios.
    »Welche Ecke meinen Sie?«, fragte sie mit leicht ironischem Unterton. »Die um den runden Eichenstamm da oder …«
    Sie drehte sich einmal im Kreis und blieb dann mit hochgezogenen Schultern und todernstem Gesicht vor ihm stehen. Harris Zimmerings Miene blieb ernst. Alexandra befürchteteplötzlich, ihn verärgert zu haben. Sekundenlang fixierten sie einander, dann spielte ein winziges Lächeln um seinen Mund.
    »Tja, der alte Bahnhof … hier um die Ecke. Da wohnt niemand! Und ich kenne auch niemanden, der da wohnen wollte!«
    »Doch. Ich!«, erklärte sie triumphierend und wartete gespannt auf seine Reaktion.
    Sie meinte, so etwas wie Verblüffung zu erkennen, als er nach kurzer Pause einen Schritt zurücktrat und sie musterte.
    »Ach! Ich hab zwar davon gehört, konnte mir aber nicht vorstellen, dass jemand so … verrückt sein würde.«
    Wie schon Paul vor ihm wirkte er mit einem Mal verunsichert, denn er sah plötzlich vor sich auf den Boden, bückte sich dann und holte etwas unter dem Auto hervor.
    »Eigentlich zu schade«, murmelte er.
    Obwohl er sehr leise sprach, hatte es Alexandra nicht überhört. »Was meinen Sie damit?«, fragte sie laut und geradeheraus.
    Harris Zimmering hielt einen Moment erschrocken inne, dann erhob er sich und reichte ihr einen knallroten Apfel.
    »Nichts. Dummes Geschwätz. Am besten, Sie geben nichts drauf.«
    Anscheinend versuchte er, sie zu beruhigen, was ihm jedoch unter den gegebenen Umständen gründlich misslang. Schon der Wirt war ihren Fragen ausgewichen, jetzt wollte sie es genau wissen und blieb hartnäckig beim Thema.
    »Auch an Geschwätz ist irgendetwas dran. Also, was schwätzt man so?« Alexandra stellte sich direkt vor ihn und versperrte ihm so den Weg um das Auto herum. Sein Unbehagen stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, und der Vergleich mit einem Wurm am Haken drängte sich fast bildlich auf. Harris Zimmering wand sich, als zwinge man ihn, ein Geheimnis zu offenbaren, das er gedachte, mit ins Grab zu nehmen. Seine Augen wanderten unruhig hin und her, während er zwischen Daumen und Zeigefinger sein rechtes Ohrläppchen knetete.
    »Wie ich schon sagte, man redet …«, murmelte er.
    »Ja. Das sagten Sie schon! Aber was reden die Leute?«
    »Also gut. Obwohl es schon ein paar Monate leer steht, haben Dorfbewohner hin und wieder in der Nacht Licht gesehen. Seitdem machen alle einen großen Bogen um das Grundstück. Na ja, so was spricht sich schnell rum, und irgendwann sind alle davon überzeugt, dass es in dem Haus …« Er legte eine Pause ein, fasste sich wieder an das rechte Ohr und schüttelte nach kurzer Überlegung den Kopf. »Wenn Sie mich fragen … also ich denke, dass ein paar Jugendliche aus dem Ort da ab und zu ’ne wilde Party feiern«, endete er schließlich und ging um Alexandra herum zur Fahrertür. Sie folgte ihm mit schnellen Schritten, hielt die geöffnete Autotür fest und hinderte ihn daran einzusteigen.
    »Wollten Sie eben ›spukt‹ sagen? Oder dass es in diesem Haus Geister gibt?«, fragte Alexandra in forschem Ton, während sie mit Unbehagen an die vergangene Nacht dachte. Es war nicht ihre Art, einem Fremden gegenüber ihre Ängste zu offenbaren, aber sie hätte viel darum gegeben, offen darüber sprechen zu können.
    »Jetzt mal im Ernst, Herr Dorfpolizist! Sie sind schon der Zweite, der einen Riesenhokuspokus um dieses Haus macht, und langsam nervt es mich ein bisschen, dass ich auf meine Fragen prinzipiell keine Antwort bekomme. Also, was muss ich über dieses Haus wissen?«
    Harris Zimmering sah sie einen Augenblick lang prüfend an, dann senkte er den Kopf. »Das, was Sie schon wissen. Es ist alt, heruntergekommen und sehr einsam.« Wieder machte er eine lange Pause. »Na ja, vielleicht sollte ich es Ihnen doch sagen. Alle Mieter vor Ihnen … sind auf mysteriöse Weise verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt!«
    »Was?«
    »Ja, wir stehen … das heißt, die Polizei steht vor einem Rätsel.«
    Sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel an der Wahrheit seiner Worte aufkommen, und schlagartig wurde Alexandra klar, warum dieses Haus so einfach und vor allem billig zu mieten gewesen war. Das also war der Haken.
    »Was heißt vom Erdboden verschluckt?«, fragte sie

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