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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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zu ihm hinüber.
    »Du verarschst mich!«
    »Wieso sollte ich? Aber ich hätte da mal eine Frage. Essen Sie Regenwürmer?«
    »Um Gottes willen, wie kommst du denn darauf?«, antwortete Alexandra wieder einmal viel zu schnell. Harris hatte ihre Art, Fragen allzu wörtlich zu nehmen, schnell erkannt und nutzte es nun schamlos aus, sie mit ihrer eigenen Schnelligkeit zu verwirren. Aber er hatte gewonnen; sie lächelte jetzt.
    »Fährst du mich nach Hause? Ich meine … zu meiner Bruchbude im Wald?«
    Harris sah sie erstaunt an. »Wie kommen Sie darauf? Und wieso duzen Sie mich eigentlich?«
    Dieses Mal nicht, dachte sie und legte ihr charmantestes Lächeln auf. »Weil ich nicht davon ausgehe, dass dies eine Verhaftung ist … Lieutenant!«
    Harris stieß einen typisch männlichen Pfiff aus, drehte dann den Zündschlüssel nach rechts und fuhr mit quietschenden Reifen los. Keine fünfzig Meter weiter legte er einen filmreifen U-Turn hin, stoppte vor dem Supermarkt und hievte Alexandras Fahrrad auf die Rückbank.
    »Ich bin mir inzwischen sicher, dass du mich verfolgst«, nahm Alexandra das Gespräch wieder auf, als der Wagen das Ortsausgangsschild passierte.
    »Meine Antwort darauf kennst du ja.«
    »Ja, ja, die Mäuse. Hab gerade dreißig Fallen gekauft.«
    Alexandra sah sich plötzlich hektisch um. »Ich hab was vergessen. Scheiße, wo sind wir jetzt? Halt an!«
    Harris trat hart auf die Bremse. Da er es liebte, beim Bremsen dicke Staubwolken zu verursachen, sah er dabei jedes Mal prüfend in den Rückspiegel, so auch jetzt. Erst danach wandte er sich zu Alexandra. Diese war jedoch längst ausgestiegen und lief, ihr Handy in die Höhe haltend, querfeldein. Sie gab ein lustiges Bild ab, wie sie, den Blick starr auf das Display gerichtet, durch die Gegend stolperte. Leise fluchend kehrte sie nach einer Weile zum Wagen zurück und stieg, unter Harris’ skeptischem Blick, auf die Kühlerhaube. Als sie jedoch im Begriff war, das Autodach zu besteigen, klopfte Harris energisch gegen die Frontscheibe. Alexandra hielt nur kurz in ihrer Bemühung inne, zeigte nach oben und erkletterte dann tatsächlich das Dach.
    Sekunden später hörte er sie telefonieren. »Da habe ich die einzige Stelle in Brandenburg gefunden, wo man mit Handy telefonieren kann, und du gehst nicht ran! Na gut. Also, hör zu, Nina! Wenn du meine Freundin bist, setzt du dich sofort in dein Auto und kommst her! Bitte, bitte, tu mir den Gefallen! Ach so, du wirst mich nicht so ohne weiteres finden. Alsogib Lunow in dein Navi ein, geh dort in den Supermarkt und frag die Verkäuferin, wie man zum alten Bahnhof kommt. Bitte, Nina, ja?«
    Zu Harris’ Freude nahm Alexandra nicht den Rückweg über die Kühlerhaube, sondern landete direkt neben der Beifahrertür. Als wäre nichts gewesen, ließ sie sich auf den Sitz fallen und lächelte ihn an. »Kann weitergehen.«
    Verblüfft und nicht minder beeindruckt, startete Harris den Wagen und fuhr los.
    »Würdest du mir einen Gefallen tun?«, fragte Alexandra gutgelaunt, als sie den Wald erreichten. Sie war sich sicher, dass Nina ihrem Hilferuf folgen und spätestens am Abend bei ihr eintreffen würde. Die Vorfreude auf die Freundin ließ sie den verpatzten Einkauf vergessen und stattdessen voller Arbeitseifer nach vorn sehen. »Also was ist? Würdest du?«, wiederholte Alexandra.
    Harris zuckte mit den Schultern. »Kommt drauf an. Wenn du ’nen Koch für heute Abend brauchst, Fehlanzeige. Mit deiner Freundin lass ich mich auch nicht ein, und gleich vorweg, als Unterhalter tauge ich absolut nicht.«
    »Keine Sorge, nichts von alledem. Ich kann zwar auch nicht sonderlich gut kochen, aber für ein Käsebüfett auf Gemüsekisten reicht’s. Was meine Freundin Nina angeht, die ist überzeugter Single und hat das Alleinunterhalten erfunden! Was ich will … ich meine, wobei du mir helfen könntest, wäre, mit mir auf den Dachboden zu gehen.«
    Eine Sekunde lang meinte sie auf Harris’ Gesicht so etwas wie Enttäuschung wahrzunehmen, aber sie konnte sich auch gewaltig irren.
    »Und weiter?«, fragte er trocken.
    Ein wenig schämte sie sich für das, was sie gleich sagen würde. »Ich glaube, dass da oben irgendetwas oder jemand ist.«
    »Und wie kommst du darauf?«
    »Weil ich jede Nacht Geräusche höre.« Vorsorglich prüfte sie Harris’ Reaktion mit einem Seitenblick.
    »Kein Problem«, sagte er kurz. »Gehört ja sozusagen zu meinem Job.«
    Erstaunt gestand sie sich ein, dass sie enttäuscht war. Sie hatte weniger die

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