Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
Vom Netzwerk:
Frauen zu beschützen, und ihre Vormieter waren ausschließlich Frauen gewesen. Man könnte es Zufall nennen, und sicher war es das auch, aber das eigenartige Gefühl, welches sie seit ihrer Ankunft verspürte, manifestierte sich nach diesem Gespräch mehr und mehr.
    Paul hatte sich inzwischen auf dem Barhocker neben Alexandra niedergelassen und betrachtete sie besorgt von der Seite.
    »Geht’s Ihnen nicht gut? Sie sehen plötzlich so blass um die Nase aus!«
    Alexandra war so in Gedanken, dass sie seine Frage überhörte. Im Einzelnen betrachtet, war keiner dieser Zufälle eine Überlegung wert, aneinandergereiht wirkten sie jedoch beängstigend.Als Großstädterin waren ihr solche Ängste bislang vollkommen fremd gewesen, nun, da sie allein in einem abgeschiedenen Haus mitten im Wald wohnte, reagierte sie sensibel auf alles, was in irgendeiner Form von ihrer gewohnten Erlebniswelt abwich.
    Vielleicht hätte sie mit ihrem Umzug einfach bis zum Frühjahr warten sollen, denn auch wenn der Winter noch nicht unmittelbar bevorstand, war es nicht gerade verlockend, einen düsteren regenreichen Herbst mutterseelenallein in einem maroden Haus zu verbringen.
    »Kennen Sie meinen Vermieter, ich meine, den Besitzer des Hauses?«
    Paul verneinte. »Der Hof gehört nicht zu Lunow. Wie ich schon sagte, hin und wieder wurde er vermietet, aber von wem … da hab ich keine Ahnung. Wie sind Sie denn darauf gestoßen?«
    »Übers Internet.«
    »Und an wen zahlen Sie die Miete?«
    »Gustaf Kronmüller.«
    »Nie gehört.«
    Paul schenkte Kaffee nach und schob den Brötchenteller näher an Alexandra heran. »Hier aus der Gegend ist der jedenfalls nicht, das wüsste ich«, sagte er abschließend.
    Eine Weile saßen sie still nebeneinander, Alexandra aß, Paul trank seinen Kaffee, und beide hingen ihren Gedanken nach. Fast zeitgleich setzten sie zum Sprechen an.
    »Was sind Sie nun eigentlich von Beruf?«, kam Paul ihr nur Sekunden zuvor.
    »Malerin«, antwortete Alexandra knapp.
    »So richtig mit Atelier und so?«
    »Ja. Aber eigentlich wollte ich Sie etwas fragen.«
    Sie hatte sich vorgenommen, ihre dunklen Gedanken beiseitezuschieben und wieder nach vorn zu blicken. Verschwundene oder weggezogene Frauen hin oder her, man sollteGerede oder Dorfklatsch nicht zu wichtig nehmen. Anscheinend war keine ihrer Vorgängerinnen so praktisch veranlagt gewesen, das Haus wieder auf Vordermann zu bringen. Sie war es, und sie würde diese neue Aufgabe schon bewältigen.
    »Wie gesagt. Ich brauche ein paar Adressen oder Namen von Handwerkern aus dem Ort. Können Sie mir jemanden empfehlen?«
    Paul legte nachdenklich die Stirn in Falten und blies dann laut die Luft durch die Lippen. »Handwerker gibt’s jede Menge. Was für einen brauchen Sie denn?«
    »Einen Allrounder? Jemanden, der irgendwie alles kann?«
    »Okay. Dann fragen Sie am besten mal im Supermarkt nach Dirk Schumann, dem Freund von Sybille. Die steht da an der Kasse. Oder Sie kommen heute Abend noch mal her, dann sitzt er hier vorn am Stammtisch und kloppt Skat.«
    Alexandras Verabschiedung von Paul war herzlich, voller Dankbarkeit und an das unbedingte Versprechen gebunden, wenigstens ein Mal pro Woche auf einen Kaffee bei ihm vorbeizuschauen. Er hatte ihr einen riesigen Korb voller phantastischer Leckereien gepackt und sie gezwungen, ihn anzunehmen, da ja alle Läden erst vierundzwanzig Stunden später wieder öffnen würden. Auf ihren Einwand hin, der Inhalt des Korbes würde für eine ganze Woche reichen, hatte er nur freundlich gelächelt.
    Nun wollte Alexandra ihr neues Zuhause endlich bei Tageslicht sehen, sich einrichten und ein bisschen die Gegend erkunden. In rasantem Tempo passierte sie die erste Wegkreuzung, durchquerte ein Birkenwäldchen und überschritt zu Fuß eine kleine Holzbrücke, die unter dem Tritt ihrer Sohlen beängstigend knarrte. Nachdem sie heil über das Flüsschen gekommen war, hielt Alexandra verdutzt inne. Der Weg am Morgen war ein anderer gewesen. Sie erinnerte sich zwar an die ersten Sonnenstrahlen durch einen lichten Birkenwald,aber die Brücke hatte sie nicht überquert. In Gedanken ging sie den Weg zurück, konnte sich aber an keine Gabelung erinnern, an der sie eine falsche Richtung eingeschlagen haben könnte.
    »Was soll’s«, dachte Alexandra und schwang sich wieder aufs Rad, »das hier ist nicht Sibirien, das Waldgebiet ist relativ überschaubar, ich habe alle Zeit der Welt, und, wenn nötig, werde ich die Strecke noch einmal zurückfahren und von

Weitere Kostenlose Bücher