Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
Vom Netzwerk:
ließ ihn dann in seinem Schreibtisch verschwinden. »Ich komme heute Abend vorbei, und dann reden wir.« Er tippte auf die Schreibtischtür. »Ich kümmere mich drum, versprochen!«
    Harris hatte die Hand schon an der Klinke, als sie ihm jäh entrissen wurde. Wieder war es Schneider. »Bewegen Sie Ihren Arsch in mein Büro, Zimmering!«, zischte er.
    Wenn Harris bislang einigermaßen beherrscht gewirkt hatte, so zeigte Schneiders Ausbruch nun doch seine Wirkung. Mit fahrigen Bewegungen und gehetztem Blick schob er Alexandra zur Tür hinaus. Widerwillig ließ sie es geschehen, drehte sich aber im Flur noch einmal um. »Du sagtest zu Nina, auch ohne ihre Anwesenheit wären hier alle nervös. Was meinst du damit?«
    »Jetzt nicht«, war seine knappe Antwort, dann machte er kehrt, ging schnellen Schrittes bis zum Ende des Flures und verschwand hinter einer Tür.

18.
    Man hatte Dirk Schumann ganz bewusst mit einem Stapel grauenvoller Detailfotos von den Opfern eine halbe Stunde lang allein gelassen. Es sollte wohl wie ein Zufall wirken, aber selbst dem Einfältigsten musste die Absicht, ihn dadurch in Angst und Schrecken zu versetzen, von vornherein klar sein. Als Harris den Raum betrat, saß Dirk auf einem Stuhl in der äußersten Ecke des Raumes. Es war offensichtlich, dass er zwischen sich und die Fotos den größtmöglichen Abstand gebracht hatte. Äußerlich wirkte er ruhig, aber die ruckartigen Bewegungen seiner Pupillen zwischen dem Tisch und einem imaginären Punkt zu seinen Füßen ließen erahnen, dass er alles andere als entspannt war. Obgleich er sein Bruder war, bildete er einen drastischen Gegensatz zu Robert, denn alles, was dieser an Stattlichkeit aufwies, besaß Dirk an Leibesfülle. Hinzu kam, dass er den meisten Frauen des Ortes in Augenhöhe gegenüberstand, was seinem Selbstbewusstsein alles andere als zuträglich war. Klein, dicklich und stotternd, würde er also seinem Bruder niemals das Wasser reichen können. Was jedoch bei anderen zu Eifersucht oder Bitterkeit führte, äußerte sich bei Dirk in Bewunderung, ja geradezu Glorifizierung von Robert.
    Schneider hatte Harris instruiert, Dirk in dem Glauben zu lassen, es ginge ausschließlich um das Alibi für seinen Bruder, nebenbei aber zu überprüfen, ob nicht gar er selbst als möglicher Täter in Frage kam. Zweifelsfrei tappte Schneider so sehr im Dunkeln, dass er inzwischen nahezu jeden verdächtigte. Im Fall Dirk Schumann lag für Harris Schneiders Erfolgsdruck klar auf der Hand.
    »Was weißt du über das Verhältnis zwischen Theresia und Robert?«, begann Harris ohne Umschweife.
    »Nicht v-v-viel mehr als d-d-du. Na ja. Sie lieben s-s-sich. Vor einem halben Jahr a-a-allerdings hatten sie sich für ein p-p-paar Wochen g-getrennt.«
    »Ja, ich weiß. Wer von beiden wollte das eigentlich?«
    »T-t-theresia natürlich. Es w-w-wurde ihr zu eng, sie meinte, Robert kontrolliere sie, w-w-wäre zu besitzergreifend und z-z-zu eifersüchtig.«
    »Und warum hat sie’s rückgängig gemacht?«
    Für einen Sekundenbruchteil zuckten Dirks Lider. »Sie war verrückt nach ihm«, sagte er missbilligend. Harris runzelte die Stirn. Es war nichts Neues, was Dirk da von sich gab, genau genommen war es Roberts Wortlaut, als Harris ihn vor Monaten darauf ansprach, nachdem die Eifersuchtsanfälle in Pauls Kneipe zur Tagesordnung gehörten.
    »Na gut, ich will nicht lange drum herumreden, eigentlich will ich wissen, wo du vorletzte Nacht geschlafen hast.«
    »B-b-bei Robert«, stotterte Dirk.
    »Und Robert war auch da.«
    »Ja k-klar!«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Es reicht, dass ich ihn g-g-gehört habe. Wenn d-d-der besoffen ist, schnarcht der w-w-wie ’n Sägewerk.«
    »Weiß Robert, dass du bei ihm gepennt hast?«
    Dirk schüttelte den Kopf.
    »Das heißt, ihr habt euch nicht gesehen. Und wie bist du dann in seine Wohnung gekommen?«
    »Ich hab ’nen Schlüssel.«
    »Du bist also rein und raus, ohne dass ihr euch begegnet seid.«
    Dirk nickte. Harris setzte sich an den Tisch, schob die Fotos zusammen und legte den leeren Umschlag darüber. Selbst ihm war der Anblick eines abgetrennten Kopfes momentanzu viel. Noch weigerte er sich, weiterzudenken und nun Dirk statt seines Bruders ins Visier zu nehmen. Seines Erachtens war Dirk in seinem Wesen nicht nur das Gegenteil eines Serienkillers, sondern geradezu das Musterbeispiel eines Weicheies. Gab es irgendwo eine Auseinandersetzung oder Schlägerei, schlich Dirk sich unauffällig davon. Geriet er selbst unter

Weitere Kostenlose Bücher