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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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Sonderkommission, der Schneider angehörte, war im Polizeipräsidium von Eberswalde gebildet worden, Schneider selbst wollte jedoch sprichwörtlich am Tatort sitzen und hatte sich daher in der kleinen Polizeistation von Hohensaaten eingemietet. Seit sechs Wochen belagerte er nun rund um die Uhr Harris’ Büro, schlief dort, wusch sich und aß auch dort.
    »Warum?«
    »Weil ich sie nach Hause fahren wollte.«
    »Und warum haben Sie’s dann nicht gemacht, verdammt noch mal?«
    »Theresia Hoefling wollte es nicht. Nach dem Streit mit Robert Schumann wollte sie jeden weiteren Ärger vermeiden.«
    »Das ist bescheuert, Zimmering, das ist vollkommen bescheuert!« Schneider schob den etwas zu engen Ärmel seinesAnzuges nach oben und sah auf seine Uhr. »Haben Sie diesen Robert Schumann schon auftreiben können?«
    Harris schüttelte den Kopf. Er wusste, dass Hauptkommissar Schneider einige Minuten brauchen würde, bis er sich wieder beruhigt hatte. Obwohl Harris weit davon entfernt war, sich zu rechtfertigen, fühlte er sich doch aufgrund der Tatsachen und durch Schneiders polemische Art beinahe unter Anklage. Er mochte diesen überheblichen Kommissar nicht und würde schon deshalb niemals durchblicken lassen, dass die Mordserie, deren Entwicklung er bisher recht unbeeindruckt verfolgt hatte, plötzlich zu einem Desaster für ihn geworden war.
    »Wer auch immer diese Frauen tötet, legt an Tempo zu«, hörte er Schneider jetzt sagen, zu dessen Angewohnheiten es gehörte, Sätze einfach in den Raum zu stellen. Es schien ihm dabei unwichtig, ob sie in einem Zusammenhang zu seinen vorherigen Ausführungen standen oder zu etwas Neuem führten. »Zwischen den ersten fünf Morden lagen jeweils zwei Wochen, sollte Theresia Hoefling tatsächlich das nächste Opfer sein, sind wir bei zwei Tagen. Es eskaliert. Das ist kein normaler Serienmörder, dieser hier befindet sich im Vollrausch!«
    Während der letzten Worte sah er fragend zu Harris, der zwar nickend bestätigte, inzwischen aber ziemlich genervt wirkte. Harris hasste Schneiders sprunghaftes Denken, zum einen, weil es ihn schlichtweg überforderte, zum anderen, weil er ständig das Gefühl hatte, von Schneider getestet zu werden.
    Als Dorfpolizist beschäftigte er sich für gewöhnlich mit Streitigkeiten zwischen den Einwohnern, Schlägereien in der Stammkneipe, vielleicht noch kleineren Diebstählen oder Einbruchsdelikten, niemals jedoch mit Mord. Er besaß also keinerlei kriminalistische Erfahrungen, geschweige denn fundiertes Wissen zur Lösung eines Mordfalles. Trotzdem hatte manihn, aufgrund der Tatsache, dass sich die Fundorte der Opfer in seinem Revier befanden, in die Ermittlungen einbezogen. Der Anblick der verstümmelten Frau auf dem Bahngleis, die man kurz darauf als fünftes Mordopfer identifizieren konnte, hatte Harris Zimmering erstaunlich kaltgelassen. Dass nun allerdings Theresia ein weiteres Opfer dieses Wahnsinnigen geworden sein könnte, erfüllte ihn mit unbändiger Wut. Er hatte es nicht nur angenehm gefunden, wenn Theresia ihm mit charmantem Lächeln sein Bier serviert oder ihm gar einen neckischen Blick zugeworfen hatte, sondern er hatte des Öfteren auch angeregte Gespräche mit ihr geführt, aus denen er jedes Mal wohlgelaunt hervorgegangen war. Kurz gesagt, er mochte sie mehr, als er es je zugeben würde.
    »Und er scheint besessen von einem bestimmten Gesicht«, sagte Schneider jetzt leise, während er mit verdrießlichem Blick und spitzen Fingern ein unsichtbares Haar von seinem Anzug entfernte. »Die Opfer ähneln einander, mehr noch, auf den ersten Blick könnte man fast meinen, dass sie allesamt Schwestern wären. Jung, schlank, schmales Gesicht und rote Haare.«
    Eine weitere Eigenart des Kommissars war es, beim Sprechen den anderen nicht anzusehen. Anfangs noch irritiert, tat Harris es ihm mittlerweile gleich.
    »Theresia Hoefling ist blond«, murmelte er. »Ich meine, er hat es vielleicht gar nicht auf sie abgesehen, der Zufall wollte es, dass er ihr begegnet ist.«
    Hauptkommissar Schneider rollte zurück an Harris’ Schreibtisch und schlug einen Ordner auf. »Serienmörder töten nicht im Affekt und überlassen schon gar nichts dem Zufall. Und was Theresia Hoefling angeht, sie war keine echte Blondine.«
    Er tippte auf die erste Seite und schob den Ordner zu Harris. »Hier! Die Obduktionsberichte. Ich schlage vor, Sie lesen sie mal, und dann unterhalten wir uns weiter.«
    Harris Zimmering warf Schneider einen verächtlichen Blickzu,

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