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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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ergab einen Sinn. Und die Einzige, die Licht in die Sache bringen konnte, war telefonisch nicht erreichbar.

16.
    Die »The person you have called is temporarily not available«-Dame begann sich zu wiederholen, und hätte Alexandra nicht mitten im Dorf gestanden, so hätte sie das Handy längst wütend in eine Ecke geworfen. So aber zügelte sie ihren Ärger und steckte es zurück in ihre Hosentasche. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie beobachtet wurde, wobei »beobachtet« nicht das richtige Wort dafür war. Die alte Frau aus dem Supermarkt saß auf einer Bank vor ihrem Haus, das Gesicht Alexandra zugewandt. Einen Moment zögerte Alexandra, sie direkt anzusehen, besann sich dann jedoch auf deren Blindheit und betrachtete sie eingehend. Auf den ersten Blick wirkte sie klein, fast zerbrechlich und beinahe hilflos, aber ihre Haltung belehrte den genaueren Betrachter eines Besseren. Kerzengerade, die feingliedrige linke Hand auf dem Knauf ihres Stockes abgelegt, die rechte, ein Taschentuch knetend, in ihrem Schoss, saß sie auf der vorderen Kante der Bank und wendete, Geräuschen folgend, aufmerksam den Kopf in die eine oder andere Richtung. Das feingezeichnete Gesicht und die sorgfältig gekämmten Haare standen in einem merkwürdigen Widerspruch zu ihrer übrigen Erscheinung, die man schlechthin als ungepflegt oder nachlässig bezeichnen konnte. Es war weithin sichtbar, dass ihr eine helfende Hand fehlte.
    Alexandra beschloss, die alte Frau nach dem Weg zum Revier zu fragen, wobei sie insgeheim hoffte, unter diesem Vorwand mit ihr ins Gespräch zu kommen und sie dann beiläufig auf die Begegnung im Supermarkt ansprechen zu können. Nach wie vor glaubte sie nicht daran, dass es sich bei dieserBegebenheit um ein Versehen der alten Dame handelte, und auch Sybilles Erklärung, was deren Geisteszustand betraf, war wenig überzeugend.
    »Entschuldigen Sie, ich will Sie nicht erschrecken … darf ich Sie etwas fragen?«, rief Alexandra der alten Frau zu, die daraufhin wie selbstverständlich herüberwinkte, als hätte sie nur darauf gewartet, angesprochen zu werden. »Wir kennen uns noch nicht. Mein Name ist Alexandra Fischer, ich wohne …«
    »Warum sollte ich Sie nicht kennen? Jeder hier kennt Sie! Sie wohnen doch in dieser Bruchbude hinten im Wald!« Zielsicher griff sie nach Alexandras ausgestreckter Hand, tätschelte Jack den Kopf, zog ihre Hand dann schnell wieder zurück und griff nach dem Taschentuch in ihrem Schoß. »Armes Kind«, nuschelte sie in das Tuch, während sie sich über die Mundwinkel wischte.
    »Entschuldigung, was sagten Sie?«, fragte Alexandra.
    »Nichts«, antwortete sie, »ich sagte gar nichts.«
    Obgleich Alexandra sehr wohl verstanden hatte, beließ sie es dabei. Allem Anschein nach war die alte Frau tatsächlich etwas wirr im Kopf und brabbelte offenbar nach jedem Satz noch etwas Unverständliches, oder aber sie tat bewusst geheimnisvoll, um das Interesse auf sich zu ziehen. Nicht selten trieb Einsamkeit, noch dazu im fortgeschrittenen Alter, seltsame Blüten, und sicher gehörte auch die Beschwörung im Supermarkt zu eben dieser Angewohnheit.
    »Sie suchen Harris Zimmering, nicht wahr?«
    Alexandra verwunderte es nicht im Geringsten, dass die alte Dame ihre Frage vorwegnahm, schließlich hatte Sybille im Supermarkt schon prophezeit, dass Alexandra mindestens für zwei Wochen das vorrangige Gesprächsthema im Dorf sein würde.
    »Das stimmt. Können Sie mir sagen, wie ich zum Revier komme?«
    »Doch nicht etwa zu Fuß?«
    »Mit dem Fahrrad.«
    Die alte Frau nickte. »Also Kindchen, dann passen Sie mal auf. Sie fahren jetzt die Straße hier immer geradeaus, am Kieswerk vorbei, dann kommen Sie nach Hohensaaten. Passen Sie auf Ihr Hündchen auf, wenn Sie am ersten Haus vorbeifahren, da wohnt eine echte Bestie! Am Ende des Ortes fahren Sie über den Kanal, und wenn Sie dann nach rechts unten ans Ufer gucken, sehen Sie ein paar weiße Baracken. Das ist das Revier. Es sind ungefähr sechs Kilometer bis dahin.«
    Alexandra hatte es jetzt eilig. »Haben Sie vielen Dank«, sagte sie und streckte der Frau die Hand entgegen. Als diese nicht reagierte, schwang sie sich aufs Rad. »Ich werd’s finden.«
    Sie war schon einige Meter entfernt, als sie die alte Dame rufen hörte. »Wenn Sie Adam sehen, grüßen Sie ihn von seiner Mutter!«

17.
    »Sie können gehen. Vorerst natürlich!«, hörte sie einen Mann um die fünfzig sagen, als sie kurze Zeit später das Revier betrat. Hauptkommissar Schneider strich,

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