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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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vorn beginnen.«
    Es dauerte allerdings nur eine knappe Viertelstunde, bis sie sich heillos verfahren hatte. Selbst den Rückweg würde sie jetzt nicht mehr finden.
    Nach dem Stand der Sonne zu urteilen, müsste ihr Haus in westlicher Richtung liegen, aber soweit sie es überschauen konnte, gab es keinen Weg, der nach rechts führte. Es blieb ihr also gar nichts anderes übrig, als, auf eine Kreuzung hoffend, immer weiter geradeaus zu fahren. Dreihundert Meter weiter hatte sie eben diese erreicht. Mit viel zu hohem Tempo bog sie auf den hügeligen Schotterweg ab und wäre fast mit einem von links kommenden Polizeiwagen zusammengeprallt. Mit voller Kraft drückte Alexandra die Bremsen, schaffte es gerade noch, nicht über das Lenkrad abzusteigen, und stürzte dennoch, da ihr Hinterrad auf dem Schotter keinen Halt fand. Fast zeitgleich kam der Wagen mit quietschenden Reifen zum Stehen. Ganz vom Staub eingeschlossen, rappelte sich Alexandra hoch und trat mit einem verärgerten Blick auf den überall verteilten Inhalt ihres Korbes laut fluchend gegen ihr Rad. Nichts aus Pauls Geschenkkorb war heil geblieben. Zwei Schokoladenriegel und der wunderbar duftende Käse klebten im Profil des Autoreifens, die Joghurtbecher lagen aufgeplatzt unter dem Wagen, und sämtliches Obst rollte eben in alle Richtungen davon.
    Wutschnaubend ging sie auf das Auto zu und klopfte mit der Faust gegen die Scheibe. Nichts passierte. Sie klopfte erneut,beugte sich ein wenig hinunter und sah in das Wageninnere. Ein junger Mann saß schwer atmend hinter dem Lenkrad und verdeckte mit beiden Händen das Gesicht. Es war augenscheinlich, dass er unter Schock stand. Alexandras Wut war verflogen. Behutsam öffnete sie die Fahrertür.
    »Ist alles in Ordnung? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    Der junge Mann ließ die Hände sinken und drehte den Kopf sehr langsam in ihre Richtung. Alexandra war sich sicher, dass die Welt für einen Augenblick aufhörte, sich zu drehen, als sein Blick sie traf.
    Sie kannte diesen Mann. Die stahlblauen Augen, das dunkelblonde halblange Haar und die Art, wie er seine Mütze trug, hatten sich tief in ihr Gedächtnis gebrannt. Genauso bewegungslos, wie er am Gleisbett gestanden und sie angesehen hatte, saß er nun hinter dem Lenkrad. Seine Augen hatten etwas Magisches, dem sie sich nicht entziehen konnte, und wie schon am Tag zuvor verspürte sie den Zwang, ihn anzusehen.
    »Ich war mir sicher, dass ich Sie überfahren habe«, hörte sie ihn sagen.
    Im Gegensatz zum kühlen Blau seiner Augen war seine Stimme warm und eindringlich und vermochte im gleichen Maße zu fesseln wie sein durchdringender Blick.
    »Es war mein Fehler«, gab Alexandra zu und versuchte, den Blick von ihm zu wenden, was ihr aber nicht gelang. Vielmehr stotterte sie plötzlich drauflos. »Ich hab einfach nicht aufgepasst …« Sie erkannte sich selbst nicht mehr wieder. Eben noch wäre sie diesem mit Vollgas durch den Wald donnernden Autofahrer fast an die Gurgel gesprungen, jetzt entschuldigte sie sich kleinlaut und wäre am liebsten in den Erdboden versunken. Allein die Tatsache, dass sie schon am ersten Tag auf diese Art Bekanntschaft mit der hiesigen Polizei machte, trieb ihr den Schweiß auf die Stirn. Das ging ja alles verdammt gut los.
    »Es tut mir leid«, sagte sie abschließend, ging in die Hockeund begann, die Überreste der Lebensmittel in ihren Korb zu werfen.
    Sekunden später stand er neben ihr. »Ich muss Sie bitten, mich aufs Revier zu begleiten.«
    Alexandra, die den Blick starr auf seine Schuhe gerichtet hielt, riss empört den Kopf hoch. »Was soll das werden, verdammt noch …«, donnerte sie los und wollte aufspringen.
    Mit sanftem Druck auf ihre Schulter hielt er sie davon ab und ging neben ihr auf die Knie.
    »Das war ein Witz!«, sagte er und hielt ihr lächelnd den einzig intakt gebliebenen Joghurtbecher hin. »Harris Zimmering, ich bin der Dorfsheriff.«
    »Unschwer zu erkennen«, dachte Alexandra und betrachtete aus den Augenwinkeln heraus seine Uniform. Nach den Sternen auf seinen Schulterklappen zu urteilen, schien er dienstgradmäßig nicht sonderlich hochgestellt zu sein, denn er besaß nur einen davon.
    »Spaß beiseite. Sie haben was gut bei mir! Könnte ich Sie vielleicht auf einen …?«
    Alexandra schüttelte den Kopf, bevor er den Satz beendet hatte. »Wenn Sie Kaffee meinen … nein, können Sie nicht! Sie könnten mir allerdings sagen, wie ich zum alten Bahnhof komme.«
    Harris Zimmering sah sie erstaunt an. »Sie

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